Rezension zu "Wanka würde Wodka kaufen" von Jule Kaspar
Durch eine andere Lovelybooks Userin habe ich erfahren, dass "Wanka würde Wodka kaufen" eigentlich die Vorgeschichte/Nebengeschichte der Reinigungskraft von Max Leif aus den Hypochonder-Romanen der Autorin Juliane Kappler ist. Ich kenne weder die Reihe noch andere Werke der Autorin, weiß daher auch nicht wieso dieser Roman unter einem Pseudonym veröffentlicht wurde. Zumindest kann ich bestätigen, dass "Wanka würde Wodka kaufen" absolut eigenständig gelesen werden kann.
Wanka ist eine ehemalige Zirkusartistin aus Leningrad, die nach einem Anschlag durch die Mafia ins Zeugenschutzprogramm überführt wird und so in Deutschland landet. Als Jekaterina lernt sie so den Scheinehemann Vladimir kennen und soll mit Hilfe des deutsch-deutschen Herrn Lehmann erfolgreich integriert werden. Die resolute Frau lässt sich aber so gar nichts gefallen und hangelt sich so von Job zu Job und ins Herz der Familie Vladimirs...
Der Humor des Romans ist herrlich schlicht, spielt mit den kulturellen Unterschieden und sprachlichen Besonderheiten des Deutschen. An den richtigen Stellen findet er einen ernsten Ton und lässt die Charaktere weder farblos noch überspitzt wirken.
Allerdings wiederholen sich für mich zu viele ähnliche Scherze - ja, ich habe verstanden, dass viele deutsche Ausdrücke und Wörter komisch sind - und Handlungen. Lange Zeit wird der Leser im Dunklen gelassen, wieso Jekaterina im Zeugenschutzprogramm gelandet ist, der Moment der Auflösung und überhaupt die Entwicklung der Beziehung zwischen ihr und Vladimir ist herzerweichend. Während mir die Entwicklungen innerhalb der neuen Patchworkfamilie sehr zugesagt haben, empfand ich den x. Jobwechsel dann als etwas inspiriert. Hier hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht.
Doch wie bereits angedeutet überzeugten mich die Charaktere einfach von vorne bis hinten. Der anfangs noch kalte, bis dato alleinerziehende Vladimir, seine beiden Teenager und die taffe Wanka alias Jekaterina....sie alle sind mir sehr ans Herz gewachsen. Die Begegnungen im Hausflur, in den verschiedenen Arbeitsstätten, Mal harmlos ernüchternd bis hin zu schockierend übergriffig - hier vermisste ich definitiv keine Vielfalt.
Alles in allem konnte mich das Buch trotz der genannten Schwächen abholen und mich am Ende überzeugen, auch wenn ich zwischenzeitlich durch entsprechende Wiederholungen und Längen etwas länger gebraucht habe. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, die oben genannte Reihe auszuprobieren, ohne zu wissen, welche Rolle Wanka/Jekaterina dort spielt.