Julian Nida-Rümelin

 4,1 Sterne bei 28 Bewertungen
Autor*in von Die Optimierungsfalle, Humanismus als Leitkultur und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Julian Nida-Rümelin gehört zu den renommiertesten deutschen Philosophen und Public Intellectuals. Er ist Rektor der Humanistischen Hochschule Berlin und Direktor am bayerischen Forschungsinstitut für digitale Transformation. Bis 2020 hatte er den Lehrstuhl für Philosophie und politische Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München inne. Er lehrte in Tübingen, Göttingen, München und Berlin sowie als Gastprofessor in den USA, Italien und China. Er war Kulturstaatsminister in der ersten rot-grünen Bundesregierung, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Philosophie und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Was Demokratie ausmacht – und wie sie aus der Krise kommt (ISBN: 9783492073769)

Was Demokratie ausmacht – und wie sie aus der Krise kommt

Erscheint am 01.08.2025 als Gebundenes Buch bei Piper.
Cover des Buches »Cancel Culture« – Ende der Aufklärung? (ISBN: 9783492321198)

»Cancel Culture« – Ende der Aufklärung?

(2)
Neu erschienen am 04.04.2025 als Taschenbuch bei Piper.

Alle Bücher von Julian Nida-Rümelin

Cover des Buches Die Optimierungsfalle (ISBN: 9783442749690)

Die Optimierungsfalle

(6)
Erschienen am 15.06.2015
Cover des Buches Humanismus als Leitkultur (ISBN: 9783406543708)

Humanismus als Leitkultur

(4)
Erschienen am 15.02.2006
Cover des Buches Politische Philosophie der Gegenwart (ISBN: 9783825232429)

Politische Philosophie der Gegenwart

(2)
Erschienen am 17.09.2009
Cover des Buches Der Sokrates-Club (ISBN: 9783442747979)

Der Sokrates-Club

(2)
Erschienen am 14.07.2014
Cover des Buches Über Grenzen denken (ISBN: 9783896841957)

Über Grenzen denken

(2)
Erschienen am 20.03.2017
Cover des Buches Der Akademisierungswahn (ISBN: 9783896841612)

Der Akademisierungswahn

(2)
Erschienen am 01.10.2014
Cover des Buches Perspektiven nach dem Ukrainekrieg (ISBN: 9783451395246)

Perspektiven nach dem Ukrainekrieg

(2)
Erschienen am 07.11.2022

Neue Rezensionen zu Julian Nida-Rümelin

Cover des Buches Perspektiven nach dem Ukrainekrieg (ISBN: 9783451395246)
Georg333s avatar

Rezension zu "Perspektiven nach dem Ukrainekrieg" von Julian Nida-Rümelin

Georg333
Keine Register! UNGEISTIG & unberücksichtigt: (nach)biblisch GOTT-PROPHEZEIT ist der 3. Weltkrieg: mE 2026: j-lorber.de, Gerd Gutemann, Kurt Eggenstein, Walter Lutz, M Kahir! Wer nicht zugibt, daß die extrem "terrorististische USA" (Noam Chomsky, Daniel Immerwahr) bzw. egomane "westliche Eliten" (Blackrock, FED., George Soros..) mit ihren demagogischen NWO-Helfern ("braune" Bertelsmann-Stiftung, WEF/WWF...) Weltherrschaft um jeden Preis wollen & EU, DE... in ihrem letztendlich tödlichen Würgegriff haben, täuscht seine (negativ-indoktrinierten) Leser (un)bewußt! Top: Daniele Ganser, Annie Jacobsen, Thomas Röper, Peter S. Goodman!

