Rezension zu Lasst uns schweigen wie ein Grab von Julie Berry
Anarchie im Mädchenpensionat...
von parden
Kurzmeinung: Eine unterhaltsame Krimi-Komödie - authentisch und glaubhaft versetzt in das Viktorianische Zeitalter und mit viel Humor. Tolles Jugendbuch!
Rezension
pardenvor 7 Jahren
ANARCHIE IM MÄDCHENPENSIONAT...
Als aus heiterem Himmel die Direktorin und ihr Bruder beim Sonntagsessen vor ihren Augen tot vom Stuhl fallen, haben die sieben Schülerinnen des St. Etheldra Mädcheninternats die Wahl: Entweder erzählen sie von den Todesfällen und werden nach Hause geschickt, oder sie vertuschen den Vorfall und haben die fantastische Chance, das Mädcheninternat selbst zu führen – ganz ohne die Kontrolle von Erwachsenen! Also schaufeln sie den beiden ein Grab im Garten und pflanzen einen hübschen Kirschbaum darauf. Doch das ist erst der Anfang. Für ihren Traum von der eigenen Schule verstricken sich die Mädchen in ein fulminantes Netz aus raffinierten Lügen, während der Mörder noch frei herumläuft…
12 Jahre alt ist die jüngste Schülerin des Mädchenpensionats, das im Jahr 1890 von der gestrengen Schulleiterin Constance Plackett geleitet wird. Eine eingeschworene Gemeinschaft ist da im Laufe der Zeit entstanden, wie spätestens seit dem grässlichen Zwischenfall beim sonntäglichen Mittagessen klar geworden sein sollte. Da sackt nicht nur die Direktorin des Pensionats tot auf ihrem Stuhl zusammen, sondern auch ihr zum Essen geladener Bruder fällt plötzlich tot um. Was also machen da sieben junge Mädchen, denen es vor der Vorstellung graut, wieder nach Hause geschickt und voneinander getrennt zu werden? Sieben selbstbewusste junge Mädchen, die von ihren gut betuchten aber nicht reichen Familien in dieses Mädchenpensionat abgeschoben wurden, um unter der Fuchtel der Leiterin ein gesellschaftlich akzeptables Verhalten zu erlernen? Sie rufen jedenfalls nicht die Polizei.
Trotz ihrer Ängste beschließen die sieben Schülerinnen, die beiden Leichen verschwinden zu lassen und weiterzumachen, als ob nichts geschehen sei. Doch schon das Ausschaufeln des Grabes erweist sich als schwierige Aufgabe. Als endlich der frisch gepflanzte Kirschbaum auf der zugeschütteten Grube steht, gehen die Probleme erst richtig los. Besucher geben sich die Klinke in die Hand, schwierige Entscheidungen müssen getroffen werden - und da ist ja auch noch die Frage nach dem Täter. Hat einer von ihnen Constance Plackett und ihren Bruder auf dem Gewissen? Oder droht womöglich Gefahr von außen?
Eine unterhaltsame Krimi-Komödie präsentiert Julie Berry hier - authentisch und glaubhaft versetzt in das Viktorianische Zeitalter und mit viel Humor, auch schwarzem. Hanni und Nanni? Mitnichten. Ein wenig wie eine Mischung aus Monty Python, Miss Marple und Charles Dickens. Irgendwie. Und mit einer guten Prise Emanzipation, denn die Schülerinnen träumen von ganz anderen Dingen, als Eltern und Gesellschaft ihnen zubilligen wollen. Einige kleine Seitenhiebe auf die gesellschaftlichen Normen sowie auf das Geschlecht der Männer sind da inbegriffen. Hier erstarken die Mädchen...
