Die Autorin Julia Voss ist promovierte Kunsthistorikerin. Sie hat für ihr Vorhaben – diese Biografie über Hilma af Klint zu schreiben – Schwedisch gelernt und alle 125 Notizbücher der Künstlerin gelesen und analysiert. Nebenbei muss man erwähnen, dass Voss als Journalistin das Schreiben im Blut liegt und so darf man als Leser in ein tolles Werk eintauchen, das sich flüssig und spannend (oft wie ein Roman) lesen lässt.
Doch wer war nun diese Frau, die die Malerei auf den Kopf gestellt hat? Hilma af Klint (1862 – 1944) hat schon früh an spiritistischen Séancen teilgenommen. Und doch wird sie als nüchterner Charakter beschrieben, der ein breites Wissen in der Naturwissenschaft vorweisen konnte.
„Ihre Werke handelten nicht von Gegenständen oder Grenzen, auf ihnen zeigte sich das Leben selbst, unverstellt, in seiner Beweglichkeit und Schönheit, schwirrend, surrend und kreisend.“
Af Klint sagt über ihre Unmengen an Bildern (über 1000 sollen es gewesen sein), dass diese durch sie hindurch gemalt wurden. Durch viele Aussagen merkt man ihre esoterische Ader und doch hatte sie auch ein Leben außerhalb der Malerei, kümmerte sich um ihre pflegebedürftige Mutter unternahm viele horizonterweiternde Reisen und hatte sich zum Ziel gesetzt, einen Tempel zu bauen, um dort ihre Gemälde ausstellen zu können.
Doch für ihre Bilder war es noch zu früh, sie war ihrer Zeit voraus. So wird sie von der Kunstszene und den Kritikern einfach ignoriert – als Künstlerin und als Frau. Sie verfügte, dass ihre „Zukunftsbilder“ erst 20 Jahre nach ihrem Tod gezeigt werden dürfen. Mittlerweile ist die Zeit wohl reif für ihre Bilder und ihr Leben als Frau und Künstlerin.
Ich finde es großartig, wie sich Af Klint dem Mainstream widersetzte. Schon in der Kunstakademie hatte sie es nicht leicht, musste sich gegen die Männerwelt behaupten, jegliches Talent wurde ihr abgesprochen. Sie lebte ihr Leben wie sie es für richtig hielt, wandte sich der männergeprägten Welt ab und den Frauen zu, mit denen sie auch Lebensgemeinschaften einging.
Die Autorin schafft es, dass sie den Leser mit ihrer Begeisterung ansteckt und mit viel Sympathie für die Künstlerin, dieser ein Denkmal setzt. „Die Menschheit in Erstaunen versetzen“ – gelingt nicht nur Hilfma Af Klint mit ihren Bildern, dies gelingt auch der Autorin mit dieser aufschlussreichen, interessanten Biografie. 5 Sterne sind hier selbstverständlich.