Juli Min

 3,3 Sterne bei 25 Bewertungen

Lebenslauf

Juli Min ist Chefredakteurin bei THE SHANGHAI LITERARY REVIEW, eine Literaturzeitschrift, die jährlich in Kooperation mit der Duke University erscheint. Ihre Texte erscheinen u.a. in The New York Times, Real Life und Hazlitt. Sie hat in Harvard ihren Bachelor in Komparatistik gemacht und einen MFA am Warren Wilson College. Sie erhielt das Swatch Art Peace Hotel-Stipendium 2023 und lebt zurzeit in Shanghai.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Shanghai Story (German Edition) (ISBN: B0F1GBC163)

Shanghai Story (German Edition)

Neu erschienen am 31.03.2025 als Hörbuch bei Audible Studios.

Alle Bücher von Juli Min

Cover des Buches Shanghai Story (ISBN: 9783847901877)

Shanghai Story

(25)
Erschienen am 31.01.2025
Cover des Buches Shanghai Story (German Edition) (ISBN: B0F1GBC163)

Shanghai Story (German Edition)

(0)
Erschienen am 31.03.2025

Neue Rezensionen zu Juli Min

Cover des Buches Shanghai Story (ISBN: 9783847901877)
A

Rezension zu "Shanghai Story" von Juli Min

Annakat
Viel verschenktes Potential

In ihrem Debütroman "Shanghai Story" erzählt Juli Min die Geschichte der asiatischen Familie rund um Leo, Eko und ihre drei Töchter Yumi, Yoko und Kiko über einen Zeitraum von 26 Jahren.  

Das Besondere dabei ist dass sie die Geschichte rückwärts erzählt, beginnend im Jahr 2040 als die Töchter längst erwachsen sind und Leos und Ekos Ehe auf der Kippe steht bis ins Jahr 2014 als sie sich gerade kennenlernten. 

Leo ist ein erfolgreicher chinesischer Immobilieninvestor, Eko eine französisch-japanische Künstlerin. Wie haben sie sich kennengelernt, wie ist ihr Leben verlaufen, welche Entscheidungen haben sie getroffen... all das erfahren wir nur sehr langsam, manches gar nicht denn es dauert bis die Geschichte am Anfangspunkt ist, dort wo alles seinen Ursprung hat was Leos und Ekos Leben seitdem prägte. Einige Erzählstänge verlaufen auch im Sande, ekn roter Faden fehlt dem Buch komplett 

Die Figuren die Juli Min zeichnet waren für mich nicht immer greifbar und in den meisten Fällen höchst unsympathisch. Leo, der seine Frau im einen Moment vergöttert, im anderen verabscheut. Eko, die so gerne aus dieser Ehe ausbrechen würde, sich das Leben mit jemand anderem vorstellt, eine Szene früher oder später jedoch völlig in ihrer Rolle als liebende Ehefrau aufgeht. 

Auch die drei Schwestern untereinander kämpfen mit Rivalität, Verachtung und gleichzeitiger Liebe füreinander und suchen jeweils ihren Platz in einer globalisierten Welt. 

Das ist die große Stärke der Autorin - komplexe, familieninterne Dynamiken aufzeigen, Konflikte und Emotionen ausbreiten und aufarbeiten, psychologisch tiefgreifend Strukturen einer Familie zutage fördern die sich längst, vielleicht ohne es zu merken, voneinander entfremdet hat. Das hinterlässt Eindruck und zeichnet ein tiefgreifendes Bild einer Familie die nach außen hin ihren Schein versucht zu wahren während sie sich gegenseitig verletzt, unfähig ist zu kommunizieren und innerlich längst implodiert ist.

Was für mich nicht so gut funktioniert hat, worin ich jedoch große Hoffnungen hatte, ist der Kunstgriff des rückwärts Erzählens. Ich habe erwartet dass die Geschichte mit einem großen Knall beginnt dessen Entstehung wir verfolgen. Das war nicht der Fall und deshalb etwas enttäuschend. Der Plot setzt sich eher zusammen aus fragmentarischen Szenen einer dysfunktionalen Familie die mehr aus Konflikten und Entfremdung besteht als aus Zuneigung zueinander. Wir bekommen mit jedem Kapitel neue Brocken hingeworfen und müssen uns unser Bild selber zusammensetzen. 

