Julia Schulze stellt in „Dieser eine Ort“ einen Badesee in den Mittelpunkt verschiedener Geschichten. Am See laufen die Fäden zusammen. Dieser See wird von den Protagonist*innen der zehn erzählten Geschichten ganz zweifelsfrei geliebt, bedingungslos.
Um Liebe geht es, ums Fremdsein, ums plötzlich Verlassen-Sein und um alte Wunden. Julia Schulze zieht einen mit ihrem Schreibstil tief in jede Geschichte hinein. Man will mehr wissen über die einzelnen Figuren. Man gewinnt jede einzelne irgendwie lieb.
Es gelingt ihr meisterhaft, mit eigentlich normalen Geschichten von eigentlich normalen Leuten Spannung aufzubauen. Immer wieder fieberte ich mit. Wird es Emre gelingen, Fenris vom Sprung abzuhalten? Wird Tamy am Wettkampf teilnehmen? Und wer ist eigentlich Marty?
Sehr gelungen auch, wie Julia Schulze die Geschichten der Figuren miteinander verwebt. Immer wieder Aha-Momente, wenn man Figuren am Rande wahrnimmt, die man doch vor ein, zwei Geschichten bereits kennengelernt hat.
Die Form dieses Kurzromans fand ich wirklich beeindruckend. Julia Schulze mischt Zeit und Raum auf kunstvolle Weise.
Nicht zuletzt ist „Dieser eine Ort“ ein wirklich schönes Buch, sowohl was die Covergestaltung als auch was den Aufbau und die Schrift betrifft.
Ich empfehle dieses Buch allen, in deren Leben es (mindestens) einen Badesee gibt.