Cover des Buches Realitätsgewitter (ISBN: 9783351036584)
Rezension zu Realitätsgewitter von Julia Zange

Realitätsgewitter

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Herausfordernd und interessant

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren

Marla ist in der Provinz aufgewachsen und kommt nach Berlin, um dort zu studieren. Doch schnell bricht sie ihr Studium ab. Sie bekommt einen Job bei einer Modezeitschrift, doch fällt es ihr schwer, diszipliniert ihren Job durchzuziehen. Sie fängt an, sich treiben zu lassen. Und geht nachts lieber auf Partys.

Marla sucht Freunde, Menschen, die sie „sehen" und ihr nahe stehen, einfach Nähe. Sie wünscht sich einen Mann an ihrer Seite, der ihre Gefühle erwidert. Marla hat viele Kontakte, aber es gibt niemanden, dem sie nahe steht. Sie findet nur Oberflächlichkeit, mehr Schein als Sein, sie geht auf Partys, findet zwar Sexpartner, aber ist trotzdem allein. Trotz 1475 Freunden auf Facebook steht ihr Telefon still. An Weihnachten fährt sie nach Hause zu ihren Eltern, wo bekannte Konflikte wieder auftauchen und sie plötzlich vieles mit anderen Augen sieht.

Die Autorin versteht es, dem Leser die heutige Smartphone-Zeit realistisch rüberzubringen. Jeder hat unheimlich viele Kontakte, wer mehr Freunde auf Facebook hat als die anderen, hat gewonnen. Alle oberflächlich, in Selbstinszenierungen bestens geübt, bloß keine engen Beziehungen eingehen sondern immer schön auf Distanz bleiben. Oberflächlichkeit pur, kein Tiefgang erlaubt. Schon gar nicht mit Freunden oder Verwandten tiefergehende oder emotionale Gespräche führen, ohne dass ausgebildetes therapeutisches Fachpersonal das Gespräch begleitet.

Leider kenne ich Berlin nicht persönlich, kann mir kein eigenes Bild davon machen. Aber leicht scheint es in dieser Stadt nun wirklich nicht zu sein, sich heimisch zu fühlen, anzukommen. Nicht nur bei ihrem Studium ist Marla nicht angekommen, sondern auch ansonsten ist ihr diese Stadt nicht hilfreich dabei, sich einzufinden, enge Freundschaften zu schließen und glücklich zu sein. Nur denke ich nicht, dass es nur in Berlin so zugeht, denn dadurch wie Julia Zange die heutige Smartphone-Generation beschreibt, wird es in anderen Städten nicht viel besser sein, als junger Mensch „echte" Bekanntschaften zu machen.

Melancholisch beschreibt Julia Zange den Weg von Marla, die mir als Leserin nicht unbedingt sympathisch erscheint. Marla hat es nicht leicht, sie hat Selbstzweifel, Selbstmitleid, fühlt sich traurig und einsam, erscheint gleichgültig. Man glaubt, sie würde nun endgültig abrutschen, doch sie findet einen Weg aus diesem desolat erscheinenden Zustand heraus.

Fazit:

Keine leichte Lektüre, die Melancholie zieht sich durch den ganzen Roman, die Protagonistin ist schwierig. Trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Gerade weil es sich nicht um eine leichte, lockere und positive Geschichte handelt, sondern es um reale und angesagte Themen und Probleme geht, fand ich diesen Roman herausfordernd und sehr interessant.

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