Rezension zu "Strawberry Fields Berlin" von Julian Heun
Irgendwie hatte ich hier beim Lesen die ganze Zeit den Eindruck, dass dieser Roman die Leser ziemlich spalten würde. Entweder mag man diesen Schreibstil mit den vielen Neologismen, ewig langen oder extrem kurzen und oftmals seltsam verschnörkelten und auf mich auch inhaltlich sehr wirr wirkenden Sätzen, empfindet das Ganze als Wortkunst und Poesie oder man findet es wahrscheinlich einfach grausam und extrem überzogen.
Wie man sicherlich schon merken kann, bin ich eher negativer Meinung über dieses Buch. Ich finde diesen Stil, in dem es verfasst ist, einfach extrem gruselig, weil er so hochtrabend wirken will, aber es oft in meinen Augen einfach nicht schafft, sinnfrei ist und wie eine unlogische Aneinanderreihung seltsamer Wortschöpfungen wirkt, was mich teilweise beim Lesen echt verrückt gemacht hat.
Zudem fehlte für mich einfach eine Art Handlung in diesem Buch, das irgendwie nur über zwei extrem unsympathische Männer zu berichten scheint, die beide sehr seltsame Probleme haben, weil sie entweder nicht wissen, was sie bloß mit ihrem Leben anfangen sollen oder anderen scheinbar die Schuld dafür geben müssen, dass ihr Leben nicht so ist, wie sie gern hätten, obwohl er und die Beschuldigten sich nicht einmal kennen.
Aber wenigstens hat mich das Buch noch gelehrt, dass das Wort Hipster nicht nur eine Bezeichnung für Damenunterwäsche ist, sondern auch einen bestimmten Kleidungs-, wie Verhaltensstil zu beschreiben scheint. Zunächst hat mich das nämlich enorm verwirrt, da ich neben dem für mich sehr seltsamen Stil einfach auch immer wieder an Unterwäsche denken musste, da das Wort Hipster so verdammt oft in diesem Roman vorkommt, dass ich es am Ende fast schon nervig fand. Wobei ich das Verhalten von dem Charakter Schüttler, der so einen extremen Hass auf Hipster zu haben scheint, einfach nur ekelhaft und verabscheuungswürdig finde und mir diesen Part des Buches nur noch unsympathischer machte, als den Part des anderen Mannes, Robert.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig sind auch die vielen Sprünge zwischen den beiden Erzählsträngen, vor allem, da manchmal zu einem nur ein bis zwei Sätze kommen und dann sofort wieder zum anderen gesprungen wird. Wobei dann diese zwei Sätze im nächsten Part noch einmal wiederholt werden, was mich ehrlich gesagt einfach nur genervt hat. Die Konklusion aus dem Ganzen, was man so über die Zeit erfährt, war aber auch sehr vorhersehbar, wodurch das Ende des Buches zwar einer gewissen Logik nicht entbehren kann, wenn es auch einfach nicht meins war, wie das gesamte Buch mir einfach nicht gefallen hat.
Manche werden das Buch bestimmt lieben, da sie auf diesen für mich einfach nur komischen Schreibstil stehen und vielleicht den Autor auch einfach besser verstehen, als ich es tue. Man mag vielleicht auch eher ein Stadttyp sein, um dieses Buch wirklich zu verstehen, ich verstehe es nicht und finde es vollkommen sinnbefreit. Daher meine eindeutige Einschätzung, dass es polarisieren wird, denn ein "ich finde es ganz ok" kann ich mir nicht vorstellen, aber wer weiß, vielleicht gibt es auch diese Meinung.