2) Hilfreiches
Infos zu den 4 Autoren: siehe unten (Julian Nida-Rümelin, Mattias Kumm, Albrecht von Müller, Antje Vollmer)
Zitate aus dem Rezensionsbuch: siehe unten

3) Lesenswerte Autoren: Politisch, militärisch u/o soziologisch:
 Daniele Ganser, Peter S. Goodman, Daniel Immerwahr , Jan van Helsing, Wolfgang Bittner, Marcus Klöckner, Peter Orzechowski, Thomas Röper, Michael Morris, Alex Demirovic, Collin McMahon, Noam Chomsky, Ullrich Mies, Rainer Mausfeld, Frank Böckelmann, Jens Wernicke, Wolfgang Gehrcke, Michael Lüders, Jaroslav Langer, Bernd Hamm, Jonas Tögel, Benjamnin Abelow, Neil Sheehan, Andreas Bülow, Raul Zelik, Ulrike Guerot, Christian Hardinghaus , Michael Nehls, Gerhard Wisnewski, Herman Kahn, 

4) Lesenswerte Bücher
Daniel Immerwahr: Das heimliche Imperium: Die USA als moderne Kolonialmacht 
Jonas Tögel: Kognitive Kriegsführung 
Sabine Feiner: Weltordnung durch US-Leadership?: Die Konzeption Zbigniew K. Brzezinskis
Zbigniew Brzeziński: Die einzige Weltmacht: [US-]Amerikas Strategie der Vorherrschaft und der Kampf um Eurasien 
Heiner Gehring: Versklavte Gehirne
C. E. Nyder: Young Global Leaders [Klaus Schwab, WWF/WEF]
Günter Hannich: Börsenkrach und Weltwirtschaftskrise. Der Weg in den 3. Weltkrieg

5) Jonas Tögel: Kognitive Kriegsführung 
S. 145 "VIII Die Manipulationswaffen der Kognitiven Kriegsführung erkennen, verstehen und neutralisieren: eine Übersicht
Die Manipulationswaffen der Kognitiven Kriegsführung der NATO werden im Buch an unterschiedlichen Stellen erklärt. Zur besseren Übersichtlichkeit finden Sie an dieser Stelle eine Liste der im Buch ausführlich erläuterten Soft-Power-Techniken. Sie soll dabei helfen, die Kognitive Kriegsführung leichter zu erkennen, um sich besser vor ihr schützen zu können und sie somit ein Stück weit zu neutralisieren.

Die Tiefenpsychologie dient als Fundament der wohl wichtigsten Manipulationswaffe: die der menschlichen Psyche. Wie bei einem Eisberg liegtgezielte Beeinflussung des Unbewussten ein großer Teil unserer Gedanken und Gefühle »unter der Wasseroberfläche«, und hier können
wir so beeinflusst werden, dass wir die Steuerung selbst oft nicht bemerken. Ein Beispiel dafür ist die sog. »Gräuelpropaganda«, welche dem Feind im Krieg die schlimmsten Untaten nachsagt, während die eigenen Soldaten niemals solche Verbrechen begehen.

Damit eng verwandt ist die Idee der Massenpsychologie, die besagt, dass gerade große Gruppen von Menschen oder eine Bevölkerung durch das gezielte Ansprechen ihrer tiefen Gefühle besonders leicht steuerbar sind.

Vom Behaviorismus wissen wir, dass Menschen durch etwas lernen sowie Wiederholung verschiedene Dinge miteinander , die immer wieder zusammen präsentiert werden.verknüpfen In der Propaganda wird daher zum Beispiel ständig und auf allen Kanälen wiederholt, dass der Feind das personifizierte Böse ist, während man selbst für eine gute Sache kämpft. Menschen lernen auch durch , und wer gesellschaftliche Ablehnung/Belohnung und Bestrafung oder Ächtung erfährt, weil er sich gegen Kriege und Gewalt ausspricht, der wird durch diese negativen Folgen eher dazu bewegt werden, sich nicht zu äußern – gerade das ist jedoch in Kriegszeiten besonders wichtig. 

Die Macht der Sprache und Worte ist eine weitere Manipulationswaffe: durch den gezielten Einsatz von positiven oder negativen Wörtern lassen sich die Gedanken und Gefühle der Menschen lenken. Friedfertige Menschen wurden beispielsweise früher »Spione des Kaisers«
(im Ersten Weltkrieg in den USA) oder als »Kommunisten« (im Kalten Krieg) bezeichnet, heute sind Wörter wie Verschwörungstheoretiker« oder »Schlächter« zur Abwertung von Kriegskritikern oder gegnerischen Präsidenten ein beliebtes Mittel.

