Rezension zu Corpus Delicti von Juli Zeh
Das Leben ist ein Angebot, das man auch ablehnen kann
von VroniMars
Rezension
VroniMarsvor 8 Jahren
In Juli Zehs dystopischen Roman "Corpus Delicti" wird eine Gesellschaft beschrieben, die sich der Gesundheit seiner Bewohner verschrieben hat. Das System bietet einem nicht nur eine allumfassende Gesundheitsvorsorge, sondern gibt einem auch einen strikten Ernährungs- und Bewegungsplan vor. Die einstige Methodenbefürworterin Mia Holl beginnt aber nach der Verurteilung ihres geliebten Bruders Moritz an dem ganzen zu zweifeln.
In dem Buch begleiten wir, die sich von einer Methodenanhängerin zu einer -gegnerin entwickelt. Dabei werden immer wieder neue Fragestellungen aufgeworfen, die auch abseits des Buches interessant sind. Inwieweit steht das Allgemeinwohl über dem persönlichen Wohl des einzelnen? Wer entscheidet, was ein gesundes Leben ist? Darf der Mensch, wie in der Überschrift angedeutet, auch sein Leben wegwerfen oder muss dann der Staat eingreifen? Reicht es, ein Leben ohne Krankheiten und Schmerzen zu führen, um glücklich zu sein?
Das Besondere an diesem Buch war für mich weniger das Thema, wobei auch dieses wirklich interessante Fragestellungen, wie gerade erwähnt, mit sich bringt. Mich hat der Erzählstil gepackt und überzeugt. Die Autorin verwendet die auktoriale Erzählweise und bezieht den Leser aber in die Beobachterrolle mit ein, indem sie z.B. "wir beobachten Mia dabei, als..." schreibt. Der Roman wirkt wie eine Szenerie, die man mitbeobachten darf. Erwähnenswert ist auch die hervorstechende Figur der "idealen Geliebten". Sie ist eine imaginäre Figur, die ihr Bruder erfunden und ihr "vererbt" hat. Mia führt mit ihr Diskurse über das System, wodurch die "ideale Geliebte" nicht nur das Sprachrohr des verstorbenen Moritz ist, sondern auch Mias Entwicklung erheblich beeinflusst.
Alles in allem hat mich "Corpus Delicti" nicht nur überrascht, sondern auch überzeugt. Die angesprochenen Thematiken werden nie an Aktualität verlieren und sind deshalb auch so beeindruckend.
In Juli Zehs dystopischen Roman "Corpus Delicti" wird eine Gesellschaft beschrieben, die sich der Gesundheit seiner Bewohner verschrieben hat. Das System bietet einem nicht nur eine allumfassende Gesundheitsvorsorge, sondern gibt einem auch einen strikten Ernährungs- und Bewegungsplan vor. Die einstige Methodenbefürworterin Mia Holl beginnt aber nach der Verurteilung ihres geliebten Bruders Moritz an dem ganzen zu zweifeln.
In dem Buch begleiten wir, die sich von einer Methodenanhängerin zu einer -gegnerin entwickelt. Dabei werden immer wieder neue Fragestellungen aufgeworfen, die auch abseits des Buches interessant sind. Inwieweit steht das Allgemeinwohl über dem persönlichen Wohl des einzelnen? Wer entscheidet, was ein gesundes Leben ist? Darf der Mensch, wie in der Überschrift angedeutet, auch sein Leben wegwerfen oder muss dann der Staat eingreifen? Reicht es, ein Leben ohne Krankheiten und Schmerzen zu führen, um glücklich zu sein?
Das Besondere an diesem Buch war für mich weniger das Thema, wobei auch dieses wirklich interessante Fragestellungen, wie gerade erwähnt, mit sich bringt. Mich hat der Erzählstil gepackt und überzeugt. Die Autorin verwendet die auktoriale Erzählweise und bezieht den Leser aber in die Beobachterrolle mit ein, indem sie z.B. "wir beobachten Mia dabei, als..." schreibt. Der Roman wirkt wie eine Szenerie, die man mitbeobachten darf. Erwähnenswert ist auch die hervorstechende Figur der "idealen Geliebten". Sie ist eine imaginäre Figur, die ihr Bruder erfunden und ihr "vererbt" hat. Mia führt mit ihr Diskurse über das System, wodurch die "ideale Geliebte" nicht nur das Sprachrohr des verstorbenen Moritz ist, sondern auch Mias Entwicklung erheblich beeinflusst.
Alles in allem hat mich "Corpus Delicti" nicht nur überrascht, sondern auch überzeugt. Die angesprochenen Thematiken werden nie an Aktualität verlieren und sind deshalb auch so beeindruckend.