Staubfänger, das sind all die kleinen und größeren Dinge, die bei Anna in der Wohnung stehen. Souvenirs, die sie gekauft hat, meistens jedoch ein unbezahltes Mitbringsel aus anderen Wohnungen, anderen Leben. Anna arbeitet im Callcenter, ist Mitarbeiterin des Jahres und hat als einzige echte Bezugsperson ihre Schwester, die sie zu regelmäßigen Treffen zwingt. Und manchmal sitzt da auch noch ihr Erzähler in einer Ecke, der ihr Leben schadenfroh kommentiert.
Staubfänger trieft nur so vor Einsamkeit und deprimierenden Gedanken. Das hat es manchmal nicht einfach gemacht, Anna auf ihrem Weg zu folgen, denn man spürt genau, sie wird einen unweigerlich mitreißen in den Abgrund. Und doch muss man sie einfach weiter begleiten, man will ihr sagen, dass alles gut wird auch wenn man keine Ahnung hat ob das stimmt. Aber Anna ist trotz ihrer Einsamkeit und Verlorenheit auch mutig, durch das Chaos im Kopf sieht sie auch Dinge klar, sie sieht die Menschen um sich herum, sieht die blauen Flecken auf der Haut ihrer Schwester.
Als durch ungeplante Kreuzungen plötzlich ein Therapeut in ihr Leben tritt, der vielleicht mehr mit ihr selbst und ihrer Vergangenheit zu tun hat, verändert sich der Erzählton merklich. Das Tempo mit der man auf der Abwärtsspirale vorwärts rutscht nimmt mit Annas steigender Wut zu. Doch den Rest sollte man selbst entdecken.
Man muss sich zunächst etwas an den eher ungewöhnlichen Stil von Lucie Faulerová und an die ständigen Unterbrechungen des Erzählers gewöhnen. Doch irgendwann merkt man, dass man mit Anna am Tisch sitzt und, dass man nicht mehr von ihr loskommt von ihrem Zorn und ihrer Selbstzerstörung. Der zynische und sehr direkte Text wurde auf fantastische Weise von Julia Miesenböck übersetzt, die damit ein sehr gelungenes Debüt auch auf deutsch verfügbar gemacht hat. Staubfänger beinhaltet trotz weniger Seiten so viel und mit jeder Seite versteht man mehr von dieser Geschichte. Eine Geschichte auf die man sich einlassen muss, aber die einen noch lange begleiten wird.