Julia Strachey

 3,7 Sterne bei 6 Bewertungen

Lebenslauf

Julia Strachey, geboren 1901 in Indien, war Lytton Stracheys Nichte. Sie arbeitete als Model und Fotografin. Ihre Ehe mit Stephen Tomlin zerbrach nach kurzer Zeit, 1939 lernte sie Lawrence Gowing kennen, mit dem sie dreißig Jahre zusammenlebte. Sie gehörte zur Bloomsbury Group und schrieb neben zahlreichen Kurzgeschichten die Romane Heiteres Wetter zur Hochzeit, der 1932 in der Hogarth Press erschien, und The Man on the Pier (1951). Cheerful Weather for the Wedding wurde 2012 verfilmt. Julia Strachey starb 1979.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Julia Strachey

Cover des Buches Heiteres Wetter zur Hochzeit (ISBN: 9783038200949)

Heiteres Wetter zur Hochzeit

(6)
Erschienen am 18.08.2021

Neue Rezensionen zu Julia Strachey

Cover des Buches Heiteres Wetter zur Hochzeit (ISBN: 9783038200949)

Rezension zu "Heiteres Wetter zur Hochzeit" von Julia Strachey

Ein LovelyBooks-Nutzer
Melancholisch, bunt, detailliert

Die 23-jährige Dolly, älteste Tochter der bürgerlichen Witwe Mrs. Thatcham, steht kurz vor der Hochzeit mit Owen Bingham. Während sich im Haus der Familie nach und nach die illustre Verwandtschaft versammelt, um gemeinsam zur Trauung zu gehen, wendet sich Dolly in ihrem Zimmer einer Flasche Rum zu, auf dass es ihrer Entschlussfreudigkeit zuträglich sei.

Die Ausgangssituation dieser Geschichte kennt man aus zahlreichen Büchern und Filmen, eine Braut, die sich nicht traut… oder doch? Was geht Dolly durch den Kopf und was spielt sich in der Zeit in den anderen Räumen des Hauses ab? Was hat das alles mit dem Wetter zu tun?

Auch das Ende ist keine Überraschung, nichts, wie nicht eine andere Geschichte auch schonmal endete. Jedoch den Weg zwischen Anfang und Ende versteht die Autorin sehr interessant zu gestalten, indem sie ganz viel zwischen die Zeilen geschrieben hat. Nicht jedes Detail der Zusammenhänge wird offen ausgebreitet, und doch ist man dort, gleich einem Theaterstück sieht man die Szene vor sich. In nur wenigen Sätzen schafft es Strachey, jede der Figuren, eine nicht unerhebliche Anzahl muss man sagen, kontrastreich darzustellen. Was es einem hier leicht macht, ist ein Alleinstellungsmerkmal des Romans, und ich vermute generell im Erzählstil Julia Stracheys, nämlich die Auswahl der Adjektive, denn sie nutzt als Beschreibung für alles und jedes Farben! Die Bildhaftigkeit des Geschriebenen geht einem sofort in den Kopf.

Insgesamt ein lesenswertes Werk, in dem Humor, Sarkasmus, Melancholie und Ironie im perfekten Gleichgewicht stehen. So ein Buch, denke nach den letzten Worten, verrät Einiges über den Charakter der Autorin. Wie schön, dass eine enge Freundin Stracheys das Nachwort verfasst hat und mit ihrem Einblick für mich eine runde Sache daraus gemacht hat. 

Cover des Buches Heiteres Wetter zur Hochzeit (ISBN: 9783038200949)
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Rezension zu "Heiteres Wetter zur Hochzeit" von Julia Strachey

KateRapp
Der schönste Tag im Leben einer Frau?

Diese scharfzüngige Satire auf das bürgerliche Leben ist eine unterhaltsame Lektüre und für mich eine ganz besondere Entdeckung, da von Virginia Woolf gelobt und verlegt in ihrer Hogart-Press 1939. 

Etwas verwirrend ist diese quirlige Hochzeitsgesellschaft zunächst schon, die sich in den zwanziger Jahren im Haus von Mrs. Thatcham am Tag der Hochzeit ihrer ältesten Tochter Dolly versammelt. Die Stimmung ist angespannt bis ausgelassen, es kommt zu brüderlichen Rangeleien und unbegründeten Heiterkeitsanfällen.

