Cover des Buches Sehnsucht auf blauem Papier (ISBN: 9783426653500)
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Rezension zu Sehnsucht auf blauem Papier von Julia Fischer

Brief auf Brief

von TochterAlice vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Eine Frau geht ihren Weg - auf die ihr einzig mögliche Art und Weise. Sehr individuell und auch sehr seltsam - doch durchaus lesenswert!

Rezension

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TochterAlicevor 9 Jahren
erhält Paul von Millicent, denn Millicent liebt Paul - schon seit Jahren und mit Abstand.

Nun ist Paul gerade Witwer geworden und Millicent begleitet ihn - stets aus der Ferne, zunächst unaufdringlich, dann immer präsenter werden ihre Briefe, denn das ist ihr Weg, mit Paul zu kommunizieren, ihm Trost zu spenden. Ein Jahr lang soll Paul jeden Tag einen Brief erhalten - ein Jahr, in dem unendlich viel passiert, auch in Millicents Leben: Eine Frau geht ihren Weg - auf die ihr einzig mögliche Art und Weise. Sehr individuell und auch sehr seltsam - doch durchaus lesenswert!

Als schönes bzw. harmonisches, idyllisches, etwas spirituelles Buch habe ich es nicht verstehen können, da die Hauptperson aus meiner Sicht vor allem resolut und ungeheuer dominant rüberkam - eine sperrige Figur, die ich mir erstmal erschließen, mit der ich mich anfreunden musste. Das hat gedauert, aber es hat sich gelohnt. Ich mag Milli, den Dreh- und Angelpunkt dieses Romans immer noch nicht sonderlich, aber das ist auch nicht wichtig - wichtig ist, dass sie eine Figur, nein, ein Charakter mit ordentlich Ecken und Kanten ist, der zumindest bei mir durchgehend angeeckt hat - und gerade dadurch ganz und gar authentisch wirkte.

Aus meiner Sicht keine Liebesgeschichte, sondern eine Freundschaftsgeschichte und eine Geschichte der Selbsterkenntnis und der Selbstfindung. Man muss nicht immer das bekommen, nach dem man sich sehnt, um glücklich zu werden, manchmal ist es sogar besser, auf dem Weg dorthin abzubiegen und sich neu zu orientieren bzw. seine Bedürfnisse und Sehnsüchte anzupassen - nicht zuletzt an den eigenen Charakter. Während des Lesens war ich oft genervt von Millicent, manchmal peinlich berührt, nur selten habe ich sie voll und ganz verstanden.

Und trotzdem bot mir die Lektüre etwas: Eine Botschaft eines für mich durchaus sperrigen Buches, die mir jedoch mehr eingebracht als wenn ich sie in reiner Harmonie aufgenommen und verarbeitet hätte: ich werde noch lange daran denken und sie wird in mir nachhallen - und mir bei der Betrachtung eigener Beziehungen unterschiedlicher Art durchaus Denkansatz und Orientierungshilfe sein - etwas, das ich mir von diesem Buch niemals erwartet hätte.
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