Rezension zu "Frühling in Utrecht" von Julia Trompeter
Davon zuversichtlich später. (Robert Walser)
Dieses Buch konnte mich nicht überzeugen
Julia Trompeter
Fester Einband: 264 Seiten
Erschienen bei Schöffling, 05.02.2019
ISBN 9783895616372
Genre: Romane
Inhaltsangabe zu "Frühling in Utrecht"
Klara ist überstürzt nach Utrecht gezogen. Hier will die Ex-Berlinerin, die eine zerbrochene Beziehung und eine gescheiterte Karriere als Kneipenwirtin hinter sich lässt, ein neues Leben anfangen. In Zeiten, wo Flüchtlingsströme durch Europa ziehen, verarbeitet sie ihre persönliche 'Flucht' im Kleinen. In einem ›dagboek‹ hält sie die verwirrenden Unterschiede zwischen ihrem alten und neuen Leben fest. So hat sie nicht nur der deutschen Sprache und Kultur, sondern auch Hauke den Rücken gekehrt. Zwar war diese Trennung längst überfällig, doch erst als sie von Erinnerungen übermannt wird, beginnt sie sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Eine wichtige Rolle für den Neubeginn spielt ihre Zuneigung zum jungen Thijs. Doch ihre Selbstbestimmung findet sie durch ihn nicht. Als sich die Lage zuspitzt, wird ihr klar, dass sie sich ihre Freiheit erobern muss – und Geborgenheit nur in sich selbst finden kann.
Ein kluger Roman über die manchmal unerträgliche Leichtigkeit des Seins im heutigen Europa.
Meine Meinung:
Klara landet eigentlich nur zufällig in Utrecht, aber dies ist bezeichnend für dieses Buch. Sie hat eine Beziehung hinter sich und auch als Kneipenwirtin hatte sie im Grunde genommen keine Lust mehr. Dazu muss man sagen, dass Klara eine Frau von über 30 ist, die eigentlich wissen sollte, was sie will. Sie hat verschiedene abgebrochene Studiengänge hinter sich. Nun also ist sie in den Zug gestiegen und steigt in Utrecht wieder aus. Durch Zufall findet sie eine Anstellung in einem Theesalon. Im ersten Drittel des Buches fängt Klara an dagboek zu schreiben. Sie beschreibt die Unterschiede zwischen Utrecht und Deutschland auch mit feinsinnigen Humor zum Beispiel, dass die Herren der Schöpfung ihre Fahrräder ohne Stange wie Gazellen reiten. Dieses erste Drittel hat mir sehr gut gefallen. Doch dann merkte man, dass Klara verschieden Studiengänge abgebrochen hatte, also mussten ja noch unbedingt philosophische Gedanken mit einfließen. Dann wurden die holländischen Wörter so viel, dass ich nicht mehr wusste, was das überhaupt heißt. Ein Glossar wäre hier wohl sehr angebracht. Klaras Lieblingszitat, wenn sie ein Thema nicht mehr weiter schreiben wollte war: „Dazu definitiv später mehr“, nach Robert Walser. Auch wurde es so langweilig, da nichts mehr passierte. Ich habe das Buch dann nur noch quer gelesen.
Normalerweise hätte ich das Buch abgebrochen. Das Problem war nur, dass ich das Buch für eine Leserunde bei Lovelybooks gewonnen habe und es waren nur 10 Bücher die verlost wurden.
Nach der Beschreibung und auch der kurzen Leseprobe hatte ich dies nicht erwartet und war sehr enttäuscht. Klara, eine Frau von über 30 hatte eine Einstellung und Gedanken an sich, da würde manche 18jährige die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Die Krönung war, dass Klara gegen Ende des Buches in einer Buchhandlung ein Büchlein von Rilke entdeckt, wobei sie durch Zufall eine Seite aufschlägt. Da war ein Brief von Rilke auf Englisch zu lesen, obwohl dieser Brief doch in Deutsch sein sollte.
Das Buch selber ist mit diesem Orangeton ein echter Hingucker (es soll wohl eine Anspielung auf Holland sein) und auch das Cover gefällt mir sehr gut.