Rezension zu "Leontin, der kleine Langhalsdino" von Thomas Sterr
Pangaland ist ein friedliches Fleckchen Erde! Hierhin haben sich eine Reihe Tiere verzogen, weil sie keine Angst mehr voreinander haben wollten, und beschlossen einträchtig das oberste Gebot, das besagt, dass kein Tier von einem anderen aufgefressen wird! Und daran wird sich gehalten! Strikt! Nun ja, so strikt es eben geht, denn Karl, die Würgeschlange, kann sich nicht immer beherrschen – und dann kann es schon mal passieren, dass eine kleine Maus den Weg in seinen hungrigen Magen findet. Um danach wieder ausgespuckt zu werden, wofür von seinem, ihn mit Argusaugen beobachtenden Freund, dem kleinen Langhalsdino Leontin, schon gesorgt wird. Gesetz ist nunmal Gesetz im Pangaland!
Doch bleiben die Tiere dennoch nicht vor Gefahren verschont, denn die räuberischen Affen aus dem Nachbarland haben eines nicht so schönen Tages beschlossen, sich im friedlichen Ländchen umzuschauen – und bringen dabei flugs die beiden Flugsaurier Ralf und Jutta in ihre Gewalt, damit sie dem König des Affenlandes als Flugzeuge dienen....
Ihre zurückgelassene Tochter Magda, Leontins und Karls Freundin, ist untröstlich! Doch wozu hat man Freunde, denkt sich der kleine blaue Langhalsdino und macht sich zusammen mit dem Flugsauriermädchen und einem gar nicht so begeisterten Karl auf den gefahrvollen Weg ins Affenland, in dem andere Gesetze gelten als in ihrer paradiesischen Heimat und in dem sie auf der Hut sein müssen, um nicht gejagt oder gar gefressen zu werden. Zum Glück begegnen sie dem schüchternen Tyrannosaurus Rex-Buben Piet, der seinerseits nur schnell mal einen Abstecher ins sagenhafte Pangaland machen wollte. Einen furchteinflößenderen Begleiter hätten sie nicht finden können, denn die Tyrannosaurier haben, wie jeder weiß, einen gar schlechten Ruf und niemand traut sich in ihre Nähe. Doch, wieder zum Glück, weiß außer unsren drei Freunden Leontin, Karl und Magda niemand, wie harmlos und so ganz und gar aus der Art geschlagen das Tyrannosaurierkind in Wirklichkeit ist...
Als die Vier nach einer erlebnisreichen Reise schließlich im berüchtigten Affenland ankommen, wird’s erst richtig spannend, denn da treffen sie auf ein merkwürdiges Wesen, von dem Piet meint, dass es aussieht wie ein Affe ohne Fell, und in dem der junge Leser unschwer einen Menschen erkennt! „Ich-Fürchte-Mich-Nicht“ nennt er sich, und er könnte durchaus bei der Suche nach Magdas Eltern behilflich sein. Dass er sich schließlich dazu bereit erklärt, ist ganz alleine Piet zu verdanken, dem gar nicht fürchterlichen T-Rex, der, wider Willen, weil von Leontin dazu gezwungen, so laut und schrecklich brüllen kann, dass jedes Lebewesen schleunigst die Flucht ergreift! Ja, und nun ist der Weg zu den Affen frei – und Ralf und Jutta aus ihren Klauen zu retten sollte ein Kinderspiel sein. Oder doch nicht? Naja, es bleibt spannend, denn die Affen sind nicht zu unterschätzen, wie man schon aus dem „Dschungelbuch“ weiß, und wie auch unsre vier Freunde alsbald feststellen dürfen....
Wer würde beim Lesen des wunderschön in Pastellfarben illustrierten Kinderbuches von Thomas Sterr nicht unwillkürlich an den zauberhaften Zeichentrickfilm „In einem Land vor unsrer Zeit“ denken müssen, denn der Parallelen sind gar viele! Hier wie dort machen sich Dinosaurierkinder auf einen von Hindernissen gesäumten Weg, um ihre jeweiligen Ziele zu erreichen, die jedoch ganz unterschiedlich sind. Hier wie dort auch sind die urzeitlichen Protagonisten die liebenswertesten Kreaturen, die man sich vorstellen kann – und hier wie dort bangt man um sie und drückt ihnen für ihr gefährliches Unterfangen fest die Daumen. Doch „Leontin, der kleine Langhalsdino“ hat einen ganz anderen Grundton, ist nämlich vor allem witzig. Wo „In einem Land vor unsrer Zeit“ gar oft auf die Tränendrüsen drückt, strapaziert Thomas Sterrs Geschichte viel eher die Lachmuskeln – und auch die nervigen Affen sind nicht ganz ernst zu nehmen! Und mehr jedoch als nur eine amüsante Geschichte, in denen die nicht nur bei Kindern so beliebten und zu ihrer Zeit so unermesslich gefährlichen Urzeitriesen die Hauptfiguren sind, ist „Leontin, der kleine Langhalsdino“, ebenso wie die Abenteuer von Littlefoot und seinen Freunden, ein Loblied auf die Freundschaft. Gemeinsam sind sie stark, so jung sie auch sind und so wehrlos jeder von den vier Protagonisten alleine auch sein mag! Die Gewissheit, sich aufeinander verlassen zu können, weil ein jeder von ihnen dem anderen in der Not beisteht – das ist die Botschaft dieses Kinderbuches aus dem gleichnamigen Leontin-Verlag, der sich auf Geschichten um „starke Persönlichkeiten und liebenswürdige Protagonisten, die in der Welt ihren Weg suchen“ spezialisiert hat. Und genau das trifft auf Leontin und seine Freunde denn auch zu, die ihre abenteuerliche Befreiungsaktion der beiden, mit ulkigen Sprachproblemen behafteten, Flugsaurier mit Mut und Zusammenhalt bravourös bestehen – ganz gewiss zur Freude der jungen Leser!