Der Lesefluss wurde für mich auch etwas gehemmt dadurch dass ich mich nach jedem relativ langem Kapitel in eine neue Perspektive und eine neue Zeit hineinversetzen musste. 

Fazit: Die präzise Beobachtungsgabe der Autorin war für mich ein klarer Pluspunkt und hat zwar unemotionale aber interessante Einblicke in die Familiendynamik ermöglicht. 

Die Erzählungweise hat für mich allerdings leider nicht funktioniert da der Spannungsbogen bereits von Anfang an nicht gegeben war und der Plot eher aus losen Anekdoten bestand - womit der Titel Shanghai STORIES für mich treffender wäre. 

Cover des Buches Shanghai Story (ISBN: 9783847901877)
Casaplancas avatar

Rezension zu "Shanghai Story" von Juli Min

Casaplanca
Familiengeschichte im Rückwärtsgang

" Shanghai Story" von Juli Min ist ein Roman, auf den ich sehr gespannt war. Das besondere ist hier die Erzählweise. Es wird die Geschichte einer chinesischen Familie erzählt, allerdings rückwärts durch die Zeit gehend.
Die Familie Yang ist wohlhabend, der Vater erfolgreicher Geschäftsmann, auch die Mutter ist eine selbstbewusste, gebildete Frau, sie haben drei Töchter.
Jede einzelne der unterschiedlich langen Episoden aus den jeweiligen Jahren konnte ich sehr genießen. Die Protagonisten wurden sehr gut vorgestellt, mir wurden sie vertraut und es gab auch richtig gute und wichtige Nebencharaktere. Nicht jeder hier ist sympathisch, das muss aber auch gar nicht sein.
Die Geschichte der Familie stand mir am Ende schon irgendwie vor Augen, obwohl mir ein roter Faden durch die einzelnen Episoden gefehlt hat.
Gerade bei Personen, wo man wusste, sie treten in der Vergangenheit noch nicht auf, fand ich es oft schade, da nichts weiter erfahren zu können.
An Themen wurde hier sehr viel aufgegriffen und es gab auch viel Stoff, den ich länger zum nachdenken hatte, das Buch bleibt mir immer noch präsent.
Auf jeden Fall ist die Geschichte es wert gelesen zu werden, ob der Kniff mit dem rückwärts erzählen ihr gut getan hat, zweifle ich persönlich an, ich hätte gerne offene Stränge in die Zukunft hinein verfolgt. Aber es ist definitiv mal etwas ganz anderes, lesenswert.

Cover des Buches Shanghai Story (ISBN: 9783847901877)
booklovings avatar

Rezension zu "Shanghai Story" von Juli Min

bookloving
Rückwärts durch die Zeit: Eine Familie im Wandel

MEINE MEINUNG

In ihrem interessanten Debütroman „Shanghai Story" erzählt Juli Min die facettenreiche Geschichte einer multikulturellen Familie in Shanghai und beleuchtet dabei die faszinierende Familiendynamik und Herausforderungen, die sie über einen Zeitraum von 26 Jahren prägen. Die Autorin greift zu einem innovativen Kunstgriff, indem sie die Handlung rückwärts erzählt. Diese unkonventionelle Erzählweise sorgt für einen ungewöhnlichen Spannungsaufbau, der uns auf eine fesselnde Reise von der Zukunft im Jahr 2040 zurück durch die Jahrzehnte zu den Anfängen der Beziehung zwischen Leo Yang, einem erfolgreichen Immobilieninvestor, und seiner japanisch-französischen Frau Eko im Jahr 2014 mitnimmt.

Im Mittelpunkt des Romans steht die Familie Yang mit ihren drei Töchtern Yumi, Yoko und Kiko. Mit jedem neuen Kapitel führt uns Min weiter in die Vergangenheit und enthüllt nach und nach ihr komplexes Familienleben voller Höhen und Tiefen, Verluste und Geheimnisse, die das Schicksal dieser Familie über die Jahre hinweg geformt haben. Neben den Perspektivwechseln zwischen den einzelnen Familienmitgliedern kommen vereinzelt auch einige Figuren aus ihrem Umfeld zu Wort, wie der Chauffeur oder das Kindermädchen. Aus diesen anderen Blickwinkeln erhalten wir eine aufschlussreiche Außenansicht auf die einzelnen Protagonisten und ein nuancierteres Porträt der Familie.

