Fast ein Jahr schleppe ich "Brauch Blau" den Roman von Julia Malik ungelesen mit mir herum, zwischen gestern Abend und heute Mittag, las ich gierig alles.
Ein Jahr ist es her, dass ich mit der Autorin, dieser klugen Kuenstlerin bei -17° im Schnee stand, irgendwo auf einer Skirennstrecke in Oberhof. Wir spielten Schwestern und als diese fragte ich mich warum sie eigentlich schon wieder heulte?! Es war doch viel zu kalt fuer Traenen, woher nahm sie nur die Kraft? Ich hatte etwas zu geben war die Regieanweisung von Franziska Jahn, ich sprach also beruhigend mit ihr, war fuer diese Schwester da obwohl sie mir in der Geschichte etwas schlimmes angetan hatte. Ich wuenschte ich koennte meine echte Schwester so von Herzen umarmen wie vor einem Jahr Julia Malik, meine Filmschwester. Vielleicht sind Casterinnen einfach begnadeter als die Natur?.. Jedenfalls beigreife ich nach der Lektüre von Julias Roman ganz genau wie es sich anfühlt jenseits des machbaren in der totalen überforderung zu agieren. Verschwommen in einem aussen zu handeln an dem ich teilhaben will. Wie oft habe ich mich von dort aus zurück ins leben gehangelt und doch wäre ich nicht in der Lage diesen Zustand, die paralellwelt einer hypersensiblen Künstlerin zu beschreiben in der wir leben.
Ich lese bis mein kind mich im Morgengrauen zu sich ruft und sich so auf meinen Bauch legt, dass ich nicht wieder aufstehen kann.. Als wollte sie mich beschuetzen vor dieser Muedigkeit am naechsten Morgen die in die Knochen geht, von der in "Brauch Blau" die Rede ist. Also lese ich erst weiter nachdem ich mein Kind in die Kita gebracht habe und eigentlich mein Arbeitstag beginnen sollte. Zutiefst beruehrt, erfuellt, Zufrieden bin ich nachdem ich wenige Stunden später diesen betörenden Roman zuende gelesen habe: es gibt einen Menschen, eine Frau, die ganz genau beschreiben kann wie ich mich fuehle oder nicht fuehlen kann und ich habe sie schon mal umarmt als wäre sie die Schwester die mir fehlt." Wo gerade noch die dicke verliebtheit sass, klaffte nun ein Loch", "sie war so wuetend! Warum warf sie die beiden nicht einfach raus? ihr dämmerte: sie war noch nicht bereit alleine zu sein..." Brauchblau ist knallhart, wird aber von zartweichen flauschigen Kinderhaenden, Kinderkoepfen, kinder Stimmen getragen. Alles macht Sinn, auch mein ganzes Elend, wenn am Ende der Koeter abhaut, die Getriebenheit in einer kuenstlerischen Katarsis muendet um dann mit einem Moment echter Stille, echter Ruhe und echten Gluecks zu enden.
Danke liebe ARD Schwester auch wenn sie am Ende nur 90 Minuten lang ist, so ist unsere Realitaet: ein Augenblick ist Immer und Ewigkeit ein Augenblick.
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