Dieses Buch ist flüssig geschrieben und hat mich von der ersten Seite gefesselt, wie ein guter Roman. Obwohl ich die Autorin Francoise Sagan schon lange kenne, hatte ich noch keine Biografie über sie gelesen. Der Charme von Julia Korbiks Buch besteht darin, Anekdoten und Zitate aus Sagans Tagebüchern einzuflechten und auch andere Zeitgenossinnen zu Wort kommen zu lassen. Beispielsweise zitiert sie mehrmals Annie Ernaux, um die Zeit atmosphärisch zu beschreiben, oder auch die ehemalige Chefredakteurin der Elle und spätere Staatssekretärin Francoise Giroud sowie Juliette Greco und andere.
Leichtfüßig folgen wir Francoise Sagans wechselvoller Schulzeit und ihrer nonchalanten Art, diesen ersten Roman „Bonjour Tristesse“ zunächst als „Angeber-Projekt“ gegenüber ihren Freundinnen zu beginnen und als sie ihn bei mehreren Verlagen einreicht, fiebert man richtig mit.
Ihre unpolitische, freiheitsliebende, um nicht zu sagen egozentrische Art, diese unbedachte Unbeschwertheit der Jugend, mit der Francoise Sagan auch nach ihrem literarischen Erfolg in den Interviews und Medien als authentisch gefeiert wurde, machte sie zu einem Star.
Als Journalistin wenig erfolgreich, schrieb sie neben ihren Romanen auch zahlreiche Songtexte. Sie hatte einen großen Freundeskreis und wechselnde Liebhaber. Sie traf Tennessee Williams, Carson McCullers und Billie Holiday auf einer Reise in die USA 1955, wo sie als der größte französische Exportschlager neben Edith Piaf und Chanel No5 gehandelt wurde.
Nach einem schweren Autounfall wird sie morphinsüchtig, macht eine Entziehungskur, nur um anschließend die chronischen Schmerzen mit Alkohol, Amphetaminen und Drogen zu bekämpfen und in eine lebenslange Suchterkrankung zu geraten.
Dieses Buch ist die Teilbiografie ihrer Anfangsjahre und endet in der 68ger Revolution in Paris. Es zeigt sie als einen unruhigen Geist, eine Person, die sich in ihrer Jugend Freiheiten als Frau wie selbstverständlich nahm und später auch nur ungern den Rollenerwartungen entsprach. Eine Person, die ihre Bisexualität zwar nie thematisierte, aber auslebte, nicht frei war von Fehlern wie Spiel- und Verschwendungssucht und trotz ihrer politischen Zurückhaltung und der Tatsache, dass man sie nicht wirklich als Feministin bezeichnen könnte, DAS Role-Model der emanzipierten Frau der Fünfziger Jahre wurde.