Julia Jessen

 4,2 Sterne bei 36 Bewertungen

Lebenslauf

Vom Schauspiel zur Literatur: Die 1974 geborene Julia Jessen ist vielen als Schauspielerin bekannt: 10 Jahre lang war sie nach ihrer Schauspielausbildung und einem abgebrochenen Literaturstudium für Film und Fernsehen unterwegs und u. a. im „Tatort“ zu sehen. Parallel dazu arbeitete sie als Dozentin an verschiedenen Schauspielschulen und gründete 2010 in ihrer Heimatstadt Hamburg die Schauspielschule „Kurswerk“, die auch Persönlichkeits- und Präsenztraining anbietet. Doch ihre wahre Bestimmung hat sie im Schreiben gefunden – kein Wunder bei der familiären Prägung: Der Vater ist Literaturagent und der Bruder Philipp Journalist. 2015 erscheint ihr literarisches Debüt „Alles wird hell“, ein Familienroman, in dem sie die Protagonistin Oda von ihrer Kindheit bis ins Seniorenalter begleitet – durch ein scheinbar völlig normales, von Höhen und Tiefen geprägtes Leben. Der Roman wird ein Erfolg und im gleichen Jahr für den Hamburger Klaus-Michael-Kühne-Preis nominiert. Julia Jessen entscheidet sich, den Schauspielerberuf an den Nagel zu hängen – zumindest vorerst. 2018 ist ihr zweiter Roman „Die Architektur des Knotens“ erschienen, der von den konfliktbeladenen Momenten der Zweisamkeit handelt, vom Zerbrechen und Neubeginn einer Beziehung und der Selbstfindung darin, auch wenn nichts mehr so ist, wie es einmal war. Julia Jessen lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Hamburg.

Alle Bücher von Julia Jessen

Cover des Buches Alles wird hell (ISBN: 9783746632520)

Alles wird hell

 (28)
Erschienen am 15.08.2016
Cover des Buches Die Architektur des Knotens (ISBN: 9783956142291)

Die Architektur des Knotens

 (8)
Erschienen am 07.03.2018

Neue Rezensionen zu Julia Jessen

Cover des Buches Alles wird hell (ISBN: 9783956140242)
Wuestentraums avatar

Rezension zu "Alles wird hell" von Julia Jessen

Alles wird hell
Wuestentraumvor 4 Jahren

Es geht in diesem Roman um Oda. Sie erzählt in Ich-Form von der Zeit, als sie ein kleines Mädchen war, dann sechzehnjährig, dann vierzig und am Ende als sie achtzig Jahre alt ist. Es geht viel um ihre Familie, um ihren Bruder Kalle, ihre Eltern und Großeltern. Ihren Lebensgefährten Ulf und ihrem Sohn Fritz. Um Hochzeiten, Geburtstage und Beerdigungen. Kurz vor ihrem 40. Geburtstag teilt sie Ulf mit, dass sie sich noch ein zweites Kind wünscht. Beziehungsweise weiß Ulf das, aber er hat sie viele Jahre vertröstet. Nun teilt er Oda mit, dass er kein zweites Kind mehr will. Oda hat damit arg zu kämpfen. Sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Soll sie sich fügen und es akzeptieren oder soll sie Ulf verlassen. Wie kann man Entfremdung überwinden, die Liebe bewahren?

Zu Beginn des Romans habe ich gedacht, was ist das denn für ein Buch? Gedanken. Gedanken von Oda. Viele Gedanken. Viele wirre Gedanken. Ich war auch verwirrt, weil mich Oda's viele und wirre Gedanken ganz verwirrten und ich ihnen anfangs nicht so recht folgen konnte. Doch dann beim weiterlesen gefiel mir der Roman immer besser und ich wollte unbedingt wissen, wie das Buch und natürlich die Geschichte von Oda und Ulf endet.

Der Schreibstil war für mich anfangs gewöhnungsbedürftig, aber als ich dann völlig in der Geschichte war, gefiel er mir. Die Charaktere waren teils witzig, teils verrückt dargestellt. Oda gefiel mir mal mehr, mal weniger, je nach ihren Handlungen, von denen ich manche nicht nachvollziehen konnte.

Fazit:

Für mich mal ein ganz anderer Roman, der hauptsächlich von Oda's Gedanken erfüllt ist. Sehr gewöhnungsbedürftig am Anfang, aber dann hat er mir sehr gut gefallen.