Durch den präventiven Gebrauch solcher Begriffe kann man Menschen vor unliebsamen Informationen schützen oder sie dagegen »impfen«, das heißt » «. So gibt es Inokulation Bildungsprogramme an Schulen, in denen Lernenden beigebracht wird, »
Verschwörungstheorien« zu erkennen und abzulehnen, noch bevor sie mit den entsprechenden Inhalten in Berührung kommen....

Die derzeit modernsten Manipulationswaffen der Kognitiven Kriegsführungen kreisen um den Bereich der NBIC-Wissenschaften: Nanotechnologie [Corona-Imstoffe!], Biotechnologie, Informationswissenschaft (also Computer und Internet) sowie die Kognitions- oder Neurowissenschaften. Diese möchte man für neuartige Möglichkeiten der Gedankenkontrolle und nutzen sowie zum oder zur von eigenen oder fremden-steuerung Doping Schädigung Soldaten oder der Bevölkerung mittels , oder . Auch Drogen  iften Nanotechnologie Biowaffen oder fällt in diesen Bereich. Einige dieser die Verbindung von Menschen mit Computern Manipulationswaffen gibt es heute schon, an anderen wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet.


6) Zitate aus dem Rezensionsbuch
S. 145 Julian Nida-Rümelin, Prof. Dr. Dr. h. c.; emeritierter Lehrstuhlinhaber für Philosophie und politische Theorie an der LMU Mün-
chen; Kulturstaatsminister im ersten Kabinett Schröder; Direktor am Bayerischen Institut für digitale Transformation sowie Vorstand
der Parmenides Foundation und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates.

Mattias Kumm, Prof. Dr.; seit 2000 Inhaber einer Professur an der
New York University School of Law mit den Schwerpunkten Eu-
roparecht, Internationales Recht, Vergleichendes Verfassungsrecht
und Rechtsphilosophie; Forschungsprofessur „Global Constitutio-
nalism“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.
Erich Vad, Dr.; Brigadegeneral a. D.; von 2000 bis 2006 Berater für
Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Deutschen Bundestag
sowie 2006 bis 2013 u. a. Sekretär des Bundessicherheitsrates und
Militärischer Berater der Bundeskanzlerin in Berlin; berufliche Sta-
tionen außerdem bei NATO und EU sowie im deutschen Verteidi-
gungsministerium und im Auswärtigen Amt.
Cop gh © 2022 He de Ve ag A gh e e ed
Autorin und Autoren

Albrecht von Müller, Prof. Dr., arbeitete viele Jahre als Wissen-
schaftler in der Max-Planck-Gesellschaft und lehrt Philosophie
an der LMU München. Er war Gründungsdirektor des European
Center for International Security (EUCIS). Er hat verschiedene Re-
gierungen und Persönlichkeiten beraten, darunter Nelson Mandela
und Michail Gorbatschow; Begründer der Parmenides Foundation.
Werner Weidenfeld, Prof. Dr. Dr. h. c.; Direktor des Centrums
für angewandte Politikforschung (CAP) der LMU München; Be-
rater mehrerer Bundeskanzler und mehrerer amerikanischer Prä-
sidenten; 1987 bis 1999 Koordinator der Bundesregierung für die
deutsch-amerikanische Zusammenarbeit

Antje Vollmer, Dr.; 1983 bis 1990 Mitglied der Fraktion der Grünen im Deutschen Bundestag; von 1994 bis 2005 erneut Mitglied
des Deutschen Bundestages und dessen Vizepräsidentin. Heute ar-
beitet sie als freie Autorin zur Zeitgeschichte und zur Geschichte
des Widerstands gegen die NS-Diktatur.

