Hallo, mein Name ist Julia Bolender und ich habe bei Amazon einen Band von Kurzgeschichten veröffentlicht. Ich verlose hier 10 Taschenbücher in dieser Leserunde davon.
Es handelt sich um 16 Kurzgeschichten um Liebeskummer, Neuanfänge, und wie man mit einer großen Schuld umgeht. Hier eine Zusammenfassung von drei Geschichten:
1)Der Kampf: In dieser Geschichte geht es um einen alten Mann. Er lebt alleine in einer Wohnung. Nur ein Vogel in einem Käfig scheint sein einziger Freund zu sein. Der Mann merkt, dass er nicht ewig einsam bleiben möchte und beschließt den Kampf dagegen auf zu nehmen. Der Vogelkäfig steht immer offen, denn der Mann hatte bisher die Erfahrung gemacht, dass der Vogel nie an der Freiheit interessiert war. Doch der Mann muss bald darauf erkennen, dass es nicht nur für nun Zeit für einen Neuanfang wird.
2)Der Rabe: Ein Mädchen sitzt in ihrer Wohnung am Küchenfenster und beobachtet am gegenüberliegenden Hausgiebel einen Raben und eine Taube. Der Rabe versucht die Taube anzugreifen, doch diese schafft es rechtzeitig zu fliehen. Das Mädchen verbindet mit dem Raben ihre Angst sich auf eine neue Liebe einzulassen. Doch sie merkt, dass sie es immer besser lernen wird diese Angst zu überwinden, um einen Neuanfang zu starten.
3)Rote Spuren im Sand: Diese Geschichte erzählt von einem jungen Mann. Er hat als Rechtsradikaler einen Menschen unbeabsichtigt umgebracht. Aufgrund seines schlechten Gewissens beschließt er sich selbst auch in hohem Maße zu bestrafen, indem er sich in die Fluten des Meeres stürzt. Seine Freundin ahnt davon nichts und wartet zur gleichen Zeit am anderen Ende des Strandes auf ihn.
Hier folgt noch eine Leseprobe von der Kurzgeschichte: "Rote Spuren im Sand".
Rote Spuren im Sand
Ein Rechtsradikaler saß abends an einem Strand. Kurz vorher waren die Twin -Tower in New York wie ein Riesenkartenhaus nur mit mehr Rauch und Feuer in sich zusammengestürzt.
Die Sonne war, wie in einem blutigen Meer, langsam und leise versunken. Er saß da, den Kopf in eine Hand gestützt, und überlegte, ob sie, auch am nächsten, wie an jedem morgen aufgehen würde. Doch dann Frieden bringend, nicht so wie vor drei Tagen. Drei Tagen, in denen Tränen flossen, Leute laut vor Angst und Kummer schrien. Und besonders hier, in seinem Heimatland, plötzlich, für immer schwiegen. Unter Massen von kaltem Stein. Einem Gefängnis der Ewigkeit.
Er war Meilen von dem Geschehen entfernt gewesen, und doch war ihm zu dem Zeitpunkt, obwohl er erst später davon erfuhr, ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen.
Wie jeden Morgen hatte er sich an den Frühstückstisch gesetzt. Heißen Kaffee getrunken, und frische Brötchen gegessen. Nicht einmal daran denkend, dass sein Leben, indem es außer ab und an schulischen, oder jugendlichen Problemen, gut lief, einmal, anders sein könnte.
Und nun saß er da, mit glasigem Blick. An der kleinen Bucht, an der er vor nicht allzu langer Zeit, noch mit ihr gesessen hatte. Mit ihr, dessen Haar, so weich und schön gewesen war. Mit ihr, die ihn getröstet hatte, wenn es ihm schlecht ging. Mit, und wenn sie nicht konnte, wie in diesem Moment, ohne sie.
Langsam erhob er sich. Den Rücken gekrümmt, wie ein alter Mann. Rauschend hörte er die Wellen an den Strand spülen. Die Geräusche waren so nah, und doch schien ihm das alles so weit weg.
Hatte ihn das Unglück nicht schon genug in einen Rausch versetzt? Außer dem Licht des ein Stück entfernten Strandhäuschens, war es, ohne das es der Junge bemerkt hatte stockdunkel geworden. Als er es bemerkt hatte, fasste der junge Mann einen Entschluss.
