Cover des Buches Queen Victoria (ISBN: 9783806237849)
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Rezension zu Queen Victoria von Julia Baird

God Save The Queen!

von kleopatak vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Wechselnd zwischen sachlicher Distanz und emotionaler Nähe entwirrt Julia Baird Queen Victorias Leben und den Trubel des 19. Jahrhunderts.

Rezension

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kleopatakvor 5 Jahren

Die Biographie „Queen Victoria – Das kühne Leben einer außergewöhnlichen Frau“ von Julia Baird erzählt mit viel Hintergrundwissen von dem Wirken der gleichnamigen englischen Königin.


Das Buch behandelt das Leben Queen Victorias in fünf Abschnitten, welche ihrerseits wiederum in insgesamt 30 Kapitel unterteilt sind. Diese kleinschrittig wirkende Einteilung ermöglicht der Autorin, gezielt gesellschaftliche Themen und Probleme der damaligen Zeit aufzugreifen, auszuführen und von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Aber auch politische und militärische Konflikte werden erläutert und ausführlich dargelegt, wodurch der Leser ein breites Hintergrundwissen zu verschiedensten Themen angeboten bekommt. Dieses wiederum, hilft ihm ungemein das damalige Denken und Leben der Menschen zu verstehen, sodass man selbst erschütternde oder unglaubwürdige Begebenheiten nachvollziehen kann. Diese thematisch orientierten Abschnitte verhindern jedoch eine rein chronologische Vorgehensweise, wodurch manchmal zeitliche Sprünge entstehen und der Leser die zeitliche Übersicht verliert. Aus diesem Grund wäre ein Zeitstrahl oder ähnliches Zusatzmaterial für den fachfremden Leser sehr hilfreich. Die Mischung aus thematischer und chronologischer Aufarbeitung erschwert zudem einen roten Faden zu erkennen und zu verfolgen, wodurch der Lesefluss teils unterbrochen wird. Ein weiterer bedauerlicher Nebeneffekt ist das Anschneiden von kleineren Sachverhalten, auf die anschließend nicht weiter eingegangen wird. Leider ist dies jedoch bei einem so komplexen Leben und Jahrhundert unumgänglich. Nichtsdestotrotz, wurden Victorias Kinder häufig nur flüchtig behandelt. Natürlich muss man bedenken, dass ihre Mutter nur bedingtes Interesse an ihnen hatte, trotzdem ist mir dieser Aspekt Victorias Lebens etwas zu kurz gekommen.


Die zweite Auffälligkeit der Biographie besteht aus dem sehr narrativen und somit emotionalen Schreibstil. Dies führt dazu, dass dem Leser das Jahrhundert auch auf sprachlicher Ebene Nahe gebracht wird und man sich schnell mit Victoria identifiziert, auch wenn dies wahrscheinlich nicht beabsichtigt ist. Mit Hilfe von witzigen Details, wie das Zusammenbrechen eines Ballsaals, schafft es die Autorin dem Leser ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, obwohl Victorias Leben alles andere als lachhaft ist. Leider ist an vielen Stellen jedoch nicht ersichtlich, welche Details belegt sind und welche erfunden. Dieses eindeutige Manko einer Biographie, welche klarerweise auf belegbaren Fakten basieren sollte, kann man leider nicht von der Hand weisen.

Neben diesen fast romanähnlichen Passagen, welche meist direkt von Victorias Leben handeln, findet man auch sehr sachliche Abschnitte, worunter auch die Beschreibungen der Feierlichkeiten zu ihrer Krönung zählen. Trotz der dort verwendeten Sachlichkeit und vielleicht auch gerade durch diese, schafft Julia Braid mit Liebe zum Detail eine prächtige Atmosphäre, die den Leser berauscht.

Dieses Zusammenleben von emotionalen Erzählungen und sachlichen Beschreibungen ermöglicht dem Leser einen ausgewogenen Lesegenuss, der sehr angenehm ist. Trotz dessen handelt es sich hierbei aber weiterhin um eine Biographie, die sich natürlich nicht so schnell und leicht runter lesen lässt, wie ein Unterhaltungsroman.


Neben dem ausformulierten Teil des Buches, gibt es auch Zusatzmaterial, welches das Lesen und das Verständnis vereinfachen. So findet man zu Beginn einen Ausschnitt Victorias Stammbaums, der von ihrem Großvater bis zur heutigen Queen Elizabeth reicht. Insbesondere bei zeitlichen Sprüngen, war dieser unersetzlich, um der Autorin folgen zu können. Eine zeitliche Übersicht, hätte dies noch mehr vereinfacht, wie oben schon angesprochen. Außerdem hätte ich mir ein Personenverzeichnis oder etwas Ähnliches gewünscht, da viele Namen zu Beginn eingeordnet werden, an dessen Einordnungen man sich aber später nicht erinnern kann. Auch die Endnoten sind nur bedingt hilfreich, da sie sehr interessante Informationen für den Leser beinhalten, dieser aber ständig zurück blättern muss, und dann teils von Quellenverweisen enttäuscht wird. Aus diesem Grund wäre eine Unterteilung zwischen Fußnoten, welche zusätzliche inhaltliche Informationen enthalten, und Endnoten mit Quellenverweisen, sinnvoll gewesen. Gefreut hingegen habe ich mich über die, immer wieder auftretenden, Graphiken und Fotos, die das Geschriebene visuell veranschaulichen.


Die Biographie Queen Victorias ist Julia Braid überaus gut gelungen und hat mir außerordentlich gut gefallen. Die Autorin lässt den Leser in die Herzen Queen Victorias und des gleichnamigen 19. Jahrhunderts blicken und bereitet ihm ein hervorragendes, informatives Lesevergnügen. Leider lassen sich jedoch auch einige, meist formale, Mängel erkennen, sodass ich insgesamt 4 Sterne vergebe.

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