Cover des Buches Die Architektur des Knotens (ISBN: 9783956142468)
A

Rezension zu "Die Architektur des Knotens" von Julia Jessen

Sehr wahr- daher wirklich lenswert
Astahvor 5 Jahren

Julia Jessen kommt mit ihrer Ehegeschichte genau auf den Punkt der sich, so glaube ich wenigstens, in den meisten Ehen irgendwann stellt. Alles läuft in festen Bahnen; die Existenzen sind abgesichert, die Kinder dem Gröbsten entwachsen. Der private Freundes- und der Arbeitskreis ändert sich auch nicht mehr bedeutend. Die Tage,  Monate & Jahre laufen wie an der Perlenschnur vorbei, verändern sich im täglichen Ablauf kaum-- und dann kommt der Monent aus dem Blauen ---das kann es nicht gewesen sein. Hier im Buch erkennt sich Yvonne ganz plötzlich  selbst nicht mehr. Sie sollte glücklich sein, ist es aber nicht, weil sie sich von sich selbst entfremdet fühlt. Sie sieht nur noch die Frage nach sich selbst und handelt radikal, indem sie einfach auszieht. Sie stürzt damit sich, ihren Mann und ihre zwei Jungen ins Ungewisse. Da sie aber ihre Familie nicht verlieren will und nicht ohne sie leben kann, bricht das Chaos über alle vier. Es ist ein harter Kampf, dessen Ausgang zwar eine neue aber immerhin ungewisse Ruhe ankündigt, offen bleibt.


 

Cover des Buches Die Architektur des Knotens (ISBN: 9783956142291)
leseleas avatar

Rezension zu "Die Architektur des Knotens" von Julia Jessen

"Es fühlt sich an, als wäre ich neben das Leben gerutscht." (S. 20)
leseleavor 5 Jahren

Manchmal hat man alles, was man sich je gewünscht hat, und ist trotzdem nicht glücklich. Yvonne führt mit Jonas eine harmonische Ehe, hat mit John und Mika zwei bezaubernde Söhne und mit ihrem Job als Lehrerin einen erfüllenden Beruf. Alles zieht seine festen, geregelten Bahnen – und genau das ist das Problem. Yvonne fühlt sich gefangen im Alltag, eingeengt von der Entscheidung für eben dieses Leben, festgefahren in ihrem Tun, ihrem Handeln, ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie träumt vom Ausbrechen – und ist selbst am meisten überrascht, als sie es wirklich tut. Mit einem Seitensprung entzieht sie ihrem bisherigen Leben jegliche Grundlage und stürzt auch ihren Mann und ihre Kinder in die Ungewissheit. Kann man nach einem solchen Vertrauensbruch zurückkehren? Wie begegnet man sich neu, wenn das Alte zwischen einem steht? Bedeutet einander lieben auch einander zu besitzen? Welche Formen von Familie kann es geben? Und darf der einzelne radikal das gemeinsame Lebenskonzept in Frage stellen, nur um das eigene Glück zu finden?

Ich bin mir sicher, dass ich im Grunde von nichts eine wirkliche Ahnung hatte. Aber es hat sich nach mehr angefühlt...weil ich mich in jede Richtung bewegen konnte. Weil ich unfertig war. Jetzt gibt es eine fertige Version von mir. Eine, die ich sein sollte, bleiben muss. Angekommen. Wiedererkennbar. Eingefroren. (S. 37)

Julia Jessen erzählt in ihrem zweiten Roman Die Architektur des Knotens die Geschichte einer Frau, für die es zum Glücklichsein nicht mehr reicht, dass doch „eigentlich alles perfekt ist“. Im Gegenteil: Yvonne leidet so sehr an der Sicherheit des Bekannten, am Vertrautem des Alltags, dass sie bereit ist, ihr Leben (und das ihrer Familie) durch eine radikale Grenzüberschreitung zu zerstören. Sie ist egoistisch, leichtsinnig, gierig – und doch nur eine normale Frau, die lediglich das in die Tat umsetzt, was einige nur im Stillen denken. Denn Yvonnes Leben ist einem nicht fremd: eine Ehe, die in die Jahre gekommen ist, ein Miteinander zwischen Haushalt, Kinderbetreuung, beruflichen und sozialen Verpflichtungen und über allem der nagende Zweifel, ob das wirklich alles ist – und ob man überhaupt das Recht hat, mehr zu fordern. Julia Jessens Figur mag einem nicht sympathisch sein, ihre mangelnde Entschlossenheit und ihr rücksichtsloser Selbstfindungstrip werden einen erzürnen, ihr Selbstmitleid einen ermüden – doch ihr realistischer und authentischer Kern ist nicht zu leugnen: In uns allen sitzt vermutlich eine Yvonne, viele werden sie unterdrücken können, einige werden sie kategorisch ausleben. Julia Jessen zeichnet nach, was passiert, wenn man den eigenen Wünschen nachgeht und sich damit gegen alle gesellschaftlichen Konventionen stellt.

Denn obwohl Yvonnes Verhalten eigentlich nur sie, ihren Mann und ihre Kinder betrifft, ja absolute Privatsache ist, mischen natürlich schnell auch Unbeteiligte mit: die Schwiegermutter, die beste Freundin, die Freunde des Mannes, die Arbeitskollegen. Sie alle haben eine Meinung, die sich wie folgt zusammenfassen lässt: So etwas macht frau nicht, so etwas macht vor allem eine Mutter nicht! Es sind diese Vorwürfe – die Yvonne sich auch selber macht – und diese klassischen Vorstellungen von Ehefraudasein und Mutterschaft, die es ihr (und auch Jonas) schwer machen, alternative Modelle in Betracht zu ziehen. Die Diskussion darüber, das Austarieren anderer Lebenswege, die zwar nicht den Wünschen der anderen, dafür aber den eigenen entspricht, macht Die Architektur des Knotens zu einem modernen, aktuellen Roman, der wichtige Fragen zum Ehe- und Familienmodell stellt, ohne fertige Antworten vorzugeben.

