Rezension zu "Die Zeit der Schmetterlinge" von Julia Alvarez
Julia Álvarez, welche am Anfang des Buches als Charakter erscheint, redet mit Dedé, der einzigen Überlebenden der vier Mirabal-Schwestern. Durch Gespräche mit Dedé und weitere Dokumente und Fundstücke über die Zeit von 1938 bis 1994 in der dominikanischen Republik erzählt Álvarez aus der Sicht der Mirabal-Schwestern die Revolution.
Das Buch ist eines der wenigen historischen Bücher, das ich gelesen habe, es hat mir jedoch sehr gefallen. Man wird nach und nach in die Sicht der vier Schwestern eingeführt, die Dedé, Minerva, Mate (María Teresa) und Patria heissen. Alle vier Schwestern haben einen eigenen Charakter und auch wenn ich anfangs etwas verwirrt war durch die Perspektivenwechsel, habe ich mich nach ein paar Kapiteln gut eingefunden.
Die vier Schwestern, deren Deckname "Las Mariposas" (Die Schmetterlinge) war, tragen alle eine wichtige Rolle zur Revolution bei, die in der Zeit in der Dominikanischen Republik gegen den Diktator Trujillo stattgefunden hat. Man erfährt, wie die Schwestern ihr politisches Erwachen haben und was Trujillo "El Jefe" für ein Mensch ist. Dabei merkt man, dass die Autorin auch Dominikanerin ist, denn sie lässt immer wieder spanische Wörter einfliessen (die entweder übersetzt werden oder aber einfach zu verstehen sind) und gibt auch die dominikanische Kultur authentisch wieder. Nicht nur lernt man also etwas über die geschichtlichen Ereignisse, sondern auch über die Traditionen des karibischen Landes.
Am Anfang musste ich mich etwas überwinden weiterzulesen, doch nach den ersten paar Kapiteln hat mich das Buch richtig gefesselt. Es war sehr spannend zu lesen, wie langsam aus einem Präsident ein Diktator werden kann und wie sich die Stimmung im Land komplett ändert. Ich denke, dieses Buch zu lesen gibt einen sehr wertvolle Einblicke in so ein Geschehen.
Es hat mir bestimmt geholfen, dass ich die dominikanische Kultur schon kenne und auch spanisch spreche. Dadurch wunderten mich viele Dinge nicht, die vielleicht in der deutschen Kultur anders sind. Zum Beispiel die Spitznamen oder der starke Glaube. Ebenso hatte ich manchmal das Gefühl, gewisse Gespräche wurden gedanklich aus dem Spanischen übersetzt, sodass es auf Deutsch etwas seltsam klingt.
Dadurch, dass das Buch die Zeit von 1938 bis 1960 bzw. 1994 abdeckt, ist sehr viel Stoff auf 500 Seiten gepackt. Manchmal ging es mir etwas zu schnell und ich hätte mir mehr Details gewünscht. Gewisse Stellen wirken etwas "gehetzt".
Damit kommen wir zum Schreibstil. Am Anfang musste ich mich an den Stil gewöhnen. Ich weiss nicht, ob das bei historischen Romanen immer so ist, aber häufig wurden Szenen nur erzählt, ohne viel Gefühle reinzubringen, obwohl man etwas fühlen sollte. Ebenso war es manchmal umständlich geschrieben. Es gab Sätze, die sehr umgangssprachlich waren und andere, die sehr gehoben waren, was irgendwie nicht zusammen passt. Da hätte man etwas mehr daran feilen können, denke ich. Vielleicht hätte ich es auch in der Originalsprache lesen sollen. Das trägt dazu bei, dass ich nur 4 statt 5 Sterne vergebe.
Zuletzt noch eine Kritik an den Verlag: Das Buch hatte viele Tippfehler, so viele, dass ich irgendwann nachgeschaut habe, ob es überhaupt ein Korrektorat hat (hat es). Häufig wurde statt ck kk geschrieben, oder es waren einfach seltsame Satzzeichen mitten in der Zeile. Ebenso waren zwei Abschnitte doppelt (!) drin und an mindestens drei Stellen war eine falsche Leerzeile. Das hat mich irgendwann genervt, da es gehäuft vorkam.
Alles in allem gebe ich eine klare Leseempfehlung!