S. 115  Julian Nida-Rümelin
Würden die USA den Beitritt Kanadas zu einem russisch geführten Militär-bündnis akzeptieren? Bei realistischer Betrachtung und ohne ideologische Scheuklappen ist völlig klar: Dies würde nicht geschehen, die USA als ökonomisch und militärisch stärkste Macht der Welt
würden diesen Affront, dass ein bislang eng verbündetes Nachbarland sich militärisch und ökonomisch an den Nachfolgestaat der
Sowjetunion bindet, nicht zulassen.
Für Skeptiker dieser These sei daran erinnert, dass der Sicherheitsberater des vormaligen Präsidenten Donald Trump bei jeder
sich bietenden Gelegenheit darauf hinwies, dass für die US-Regierung die Monroe-Doktrin gelte, die ausschließt, dass fremde
Mächte in der amerikanischen Hemisphäre Einflusszonen aufbauen, Militärstützpunkte etablieren, Abhängigkeiten schaffen oder
Bündnispartner gewinnen. Der liberale Präsident John F. Kennedy buchstabierte die Monroe-Doktrin 1962 in der sogenannten Kubakrise aus: Die Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba, die
die USA erreichen können, würden die USA nicht dulden – Souve-
ränitätsrechte Kubas hin oder her. John F. Kennedy war damals be-
reit, einen Dritten Weltkrieg zu riskieren, um das durchzusetzen. 1 

Fn 1 Tatsächlich gab es eine Einigung mit der Sowjetunion im wechselseitigen Interesse, wie sich später herausstellte, wonach die Sowjetunion die Stationierung von Raketen auf Kuba nicht weiterverfolgte unter der Bedingung, dass die USA ihrerseits ihre Raketen in der Türkei zurückziehen.

S. 121 "Der IB-Idealismus kann jedoch auch militante, bellizistische
Züge annehmen. Dann setzt er kriegerische Mittel mehr oder weni-
ger skrupellos ein, um übergeordnete Ziele wie die Beachtung der
Menschenrechte und die Durchsetzung der Demokratie zu erreichen. Der sogenannte humanitäre Interventionismus der 1990er
Jahre ist dafür ein offenkundiger und in seinem fast durchgängigen
Misserfolg ernüchternder Beleg. Auch der zweite Irakkrieg camou-
flierte sich als idealistisch motiviert: Offiziell ging es nicht um die
Durchsetzung US-amerikanischer Interessen in der Golfregion sondern um Menschenrechtsverletzungen und die Bedrohung des
Weltfriedens durch Massenvernichtungswaffen. 

Das idealistische Motiv einer nachhaltigen Friedensordnung
hat nach dem (vorläufigen) Ende des Ost-West-Konflikts zu der Er-
wartung geführt, dass nun der Westen, speziell die USA, mit oder
ohne die NATO eine neue Friedensordnung schaffen und durch-
setzen müsse. Das triumphale Gefühl, den Kalten Krieg gewonnen
zu haben und über die einzige Supermacht der Welt zu verfügen,
gab dieser Variante idealistisch motivierter oder jedenfalls idea-
listisch legitimierter militärischer Interventionen Auftrieb. Diese
Form eines militanten IB-Idealismus hatte zur stillschweigenden
Voraussetzung, dass es keine Geopolitik mehr gebe, das Denken in
Einflusszonen passé sei und es nun um die Durchsetzung von Men-
schenrechten weltweit gehe. Die USA und andere westliche Länder
sahen sich dabei in der Rolle des Weltpolizisten, der eine avisierte
globale Rechts- und Friedensordnung durch Interventionen si-
chern müsse. Dieser militante IB-Idealismus stieß sich allerdings
von Anbeginn mit den Realitäten westlicher Außenpolitik. Aus-
gerechnet die USA traten, ebenso wie Russland und China, nicht
dem Weltstrafgericht bei, also einer der wichtigsten Institutionen
im Aufbau einer globalen Rechtsordnung. Ausgerechnet die USA,
auch Russland, auch China, blockierten lange Zeit eine globale Ver-
antwortungspolitik gemeinsamer Sozialstandards sowie der Klima-
und Umweltschutzpraxis. Die humanitären Interventionen fanden
dort statt, wo auch westliche Interessen im Spiel waren, und blieben
andernfalls aus oder verzögerten sich erheblich. 4

