Cover des Buches Das Mädchen, das unsere Herzen brach (ISBN: 9783959670395)
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Rezension zu Das Mädchen, das unsere Herzen brach von Julian Leatherdale

Ein fesselndes, überzeugendes Romandebüt

von Svenjas_BookChallenges vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Eine packende, sehr gut recherchierte Familiengeschichte, wenn auch an einigen Stellen etwas holprig.

Rezension

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Svenjas_BookChallengesvor 8 Jahren
Das Mädchen, das unsere Herzen brach ist das Romandebüt des australischen Historikers Julian Leatherdale und bei uns im April bei Harper Collins erschienen. Da es ja vom Thema her perfekt in mein Beuteschema passt, hatte ich mir das Buch seit der Leipziger Buchmesse vorgemerkt und vor Kurzem vom Verlag als Rezensionsexemplar bereitgestellt bekommen. Dafür möchte ich mich bei Harper Collins erst einmal bedanken!

Am Anfang habe ich mich jedoch wider Erwarten etwas schwer getan mit Julian Leatherdales Geschichte. Ich wurde mit dem Schreibstil nicht so richtig warm und habe mich immer wieder gefragt, worauf das Ganze hinausläuft. Erzählt wird aus der Sicht von drei Hauptcharakteren - der jungen Angie, die als Tochter der deutschstämmigen Freya von Gettner in einem kleinen Cottage nahe des prächtigen Hotels "The Palace" aufwächst, der gebrechlichen Adelina, erste Ehefrau des Hotelbesitzers Adam Fox, und seiner zweiten Frau, Laura - und über ein ganzes Jahrhundert hinweg. Die Geschichte beginnt im Jahr 1914 mit dem schrecklichen Unfall, an dem die junge Angie beteiligt ist, und endet 2013 mit der Enkelin von Adam Fox.

Jede Menge Namen, die man sich erst einmal merken muss, und manchmal kam ich beim Lesen doch ein bisschen durcheinander und musste mich in das Wirrwarr der Charaktere erst einmal hineinfitzen. Da immer abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven erzählt wird und die Kapitel mit der jeweiligen Jahreszahl, dem Ort und der betreffenden Person überschrieben sind, gelingt das aber nach einer Weile ganz gut. Verwirrend fand ich es nur, dass Leatherdale auch innerhalb einer Zeitebene schon einmal in die Vergangenheit zurückschwenkt (vor allem 2013, in "Lisas Welt"), sodass man auf jeden Fall aufmerksam lesen und sich stellenweise ziemlich konzentrieren muss. An diesen Stellen wirkte Leatherdales Erzählstil auf mich noch etwas ungelenk und unkoordiniert - hier spürt man, dass es sich um seinen ersten Roman handelt.

Vom Stil her ist Das Mädchen, das unsere Herzen brach aber auch erfrischend anders und unterscheidet sich stark von den meisten Romanen des Genres. Die Katastrophe steht hier nämlich am Anfang der Geschichte und ist sozusagen Ausgangspunkt für all das, was folgt. Leatherdale beschreibt sehr beeindruckend, in welcher Weise die Geschehnisse des Jahres 1914 und das Handeln der jungen Angie Einfluss auf die sehr bewegte und teils dramatische Familiengeschichte der Foxes nahmen und lässt fast 100 Jahre später die Enkelin des großen Adam Fox, Lisa, mithilfe des Chronisten und Historikers Luke genau diese Geschichte entdecken und Stück für Stück ans Licht bringen. Leatherdale rollt das Feld sozusagen von hinten auf, was für mich auf jeden Fall überraschend und einmal ganz anders zu lesen war - ebenso wie das unerwartete und wirklich spektakulär inszenierte Ende mit einem unglaublichen Twist, der einen die Geschichte in einem ganz anderen Licht sehen lässt.

Das Mädchen, das unsere Herzen brach ist alles in allem eine spannende Familiengeschichte, die sich über mehrere Generationen zieht - gespickt mit viel Dramatik, jeder Menge Intrigen und Affären und zwei Weltkriegen. Man merkt ganz deutlich, dass Leatherdale Historiker ist und für seinen Roman sehr genau recherchiert hat. Nicht nur die persönliche Geschichte der Foxes fesselt und fasziniert, sondern auch der interessante Einblick in die Vergangenheit Australiens. Überraschend waren für mich so zum Beispiel der Umgang mit deutschstämmigen Migranten während der beiden Weltkriege und die immer neuen Gefahren, die in Australien so manche Existenz bedrohen - vor allem die Buschfeuer. Hier gibt es jede Menge Input. Trotz einiger Länge, für die man beim Lesen manchmal einen langen Atem braucht, ist der Plot vielschichtig und äußerst gut durchdacht und schafft es, zu fesseln und zu unterhalten.

Beeindruckt haben mich bei diesem Roman außerdem der traumhafte Schauplatz (beim Lesen muss man sich einfach in Australien verlieben), das fast schon mythisch wirkende Hotel "The Palace" als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und die individuellen und sehr authentischen Charaktere, die der Story Leben einhauchen. Ihr Zusammenspiel macht Leatherdales Roman erst so interessant und außergewöhnlich - Leid, Liebe, Geheimnisse, Verrat: All das verbindet der Autor zu einer wirklich gelungenen Geschichte, die man nach dem Lesen erst einmal wirken lassen muss.
Mein Fazit:
An einigen Stellen merkt man Julian Leatherdales Romandebüt an, dass es eben genau das ist, und stellenweise liest sich das Buch ein wenig holprig und man braucht einen langen Atem. Aber alles in allem ist Leatherdale eine wirklich beeindruckende, fesselnde Familiengeschichte vor traumhafter Kulisse gelungen, die all das hat, was einen Roman dieses Genres ausmacht: Große Intrigen und Affären, schicksalhafte Begegnungen und Tragödien und jede Menge Drama. Sensationell recherchiert und wirklich sehr gut ausgearbeitet - ein unterhaltsames und packendes Buch für laue Sommerabende.
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