Dieses Buch habe ich auf einer anderen Plattform gewonnen um eine Rezension dazu zu schreiben. Es hat mich gereizt, mal "was Härteres" zu lesen... ich hätte dies Buch aber sonst wohl eher nicht gekauft und schon gar nicht zuende gelesen!
Ein Taschenbuch mit 189 Seiten sexueller Lust und der Begierde, endlich kommen zu dürfen. Aber auch ein Buch, das (für mich) Abgründe eröffnet, die aufzeigen, wohin Unterwerfung führen kann, wenn sie zur Unterdrückung ohne gesellschaftliche Grenzen wird…
Sandra ist Dozentin an einer Uni, kurz vor ihrer Habilitation und bereit für die nächste Stufe auf der Karriereleiter. Das ist ihre öffentliche Seite. Die private, sexuelle Seite wird dominiert (Achtung, Wortspiel) von ihrer Lust, die sie gemeinsam mit Frank auslebt ... oder er mit ihr? Doch ihm reicht das Spiel zu zweit nicht. Gemeinsam mit Rachel, einer von Sandras Studentinnen, unterwirft er Sandra, die zunächst aus Lust mit macht, dann aber nicht mehr zurück kann, weil die beiden das Spiel mit der Lust und des "Nicht-Kommen-Dürfens" nicht im Privatleben belassen, sondern auf den Arbeitsalltag ausweiten und sie somit erpressbar und abhängig machen.
Weniger ist manchmal mehr …
"Lass mich kommen!" war von der Wortwahl und dem Satzbau her gut zu lesen, sprachlich verständlich gehalten. Inhaltlich hatte ich oft den Eindruck, dass irgendwie "alles" mit rein sollte. Das beginnt beim Hineinpacken für mich unwichtiger Details und endet nicht erst bei allen möglichen Arten von Sexspielvarianten, die ausgelebt werden. Dies lässt das Gesamtkonzept von "Lass mich kommen!" unruhig wirken. Manchmal ist eben weniger mehr.
Was mich erschreckt hat, war die Gefährdung der beruflichen Zukunft Sandras durch die Auswirkungen der Unterdrückung. Ich kenne privat einige Paare, die als Dom und Sub leben; selber habe ich keine Erfahrung damit. Bei allen meinen Bekannten spüre ich den Respekt, den der/die Dom gegenüber dem/der Sub hat. Und ich spüre bei ihnen die freiwillige Hingabe der/des Sub an seine/n bzw. ihre/n Dom. Dieser Respekt und die Hingabe fehlen mir im Buch.
Die Dominanz darf aus meiner Sicht nicht zerstörend auf die Persönlichkeit und schon gar nicht auf die Karriere wirken. Das ist aber hier der Fall und wird auch von Sandra so erlebt: "Das alles hatte mit gelegentlichen SM-Spielen immer weniger zu tun. Stattdessen wollten sie Sandra komplett unterwerfen, ihre gesamte Persönlichkeit verändern. Wenn ihnen das gelingen sollte, hätten sie aus Sandra dauerhaft, auch in ihrem Arbeitsalltag, eine notgeile Schlampe gemacht." (S. 84)
Ein Beispiel, wie eine BDSM-Beziehung nicht sein sollte …
Lust hat das Buch mir an einigen Stellen dennoch bereitet. Aber das waren dann Szenen, die ich losgelöst vom Rest betrachtet habe. Sobald ich sie in dem Gesamtkontext der beruflichen und gesellschaftlichen Folgen für Sandra sah, ebbte die Lust bei mir ab. Reizvoll war einzig ihr Lusterleben, aber durch die berufliche Komponente wurde selbiges für mich dann doch abturnend.
Zum Abschluss: Ich hätte mich geärgert, wenn ich das Buch nach der Leseprobe gekauft hätte. Nach der Leseprobe hatte ich inhaltlich etwas anderes erwartet, als ich dann bekam. Teilweise hätte ich das Buch am Liebsten weggelegt, aber ich hatte mich ja verpflichtet, es zu rezensieren und mich dafür beworben.
Wirklich empfehlen würde ich das Buch nicht, weil es aus meiner Sicht nicht lustvoll zu lesen ist, sondern ein Beispiel beschreibt, wie eine SM-Beziehung nicht sein sollte: verletzend und unterdrückend.