Der aktuelle bellizistische IB-Idealismus präsentiert das Narrativ, dass es sich bei dem Konflikt zwischen der Ukraine und
Russland um eine Auseinandersetzung zwischen einer liberalen Demokratie und einer diktatorischen Autokratie handele. Tatsäch-
lich sind sich die politischen Systeme der Ukraine und Russlands
auffällig ähnlich. In beiden spielt Korruption eine sehr große Rolle,
in beiden bestimmten und bestimmen Oligarchen mit ihren politischen Marionetten die Politik, in beiden werden Minderheiten
unterdrückt, Schwule misshandelt und Menschenrechte missachtet. Auch wenn sich die Situation in der Ukraine eher verbessert
und in Russland deutlich verschlechtert hat, ist die demokratische Qualität dieser beiden Länder im internationalen Vergleich äußerst
niedrig. In der Ukraine werden nicht westliche oder europäische Werte verteidigt, sondern die nationale Souveränität dieses Landes
und die beabsichtigte stärkere Anbindung an den Westen gegen einen Aggressor, der dies unterbinden will. 

Die mögliche Aufnahme der Ukraine in die Europäische Union wirkt für Russland weniger verstörend als die Aufnahme in die NATO. Ja, es gab Zeiten, in denen Russland selbst von einem gemeinsamen Wirtschaftsraum von Lissabon bis Wladiwostok
schwärmte und eine enge Assoziation mit der EU, eingebettet in
eine neue europäische Sicherheitsarchitektur, anstrebte. Die nor-
mativ tragende Rechtfertigung für die militärische Unterstützung
der Ukraine ist nicht die Verteidigung einer liberalen Demokratie
gegen einen autokratischen Aggressor, sondern die Verteidigung
nationaler Souveränität. Hussein hatte die nationale Souveränität
Kuwaits durch seinen Einmarsch zunichtemachen wollen, und
Russland ist bislang nicht dem Eindruck entgegengetreten, dass es das gleiche Ziel in der Ukraine verfolgt. Kuwait war keine liberale
Demokratie und dennoch war der Beistand gegen den irakischen
Aggressor legitim. Nicht legitim wäre es gewesen, diesen Krieg zu
nutzen, um den Diktator Saddam Hussein im Irak zu stürzen, wo-
rauf zahlreiche Politiker, auch Berater des damaligen Präsidenten
George Bush senior, drängten. Erst sein Sohn griff dieses ganz an-
ders geartete Ziel eines Regime Change mit (vermeintlich) idealis-
tischen Begründungen wieder auf.

S. 131 Anje Vollmer
"Am 5. Dezember 2014 wurde in ZEIT Online ein Kassandra-Aufruf veröffentlicht mit dem Titel: „Wieder Krieg in Europa? Nicht
   in unserem Namen
!“ Er warnte vor der zunehmenden Entfremdung zwischen Europa und Russland und vor einer drohenden Gewalt-
spirale anlässlich der Konflikte um die Ukraine. Das geschah, mehr als sieben Jahre bevor der Krieg dann wirklich offen ausbrach.
Der Aufruf war parteiübergreifend initiiert und so prominent wie nur möglich unterzeichnet: ein ehemaliger Bundespräsident, ein ehemaliger Bundeskanzler, mehrere ehemalige Ministerpräsidenten aus den neuen und den alten Bundesländern, etliche Bundesminister, Staatssekretäre und Abgeordnete, Repräsentanten der deutschen Wirtschaft, führende Vertreter der Kirchen in Ost und West, bekannte Künstler, Regisseure, Schauspieler, Liedermacher, Menschenrechtler und Intellektuelle, ein Biobauer. 1

Dennoch hatte es der Aufruf schwer in der damaligen deutschen Öffentlichkeit. Die Redaktion der Süddeutschen Zeitung, die das
Dokument zuerst angeboten bekam, ließ nach geraumer Zeit ausrichten, die Verfasser könnten doch eine bezahlte Anzeige schalten.
Sie selbst hielt sich mit der journalistischen Kenntnisnahme ebenso zurück wie ARD, ZDF, Deutschlandfunk, FAZ, Spiegel. Alle Flakschiffe der deutschen Leitmedien hatten wenig Interesse an dieser Debatte und hielten den Aufruf für reichlich übertrieben.

