Juliane Braun (Hrsg.)
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Ein Teil Heimat seid Ihr für mich
Neue Rezensionen zu Juliane Braun (Hrsg.)
Rezension zu "Ein Teil Heimat seid Ihr für mich" von Juliane Braun (Hrsg.)
Dieses Buch fand ich zum Einen so interessant, da mein Vater und seine Familie aus Breslau stammte. Zum Anderen, das hier mit einer tollen Idee eine über 60jährige Verbundenheit zwischen einer Abitur-Schulklasse junger Mädchen aufrecht erhalten wurde. Trotz Krieg und weltweite Zerstreuung der Mädchen. Erstaunlich auch, das trotz Krieg und Ländertrennung, sprich Mauerbau dieser Rundbrief auch immer angekommen ist und sich die Mädels immer wieder fanden. Im Zeitalter von Fotokopien wurde kopiert und eingeklebt. Der Rundbrief wurde sogar nach Übersee verschickt.
In der Mitte sind einige erhaltene Fotos zu sehen und auch von diversen Klassentreffen ein paar Bilder. Im Anhang sind die Kurzbiografien der Schreiberinnen. Somit kann man immer mal blättern und sich ein Bild der einzelnen Frauen machen.
Rundbriefe von 1944 bis zum Jahr 2000. Eine erstaunliche Entwicklung in diesen fast 60 Jahren, man bekommt einen geschichtlichen Einblick, wie die Mädels durch den Krieg gekommen sind,geflohen und in aller Welt verstreut sind, Familien gründeten und ihre beruflichen Träume versuchten zu verwirklichen, mal mit, mal mit weniger Erfolg. Kompromisse machen mussten und die Gegebenheiten einiges von ihnen abverlangten. Die ersten Reisen ins Ausland getätigt wurden, Eindrücke über die politischen Entwicklungen auch aufnahmen. Trennungen vom Ehepartner oder Tod prägt so ein irdisches Leben.
Frauen, die so durch den Krieg gekommen sind, nach dem Abitur einen mindestens halbjährigen Pflichtarbeitsdienst mit landwirtschaftlicher Arbeit ableisten mussten und anschließend für ein weiteres halbes Jahr Kriegsdienst absolvieren mussten, Hunger, Wohnungsnot und Entwurzelung erleideten sind schon aus einem härteren Holz geschnitzt, als so manche zart beseiteten Frauen in der heutigen Zeit. Das muss man schon neidlos zugeben. Die kleinen und großen Klassentreffen oder die Besuche einiger Klassenkameradinnen untereinander schweißten die Gruppe zusammen. Erinnerungen wurden ausgetauscht und Reiseberichte in ihre Heimatstadt den anderen übermittelt. Für jede war es immer wieder eine Freude, wenn der Rundbrief ihren jeweiligen Briefkasten erreichte.
Es ist ein wenig mühsam zu lesen, da man die einzelnen Frauen erst kennenlernen muss und oftmals die Kurzbiografien anliest, damit man weiß, wer welche Person ist. Einige prägen sich gut ein, andere wiederum nicht. Dennoch vergebe ich 5 Sterne für den Mut der Frauen.
Rezension zu "Ein Teil Heimat seid Ihr für mich" von Juliane Braun (Hrsg.)
Ein einzigartiges Buch! Anders kann ich es nicht sagen. Ein wundervolles Stück tatsächlich gelebter und erlebter Zeitgeschichte.
Nach dem Abitur in Breslau im Jahre 1944 werden die Mädchen der Schulklasse zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und somit in alle Winde verstreut. Um in Kontakt zu bleiben, beginnen sie mit einem Rundbrief. Keine von ihnen ahnt, dass dieser über insgesamt 60 Jahre währen wird. Denn zunächst wird davon ausgegangen dass sich die meisten nach dem RAD zum Studium in Breslau wiedersehen werden...
So erleben die jungen Frauen nach dem Arbeitsdienst schließlich die Vertreibung aus Schlesien. Jede von ihnen muss nach dem Krieg von null wieder anfangen, sogar das schlesische Abitur wird in den Besatzungszonen nicht anerkannt, so dass viele noch einmal die Schuldbank drücken müssen. Aus den persönlichen Schilderungen bekommt man als Leser einen plastischen Eindruck der jeweiligen Zeit und der völlig unterschiedlichen Entwicklung der Leben der Frauen.
In dem Buch kann natürlich nur ein kleiner Auszug aus den unzähligen Einzelbriefen, die in den Briefbüchern gesammelt wurden, wiedergegeben werden. Und doch ist die Auswahl gut getroffen, so dass man insgesamt den Zeitverlauf und die Stationen im Leben der Frauen von 1944 bis ins Jahr 2000 nachvollziehen kann.
Im Zeitalter von Facebook etc. ist es umso erstaunlicher, dass diese Frauen es geschafft haben, die Rundbriefbücher durch und über Krieg hinweg, durch die DDR und bis in die Staaten hin und her zu schicken, die ständig wechselnden Adressen zu erfahren und so über 60 Jahre Kontakt halten zu können. Denn dieser Kontakt zu den einstigen Klassenkameradinnen ist das einzige, was ihnen von ihrer geliebten Heimat geblieben ist.
Absolut lesenswert!!!
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