Dies alles mag radikal klingen, doch schon nach dem Lesen der ersten Seiten wird einem bewusst, dass sich Julia Jessen dem Thema zwar schonungslos, aber auch behutsam nähert. In einer herausragenden Sprache, ohne Tabus und Beschränkungen, lässt sie den Leser tief in Yvonnes Gedanken- und Gefühlswelt blicken und schafft es so, den taumelnden, suchenden Zustand der Protagonistin perfekt zu übermitteln. Indem sie Yvonnes Schritte im Alltag verfolgt und ihre Gedanken ungefiltert für die Leser verschriftlicht, erzeugt sie einen eigentümlichen Sog, einen Leserausch, der einem mehr als einmal schwindelig zurücklässt. Denn Yvonnes Gedankenkarussell dreht sich um die immer gleichen Fragen, ihre Sätze sind ausufernd und kompliziert in dem Versuch, ihre Empfindungen sprachlich zu erfassen, nicht immer versteht man sie – oder besser: will man sie verstehen. Yvonne strengt an, ermüdet, deprimiert – nicht nur mit ihrem Tun, sondern auch wie sie darüber spricht. Die Architektur des Knotens ist daher auch stilistisch gesehen keine nette Lektüre, kein Buch, das es einem einfach macht, sondern, im Gegenteil, das fordert, anstrengt und mehr als einmal unbequem ist.

Aber geht es nicht bei guter Gegenwartsliteratur gerade darum? Den Finger in die Wunde zu legen, eine Meinung einzufordern, sich dem Gelesenen zu stellen, auch wenn es nicht der eigenen Komfortzone entspricht? Für mich kann ich diese Fragen eindeutig mit Ja beantworten und deswegen bewerte ich Die Architektur des Knotens – auch wenn die Lektüre über viele Seiten ein Kampf war – mit überzeugten 5 Sternen! Eine Empfehlung für alle, die bereit sind, differenzierter und vorurteilsfreier über Familie, Liebe und Partnerschaft zu lesen - und das auf hohem literarischen Niveau.

Gespräche aus der Community

Hallo,

von Zeit zu Zeit sehe ich all meine Bücher durch und versuche dann auszusortieren und mir einen Überblick zu verschaffen. Ich merke, dass es mir zunehmend keine "Freude bereitet" zu viele ungelesene Bücher zu Hause zu haben. Denn irgendwie greife ich nur ganz selten nach den Büchern, die schon hier stehen und lese stattdessen die ganz neuen. Ideal wäre es also wohl in meiner Vorstellung, wenn ich einfach nur noch bei Bedarf 1-2 neue Bücher kaufen und direkt lesen würde. Nun kommt das große ABER: 

Ich habe gestern abend alle ungelesenen Bücher aus dem Regal geholt, genau angesehen und überlegt. Am Ende hatte ich 3 Stapel: 1. Definitiv behalten, 2. Anlesen und dann entscheiden, 3. Definitiv weggeben

Leider war der Stapel Nr. 3 dann am Ende mit 37 Büchern verhältnismäßig klein, Stapel 1 immerhin etwas kleiner als Stapel 2. Zugleich habe ich nun ein Problem - so viele Bücher kann ich einfach nicht anlesen und so entscheiden.

Deshalb dachte ich mir, vielleicht möchtet ihr mir bei der Entscheidung helfen? Ich hänge euch mal ein Fotos der Bücher an, bei denen ich unsicher bin, ob ich sie behalten möchte. Kennt ihr etwas davon? Und was würdet ihr sagen - behalten oder weggeben? Eine Begründung für eure Entscheidung wäre natürlich spannend. Falls die  Bücher auf den Fotos nicht gut genug zu erkennen sind, hänge ich sie euch an.

Ich bin es auch ein bisschen leid, Bücher zu lesen, die mich nicht völlig begeistern. Leider werde ich immer anspruchsvoller und somit ist die Chance, ein echtes Highlight zu entdecken, immer geringer. Aber vielleicht verbirgt sich hier ja doch das ein oder andere.

Ich bin gespannt, was ihr sagt!

PS: Die GEO-Zeitschriften dürfen ignoriert werden ;-)

Zum Thema
99 Beiträge
Daniliesings avatar
Letzter Beitrag von  Daniliesingvor 4 Jahren

Hallo,

ich habe tatsächlich ganz viel verschenkt oder einfach raus an die Straße gestellt. Mittlerweile haben sich aber irgendwie auch schon wieder einige angesammelt. Eine neue Runde ist wohl in Kürze nötig.

Danke dir auf jeden Fall für dein Feedback!

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