Fn 1 Der vollständige Text mit der Liste aller damaligen Unterzeichner findet sich auf ZEIT Online 2014–12 unter: https://www.zeit.de/politik/2014-12/aufruf-russland-dialog . Zu den Unterzeichnern gehörten unter anderen: Mario Adorf (Schauspieler), Klaus Maria Brandauer (Schauspieler, Regisseur), Herta Däubler-Gmelin (Bundesministerin der Justiz a. D.), Eberhard Diepgen (ehemaliger
Regierender Bürgermeister von Berlin), Erhard Eppler (Bundesminister für
Entwicklung und Zusammenarbeit a. D.), Roman Herzog (Bundespräsident
a. D.), Christoph Hein (Schriftsteller), Burkhard Hirsch (Bundestagsvizepräsi-
dent a. D.), Uli Jörges (Journalist), Margot Käßmann (ehemalige EKD-Ratsvor-
sitzende und Bischöfin), Friedrich Küppersbusch (Journalist), Lothar de Mai-
zière (Ministerpräsident a. D.), Reinhard Mey (Liedermacher), Konrad Raiser
(ehemaliger Generalsekretär des Weltkirchenrates), Otto Schily (Bundesminis-
ter des Inneren a. D.), Friedrich Schorlemmer (ev. Theologe, Bürgerrechtler),
Georg Schramm (Kabarettist), Manfred Stolpe (Ministerpräsident a. D.), Wal-
ther Stützle (Staatssekretär der Verteidigung a. D.), Horst Teltschik (ehemaliger
Berater im Bundeskanzleramt für Sicherheit und Außenpolitik), Hans-Jochen
Vogel (Bundesminister der Justiz a. D.), Antje Vollmer (Vizepräsidentin des
Deutschen Bundestages a. D.), Ernst Ulrich von Weizsäcker (Wissenschaftler),
Hans-Eckardt Wenzel (Liedermacher ), Gerhard Wolf (Verleger). 

Der Appell begann mit den Worten: „Niemand will Krieg. [großer Irrtum!]
Aber Nordamerika [die extrem "terroristische USA (Noam Chomsky)!], die Europäische Union und Russland treiben
unausweichlich auf ihn zu, wenn sie der unheilvollen Spirale aus Drohung und Gegendrohung nicht endlich Einhalt gebieten. Alle
Europäer, Russland eingeschlossen, tragen gemeinsam die Verantwortung für Frieden und Sicherheit.“ Der Ukrainekonflikt zeige er-
schreckend, dass die Sucht nach Macht und Vorherrschaft trotz der
friedlichen Zeitenwende von 1989/90 nicht überwunden sei. Bei Amerikanern, Europäern und Russen sei der Leitgedanke, Krieg
aus ihrem Verhältnis dauerhaft zu verbannen, verloren gegangen. Anders sei die für Russland bedrohlich wirkende Ausdehnung der NATO nach Osten ohne eine gleichzeitige Vertrauen schaffende Vertiefung der Zusammenarbeit mit Moskau nicht zu erklären.
„Das Sicherheitsbedürfnis der Russen ist so legitim und ausgeprägt
wie das der Deutschen, der Polen, der Balten und der Ukrainer. Wir
dürfen Russland nicht aus Europa hinausdrängen. Das wäre un-
historisch, unvernünftig und gefährlich für den Frieden. Seit dem
Wiener Kongress 1814 gehört Russland zu den anerkannten Gestal-
tungsmächten Europas. Alle, die versucht haben, das gewaltsam zu
ändern, sind blutig gescheitert.“

Der Aufruf wandte sich an die damalige Bundesregierung der
großen Koalition und erinnerte sie an das Versprechen aus der
Zeit der großen Umbrüche der Jahre 1989/90. Sie möge endlich
eine gemeinsame europäische Friedensordnung erarbeiten, die
sowohl Russland einen Platz in Europa anbieten als auch den jun-
gen neuen Demokratien Sicherheiten garantieren würde. Er bit-
tet die Volksvertreter, über die Friedenspflicht der Regierung zu
wachen. Und er wendet sich damals schon an die Medien mit der

Cover des Buches Demokratie in die Köpfe (ISBN: 9783777633725)
B

Rezension zu "Demokratie in die Köpfe" von Julian Nida-Rümelin

belanahermine
Unbedingt lesen

Inhalt

Nach einem Vorwort von jedem der beiden Autoren sowie einem Prolog ist das Buch in vier Kapitel gegliedert. Zuerst beschreiben die Autoren die aktuelle Situation und den schlechter werdenden Zustand der Demokratie und was das bedeutet bzw. bedeuten könnte. Danach setzen sie sich mit dem Begriff "Demokratie" auseinander. Nachdem im folgenden Kapitel eine Beschäftigung mit dem Thema Bildung erfolgt, wird im letzten Kapitel gezeigt, wie Bildung hin zu Demokratie aussehen kann. Ein Epilog fasst die wesentlichen Erkenntnisse des Buches zusammen.