Ich liebe die originell-ironische Beschreibung der Figuren, bald fühlt man sich umzingelt von der Frau mit dem „Gesicht, langgezogen wie ein Geigenbogen“, oder anderen, die grün oder violett sind oder „gelb und faltig wie eine Aprikose im Laden“, teils mit „einer Nase so lang wie die eines Ameisenbärs“. 

„Mein eigenes Ideal ist immer noch der gut gebaute, saubere englische Gentleman mit schmutziger Fantasie, und ich hoffe immer noch, so einer zu sein“, sagt Joseph, der Freund der Braut über sich, während diese sich im Ankleidezimmer betrinkt. Dass hier der Hase im Pfeffer liegt, oder präziser gesagt, die Schildkröte im Kohl, wird mit erstaunlichen Bildern in knappen Situationsskizzen dargelegt.

Die Braut pudert sich die vorwurfsvollen Wangen mit der Trägheit eines Elefanten, so liest man, und es schleicht sich die Ahnung ein, dass trotz des von Mrs. Thatcham wiederholt beschworenen heiteren Wetters dieser Tag für einige der Anwesenden alles andere ist als ein Freudentag.

Die Autorin Julia Strachey (1901-1979) modelte, zeichnete und schrieb und führte das Leben einer Bohemienne, hatte zahlreiche Liebhaber nach kurzer Ehe mit einem bisexuellen Bildhauer und einer kurzen Beziehung zur Malerin Dora Carrington.

Ihr Buch wurde vom Dörlemannverlag wiederentdeckt und erstmals in der deutschen Übersetzung von Nicole Seifert aufgelegt.

Cover des Buches Heiteres Wetter zur Hochzeit (ISBN: 9783038200949)
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Rezension zu "Heiteres Wetter zur Hochzeit" von Julia Strachey

aus-erlesen
Bittersüße Späße an einem heiteren Tag

Der schönste Tag des Lebens – von wegen! Dolly Thatcham lässt sich von Owen Bingham zur Frau nehmen. Das ist standesgemäß. Seit einem Monat kennen sich die beiden. Er wird bald in den diplomatischen Dienst in Übersee eintreten. Sie wird dann an seiner Seite stehen. Romantik ist was anderes.

Aber so sind nun mal die Zeiten. Und jeder der Beteiligten weiß, was hier gespielt wird. Es war schon immer so, es wird schon klappen. Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Zeremonie perfekt ablaufen wird. Perfekt, nicht annähernd perfekt, sondern 100 Prozent. Jeder ist in heller Aufregung. Und wer es nicht ist, stichelt gegen jeden, der es ist. Da nervt der eine Bruder den anderen, weil ihm seine Socken nicht passen. Mama wird sehr böse sein. Doch das brüderliche Machtspielchen scheitert kläglich. 

Ach ja, das Brautpaar. Ja … dem geht es so mittelprächtig. Man muss halt tun, was getan werden muss. Nach und nach trudeln die Gäste langsam ein. Unter ihnen auch Joseph. Er und Dolly waren einmal ein paar Wochen im Sommer ein Paar. Jetzt weiß es der Leser – jetzt kommt Schwung in die beschauliche Szenerie. Owen entdeckt plötzlich so was wie Gefühle – Machtansprüche träfe es wohl besser. Und Dolly? Was entdeckt Dolly? Ihre Liebe zu Rum. Flaschenabfüllung, natürlich. Wenn man schon dem puren Leben abschwören muss, dann so ordinär wie möglich. Was halt so in ihren Kreisen als ordinär gilt.

Joseph gerät zwischen die Fronten. Auf der einen Seite das behäbige Getue am großen Tag, an dem man unter seinesgleichen nur die Schokoladenseite zeigt. Auf der anderen Seite die Erinnerung der Ex an die schönen Zeiten. Doch wer jetzt denkt, dass alles im Chaos endet, gar ein Mord geschieht, der hat die Rechnung ohne die ironische Sanftheit in Julia Stracheys Schreibkunst gerechnet. Sie amüsiert sich über ihre Geschichte ohne dabei den Beteiligten die Würde zu nehmen. Fast meint sogar ein bisschen Bedauern in ihren Worten erkennen zu können. Denn Dolly und Owen und Joseph sind Produkte ihrer Zeit. Sie müssen so handeln wie sie es tun, in ihren Augen. Warum also nicht ein bisschen Schabernack mit ihnen treiben? 


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