Cover des Buches Sehnsucht auf blauem Papier (ISBN: 9783868048483)
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Rezension zu Sehnsucht auf blauem Papier von Julia Fischer

Verborgene Liebe

von Gela_HK vor 8 Jahren

Rezension

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Gela_HKvor 8 Jahren
Wenn die Allgemeinmedizin versagt, hat die lebensfrohe Milli Gruber mit alternativen Methoden ihren Einsatz. Doch als ihre heimliche Liebe Paul vom Tod seiner Frau erschüttert wird, kann auch sie ihm nicht helfen. Mit täglichen Briefen zeigt sie ihm, dass sie für ihn da ist, wann immer er sie brauchen sollte. Millis Geduld wird auf eine harte Probe gestellt und erst als sie schon fast die Hoffnung aufgeben will, bekommt sie von Paul Antwort.

Julia Fischer liest als Autorin ihr Buch einfühlsam und mit viel Ausstrahlung. Man merkt, wie wichtig der Autorin die Figuren und deren Umfeld sind. Selbst die kleinsten Details werden liebevoll herausgearbeitet. So wird das alte Haus, in dem Milli lebt, fast zu einem Lebewesen, das gehegt und gepflegt werden will. Die Hauptfigur Milli wirkt sympathisch, lebenslustig und sehr lebendig. Man fühlt sich schnell verbunden mit der resoluten Frau. Obwohl sie so taff wirkt, ist ihr Liebesleben fast nicht vorhanden. Ihre Liebe gilt dem befreundeten Arzt Paul, der aber verheiratet ist. Heimlich liebt sie ihn im Stillen über viele Jahre.

Nach dem Tod seiner Frau ist Pauls Trauer und Einsamkeit deutlich spürbar. Wie er vor dem Grab steht - man möchte ihn in die Arme schließen. Ihm bleibt nur sein demenzkranker Vater, der ihm nie ein liebevoller Vater war. Doch Pauls Schmerz und die Krankheit des Vaters ebnen den beiden einen neuen Weg sich zu nähern. Alte Regeln gelten nicht mehr, versperren ihnen nicht mehr die Sicht. Der Tod von Heinrich, Pauls Vater ist wunderschön beschrieben. Man wünscht sich einen Tod, bei dem die Lieben auf der anderen Seite warten und einen herzlich wieder im Kreis aufnehmen.

Der Tod mit all seinen Facetten spielt in diesem Roman eine wichtige Rolle, denn er gehört zum Leben dazu. Jeder Tod reißt eine große Wunde. Erinnerungen aber bleiben als gute Gefährten. Besonders schön beschrieben als Milli am Geburtstag ihres Vaters, seinen Pfeifentabakgeruch durchs Haus ziehen fühlt.

Nicht nur Paul und Milli, sondern auch die Nebenfiguren wirken auf den Leser. Marie, liebevoll von Milli Rehlein genannt, findet bei ihr Unterschlupf und Freundschaft, wenn die eigene Mutter nicht genug Zeit für sie findet. Markus, der eigentlich nur Millis Haus renovieren soll, aber gleich sein Herz bei ihr verliert und natürlich Millis beste Freundin Fanny, mit dem Herzen am richtigen Fleck. Der eigentlich eine größere Rolle im Buch geschenkt werden sollte.

Man leidet und hofft mit Milli und Paul, wünscht ihnen, dass sie sich endlich finden werden und doch bleibt am Ende alles offen. So schön und glaubhaft beschrieben, dass man sich damit nur wohlfühlen kann.

Fazit: Auch wenn mich das Hörbuch überzeugt und in seinen Bann gezogen hat, würde ich das Lesebuch vorziehen. Die Briefe die Milli schreibt, möchte man einfach vor Augen haben und darin blättern. Bei einem Hörbuch ist das Markieren und Zurückkehren schwierig.


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