Am Ende des Buches finden sich zehn Seiten Anmerkungen mit weiterführenden Lesehinweisen.

Subjektive Eindrücke

Das Buch ist höchst interessant. Der erste Teil ist für weniger Philosophie-Geübte möglicherweise etwas schwer zu verstehen. Und es kommt ein wenig die Frage auf, ob es noch um den Titel geht. Aber das Durchhalten lohnt sich definitiv. Es wird äußerst wissenswert, themenbezogen und auch praxisorientiert. Dieser Teil des Buches ist dann auch leichter zu verstehen und flüssiger zu lesen.

Fazit

Sehr Aktuelles und Wissenswertes.

Weitere Rezensionen von mir gibt es unter https://belanahermine.wordpress.com/category/rezension/

Cover des Buches »Cancel Culture« – Ende der Aufklärung? (ISBN: 9783492071796)
S

Rezension zu "»Cancel Culture« – Ende der Aufklärung?" von Julian Nida-Rümelin

Sternenstaeubchen
Ein Plädoyer für politische Urteilskraft

Überall auf der Welt kracht es, Extreme aus jeglichen Richtungen nehmen zu, manchmal traut man sich manches nicht zu sagen, manchmal wird es einem quasi verboten und sei es, dass Personen, die bestimmte Positionen vertreten, „außen vor“ gelassen werden: Cancel Culture. Befasst ein Autor wie Nida-Rümelin sich mit dem Phänomen, noch dazu unter dem Untertitel „Ende der Aufklärung?“, gilt es aufzumerken.

 

Nach einem Vorwort geht Nida-Rümelin zunächst der theoretischen Einordnung des Begriffs nach und man mag sich wundern, dass er erste „Belege“ bereits in der Antike ausmacht. Weiter geht es mit erkenntnistheoretischen Aspekten der Cancel Culture, wo etwa der Fall Galileo Galileis behandelt wird. Das nächste Kapitel widmet sich demokratietheoretischen Aspekten, wo es etwa um Fragestellungen geht, was Demokratie tatsächlich ist. Im letzten Kapitel geht es um politische Urteilskraft als „Gegenmittel“ gegen Cancel Culture, wofür der Autor im Schlusskapitel ein Plädoyer hält.

 

Bereits aus diesem kurzen Abriss wird klar: Nida-Rümelin schreibt kein leicht lesbares Büchlein, wer also mit Ausdrücken wie „Epistemische Rationalität“ oder „Der arco costituzionale“ fremdelt, sollte das Buch vielleicht besser meiden. Aber demokratische Zivilkultur, demokratiegefährdende Praktiken, noch dazu in Kontext gesetzt mit Humanismus und Aufklärung, ist eben keine „Feelgoodlektüre“. Es geht dem Autor um einen Beitrag zur politischen Diskussion – aus seiner Sicht als Philosoph, daher ist klar, dass sein Plädoyer zu politischer Urteilskraft bzw. deren Stärkung vorwiegend auf die Befähigung zum selbständigen Denken zielt. Das mag wenig überraschend sein, ist aber logisch. Das mag vielen nicht gefallen, weil sie dem Glauben anhängen, dass man abwegige Positionen aus öffentlichen Debatten ausblenden sollte – damit überlässt man sie aber vermutlich nur den Debatten in geschlossenen Kreisen. Verweigert man zudem die Befassung mit „extremen Positionen“ verstieße man selbst gegen die aus der Aufklärung mühsam erlernten Erkenntnisse und Verhaltensweisen – und stützte damit ja sogar die Argumentation der extremen Positionen. Insgesamt ist zu konstatieren, dass weder der Inhalt noch der Text bequem sind, aber plausibel und wertvoll.

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