Noch einmal wollte er das kühle Nass des Meeres spüren, noch ein letztes Mal wollte er durch die weiten Tiefen tauchen. Durch Scharen von kleinen, bunten Fischen. Das Gefühl frei zu sein, genießen ohne Sorgen und Angst. Noch einmal.
Und dann stand er da. So wie er auf die Welt gekommen war. Klein und mit einem ängstlichen Blick, doch mit einem Unterschied. Er glaubte zu wissen, was ihn in dieser großen, grausamen Welt erwartete.
Plötzlich begann er zu rennen und dabei laut zu schreien. Niemand außer ihm war sonst am Strand. Todesmutig stürzte er sich in die Fluten. Und schwamm. Bald nach Luft ringend, doch er wollte es schaffen, er wollte die Mitte des Meeres erreichen, den Punkt, wo er glaubte, jede Seele war, bevor sie sich einen Menschen suchte, um sich in ihm fest zu setzen. Um eine Heimat zu finden. Er war schon zu alt für solch einen Aberglauben und doch, in diesem einen Augenblick, wo ihm alles so hoffnungslos schien, war es das Einzige, was ihm noch Mut gab.
Als der Mond den er in dieser Nacht noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte, am Himmel auftauchte, wusste er, dass es „Jetzt!“ passierte. Kraftlos ließ er seine Arme sinken, legte sich auf den Rücken und ließ sich einfach treiben. Er wusste, als er die Augen schloss, aus seinem tiefsten Inneren, dass er sich in der Mitte des Meeres befand. Sein eben noch aufgehetzter Körper entspannte sich, ein ruhiges, sachtes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Gleich würden sie kommen und ihn holen. Genauso wie die anderen davor. Mit dem Unterschied, dass diese Menschen nur Mittel zum Zweck gewesen waren. Sie hatten ihn nur aufmerksam machen wollen. Es war eine Strafe gewesen, diese unschuldigen Menschen sterben zu lassen. Eine Strafe für ihn. So glaubte der Junge. Der Junge, der vor ein paar Monaten einem aus ihrem Land einen Stein an den Kopf geworfen hatte.
Das der Mann dann nicht mehr aufwachte, war auch wenn er es sich nicht gleich eingestehen wollte, allein seine Schuld gewesen! „Ausländer!“ hatten seine Freunde gebrüllt. „Ausländer! Haben in unserem Land nichts verloren! Haut ab, verschwindet, sonst bringen wir euch eigenhändig zurück!“ Es waren die Jungs gewesen, die ihn angestachelt hatten, damals den Stein zu werfen, um einfach mal zu gucken, was passiert…
Und nun war er hier, hatte sich versteckt, sich vor der Verantwortung für sein Tun gedrückt. Dieses Attentat, er wusste, auch wenn es alle sagten, dass „die Ausländer“ den Anschlag verübt hatten. Seine Freunde hatten auch versucht zu entkommen…, sie hatten der dunklen Lawine aus Hass und Verderben nicht entfliehen können. Und nun, wo diese… diese, er fand keine Bezeichnung für sie, ein Zeichen gesetzt hatten, wollten sie ihn holen. Ihn, auf dessen kahlem Kopf langsam das Haar wieder zu wachsen begann. Ihn, der alle seine Lederkleidung weggeworfen hatte, als er von dem Unglück gehört hatte.
Der junge Mann lachte auf einmal laut auf. Es war ein fremdes Lachen, gehörte nicht zu ihm. Er war ruhig, so ruhig wie noch nie zuvor in seinem Leben.
Während sein Körper, dessen Teile ihm mit jedem Augenblick fremder schienen, so auf dem Wasser hin und her trieb, blickte seine Seele, dem Tod schon längst ins Gesicht.
Er atmete einmal tief ein und aus. Hinter seinen geschlossenen Augenlidern sah er die Kampfflugzeuge, wie er sie aus dem Fernsehen kannte, anfliegen. Groß und bedrohlich, wie wilde Tiere bedeckten sie den, mit einzelnen Sternen bespickten Himmel. Er glaubte es kaum zu spüren, als sein Körper, so glaubte er es, von dem hagel der Maschinenpistolen getroffen wurde und wie ein mit der Harpune getötetes Unterwasserwesen langsam bis auf den Grund glitt…
Ein wenig heller, als sie gehofft hatte, war die Sonne heute Morgen aufgegangen. Sie lebte, auch wenn sie es nicht glauben konnte. Sie lebte und viele andere nicht mehr. Seufzend und um Tränen ringend lief sie am Strand entlang und kam an seinen Lieblingsplatz. Wo er wohl steckte? Wusste er, dass sie noch lebte? Ihre Liebe noch eine Chance hatte?
