Rezension zu "Das Mädchen, das unsere Herzen brach" von Julian Leatherdale
Der Inhalt:
Ein Junge stürzt von einer Klippe und stirbt, bei ihm ein Mädchen – Angie. War es Absicht? Ein Versehen? Die Ursache wird wohl nie geklärt werden und zu alldem trifft Angies Familie mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein hartes Los. Als Deutsche wird ihr Leben immer weiter eingeschränkt und Angies Vater, Freddie, wird am Ende sogar interniert und schließlich nach Deutschland abgeschoben. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der einflussreiche und zugleich charmante Adam Fox mit seinem Hotel, The Palace, das den passenden Beinamen „Palast der Tränen“ trägt. Ein Netz aus Intrigen wird gesponnen, Leid und Verzweiflung breiten sich aus und ziehen sich durch mehrere Generationen. Als Lisa, die Tochter der berühmten Kinderbuchautorin Monika Fox, die Geschichte ihrer Mutter aufarbeitet, stößt sie auf die verschütteten Geheimnisse ihrer Familie und entdeckt eine Verbindung zu Angie.
Meine Meinung:
Australien und die Blue Mountains haben mich sofort angesprochen. Ich wollte auch unbedingt wissen, was zwischen Robbie und Angie passiert ist. Doch die häufigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart haben den Lesefluss extrem gestört, so dass ich mich öfter motivieren musste, weiterzulesen. Man merkt schnell, dass das Hotel im Vordergrund steht. Dementsprechend lautet der englische Titel "Palace of Tears", was mir auch absolut logisch schien aufgrund der Dominanz des Hotel und seines Besitzers Adam Fox. Der deutsche Titel dagegen ist für mich weniger nachvollziehbar und hat sich mir bis zum Ende des Buches nicht erschlossen, auch wenn es im letzten Satz heißt: „Das Mädchen, das unsere Herzen brach.“ Es ist von Anfang an offensichtlich, dass Angie damit gemeint ist, aber aus welchem Grund sie den Menschen die Herzen gebrochen haben soll, bleibt unklar. Viel mehr wäre die Schuld bei Adam Fox und seinem Handeln zu suchen. Denn am Ende ist er es, der mehrere Personen ins Unglück stürzt.
Der Autor holt weit aus und versucht in den letzten zehn bis 15 Seiten, den Bogen zu bekommen und alle Geheimnisse zu lüften und Lücken zu füllen. Das gelingt ihm meiner Meinung nach nicht, da vieles krampfhaft erfunden und ausgedacht klingt. Viele Details im Verlauf der Handlung scheinen demzufolge überflüssig und der Roman wirkte dadurch unnötig langatmig. Ein Beispiel dafür ist die E-Mail von Ulrich aus Deutschland. Rein zufällig als Lisa und der Chroniker Luke mit der Aufarbeitung von Monikas Biografie beginnen, meldet sich Ulrich, ein entfernter Verwandter, der neue Details zu Tage bringt. Diese reihen sich wie durch Zufall in die Erkenntnisse und Recherchen der beiden ein.
Ich hätte mir gewünscht, dass der Autor die Handlung strafft und dadurch spannender und kurzweiliger gestaltet. Ein wirkliches Lesevergnügen kam aus diesem Grund bei mir nicht auf. Das Buch hätte wahrscheinlich mehr Potenzial und Glaubwürdigkeit gehabt, wenn man die sich offensichtlich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Lisa und Luke weggelassen hätte und sich vielleicht mehr auf die Historie beschränkt und eventuell ganz auf die ständigen Zeitsprünge verzichtet hätte.