Mins subtile, aber scharfsinnige Beobachtungen eröffnen eindrucksvolle Einblicke in das herausfordernde Alltagsleben der Yangs und die Entwicklung ihrer Charaktere. Dabei eröffnet sie auch faszinierende Perspektiven auf die verborgenen Dynamiken und komplexen Realitäten ehelicher und zwischenmenschlicher Beziehungen. Mit feinem Gespür beuchtet sie daneben auch allgemeingültige Themen wie kulturelle Identität, die vielschichtige Natur der Liebe sowie Herausforderungen und Ungerechtigkeiten des Lebens. Zudem widmet sie sich den starken familiären Bindungen, die durch gemeinsame Geheimnisse, Sehnsüchte und Verletzungen entstehen. 

Trotz sorgsamer Charakterzeichnung bleiben die Hauptfiguren jedoch seltsam fremd und oft schwer greifbar. Ihre Unfähigkeit zur Kommunikation, ihr unsympathisches Auftreten und ihr bisweilen unverständliches Handeln erschweren es, eine emotionale Bindung zu ihnen aufzubauen. Leo, der charismatische Patriarch der Familie mit tief sitzenden Ängsten und der Sorge um die Zukunft seiner Töchter, Eko, die begabte Künstlerin mit ihrer kulturellen Entwurzelung, sowie die drei Töchter, die ihren Platz in in einer globalisierten Welt suchen – alle kämpfen hinter der Fassade einer wohlhabenden Vorzeigefamilie mit ihren eigenen Sehnsüchten, Hoffnungen und Verletzungen.

Zwischen den drei Schwestern und den Ehepartnern Leo und Eko entwirft Min ein hochkomplexes Beziehungsgeflecht voller unausgesprochener Konflikte und emotionaler Barrieren. Doch selbst retrospektiv bleiben die Gründe für viele dieser Spannungen und der familiären Entfremdung nur teilweise nachvollziehbar. Eindrucksvoll gelingt es Min dennoch, ein psychologisch vielschichtiges Porträt moderner, dysfunktionaler Familienstrukturen. 

Während sich die Welt um sie herum durch rasanten technologischen Fortschritt oder tiefgreifende gesellschaftliche Umbrüche in atemberaubendem Tempo verändert und ihr Leben stetig beeinflusst, bleiben die emotionalen Herausforderungen, inneren Konflikte und seelischen Nöte der Protagonisten bemerkenswert beständig. Min versteht es, diese zeitlose Spannung zwischen äußerem Wandel und innerer Stagnation einzufangen und uns vor Augen zu führen.

Während einige Passagen durch poetische Qualität bestechen, leidet der Roman insgesamt unter einem überwiegend nüchternen und stellenweise holprigen Schreibstil, der den Lesefluss hemmt. Dies erschwert es mitunter, sich in die Szenen hineinzuversetzen oder diese lebendig vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Es bleibt unklar, ob diese sprachlichen Schwierigkeiten auf eine möglicherweise mangelhafte Übersetzung zurückzuführen sind.

Trotz der faszinierenden, innovativen Erzählstruktur hinterlässt der Roman bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Er bietet zwar interessante Einblicke in die Beziehungsdynamik einer multikulturellen Familie sowie spannende Enthüllungen familiärer Geheimnisse, doch fehlt ihm ein klarer roter Faden oder ein übergreifender Spannungsbogen. Die Erwartungen auf eine zentrale Enthüllung oder ein prägendes Ereignis, das den Zustand der Familie im Jahr 2040 erklärt, werden leider nicht erfüllt. Stattdessen wirkt der Roman wie eine lose Sammlung von etwas beliebigen Episoden und Anekdoten Familienleben der Yangs über mehrere Jahrzehnte hinweg. Einzelne Geschichten sind durchaus fesselnd, können jedoch nicht vollständig über Schwächen in der Charakterzeichnung und dem Spannungsaufbau hinwegtrösten. 

FAZIT

Ein ambitioniertes Debüt mit einer innovativen Erzählstruktur und faszinierenden Einblicken in das Leben einer multikulturellen Familie. Trotz beeindruckender Themenvielfalt und psychologischer Tiefe fehlt es dem Roman jedoch an emotionaler Zugänglichkeit und einem klaren Spannungsbogen. 

Ein interessanter Roman für Fans von komplexen Familiengeschichten – wenn auch nicht ohne Schwächen.

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