Gestern war sie aus dem Krankenhaus entlassen worden. Hatte bald darauf vor seiner Tür gestanden. Er war die Nacht nicht nach Hause gekommen. Sie, seine Eltern, wussten auch nicht wo er war.
Langsam zog sich das Mädchen ihre Strickjacke fester um die Schultern. Es fröstelte sie, auch wenn es nicht wirklich kalt war. Vielleicht hatte er genug gehabt, von dem ganzen, der Welt, die schon lange nicht mehr so war, wie sie immer schien. Trauer bedeckte nun auch dieses Land. Dieses Land, dass alle für so schön und unabhängig erklärt hatten, Bis, ja bis vor einigen Tagen, als wie ein Blitz die Nachricht einschlug und sich wie ein Lauffeuer verbreitet hatte.
Mit leichten Verletzungen war sie davon gekommen. Aber sie spürte, dass er noch am Leben war, ob er es auch von ihr hoffte? Sie schluckte. Wo war er bloß?! Die Angst begann sie zu packen, sich in ihr fest zu setzen und zu einer Panik auszubreiten. Sie rief nach ihm, schrie verzweifelt. Rennend hielt sie nach ihm Ausschau. Nichts, das Wasser lag fast ruhig da. Nur kleine Wellen waren ab und zu zusehen. Warum war er nicht da!
Sie hatten sich versprochen immer für einander da zu sein, sich hier zu treffen, egal was passierte. Stunden verbrachte sie am Meer, doch nichts passierte, sie blieb allein.
Enttäuscht wandte sie sich irgendwann vom Wasser ab. Sie war zu müde und traurig, um noch länger nach ihm zu suchen und auf ihn zu warten. Sie beschloss die nächsten Tage, an jedem morgen hierher zu kommen. Sie wollte ihn und die Hoffnung auf ein gemeinsames Glück nie aufgeben…
Jeden Morgen würde ihr schlanker Körper im Sand sitzen und auf ihn warten. Und ohne, dass sie es wusste, würde auch er auf sie warten, nicht wenige Meter entfernt, auf dem tiefen Grund des Meeres.
Keine Kampfflugzeuge hatten seinen Körper zu Tode gebracht, sein Haar war voll und lockig und er besaß auch keine Lederbekleidung die ihn mit einer rechtsradikalen Gruppe in Verbindung brachte. Noch immer war er ihr Freund und am Leben, freundlich wie immer. Erschrocken fuhr das Mädchen aus ihrem Bett auf. Was war geschehen?! Ihre Bettwäsche war von Schweiß getränkt und als sie sich das Haar aus der Stirn wischte, fühlte sie, dass diese glühte. „Fieber“, flüsterte sie. „Es war nur ein Traum! Alles nur ein Traum…“, wankend wollte sie sich aus dem Bett erheben, doch sogleich nahm er sie und legte sie sanft in die Kissen zurück. Er sagte etwas zu ihr, es sollte beruhigend wirken und strich dabei über ihre Wange. Doch sie achtete nicht darauf. Ihr Blick schaute starr aus dem Fenster, auf das Meer hinaus, wo in weiter Ferne ein Flugzeug in diesem Augenblick vom Kurs abkam…
Bevor sie, vor lauter Erschöpfung am späten Nachmittag, als sie wieder allein war, doch in einen von unheimlichen Träumen bestimmten Schlaf fiel, sah sie noch im Augenwinkel, wie die Sonne blutrot im Meer, wie ein verwundetes Tier versank…
(Verfasst nach der Zerstörung des World-Trade-Centers)
Beantwortet mir bitte dazu ein paar Fragen:
1)Hat euch die Geschichte gefallen?
2)Glaubt ihr, dass er überlebt hat?
3)Hättet ihr euch ein anderes Ende gewünscht, wenn ja welches?
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! Und hoffe auf positives Feedback
Liebe Grüße
Eure Julia