Einen wirklichen Hauptcharakter gibt es in diesem Jugendbuch nicht, auch wenn Kitty 'Schlau' oftmals das Heft in die Hand nimmt. Die Stärke besteht vielmehr gerade darin, dass sich die sieben so unterschiedlichen Mädchen einfach gut ergänzen und jede einzelne von ihnen ihre Stärken (und Schwächen) einbringen kann. Die gewählten Namen sprechen da schon für sich. Neben Kitty 'Schlau' gehören auch Roberta 'Liebenswert', Mary Jane 'Ungeniert', Martha 'Einfältig', Alice 'Robust', Louise 'Pockennarbig' und Elinor 'Düster' zu den Schülerinnen des Mädchenpensionats. Da kommt es zu manch einer brenzligen Situation, aber auch zu vielen komischen Szenen, und insgesamt ist das Buch überaus flüssig zu lesen, auch wenn der Spannungsbogen in der Mitte etwas abflacht, um dann gegen Ende wieder rasant an Fahrt aufzunehmen.
Alles in allem ein gelungenes Jugendbuch, spannend, humorvoll, augenzwinkernd und charmant zu lesen in seinem viktorianischen Gewand...
© Parden
Als aus heiterem Himmel die Direktorin und ihr Bruder beim Sonntagsessen vor ihren Augen tot vom Stuhl fallen, haben die sieben Schülerinnen des St. Etheldra Mädcheninternats die Wahl: Entweder erzählen sie von den Todesfällen und werden nach Hause geschickt, oder sie vertuschen den Vorfall und haben die fantastische Chance, das Mädcheninternat selbst zu führen – ganz ohne die Kontrolle von Erwachsenen! Also schaufeln sie den beiden ein Grab im Garten und pflanzen einen hübschen Kirschbaum darauf. Doch das ist erst der Anfang. Für ihren Traum von der eigenen Schule verstricken sich die Mädchen in ein fulminantes Netz aus raffinierten Lügen, während der Mörder noch frei herumläuft…
12 Jahre alt ist die jüngste Schülerin des Mädchenpensionats, das im Jahr 1890 von der gestrengen Schulleiterin Constance Plackett geleitet wird. Eine eingeschworene Gemeinschaft ist da im Laufe der Zeit entstanden, wie spätestens seit dem grässlichen Zwischenfall beim sonntäglichen Mittagessen klar geworden sein sollte. Da sackt nicht nur die Direktorin des Pensionats tot auf ihrem Stuhl zusammen, sondern auch ihr zum Essen geladener Bruder fällt plötzlich tot um. Was also machen da sieben junge Mädchen, denen es vor der Vorstellung graut, wieder nach Hause geschickt und voneinander getrennt zu werden? Sieben selbstbewusste junge Mädchen, die von ihren gut betuchten aber nicht reichen Familien in dieses Mädchenpensionat abgeschoben wurden, um unter der Fuchtel der Leiterin ein gesellschaftlich akzeptables Verhalten zu erlernen? Sie rufen jedenfalls nicht die Polizei.
Trotz ihrer Ängste beschließen die sieben Schülerinnen, die beiden Leichen verschwinden zu lassen und weiterzumachen, als ob nichts geschehen sei. Doch schon das Ausschaufeln des Grabes erweist sich als schwierige Aufgabe. Als endlich der frisch gepflanzte Kirschbaum auf der zugeschütteten Grube steht, gehen die Probleme erst richtig los. Besucher geben sich die Klinke in die Hand, schwierige Entscheidungen müssen getroffen werden - und da ist ja auch noch die Frage nach dem Täter. Hat einer von ihnen Constance Plackett und ihren Bruder auf dem Gewissen? Oder droht womöglich Gefahr von außen?
Eine unterhaltsame Krimi-Komödie präsentiert Julie Berry hier - authentisch und glaubhaft versetzt in das Viktorianische Zeitalter und mit viel Humor, auch schwarzem. Hanni und Nanni? Mitnichten. Ein wenig wie eine Mischung aus Monty Python, Miss Marple und Charles Dickens. Irgendwie. Und mit einer guten Prise Emanzipation, denn die Schülerinnen träumen von ganz anderen Dingen, als Eltern und Gesellschaft ihnen zubilligen wollen. Einige kleine Seitenhiebe auf die gesellschaftlichen Normen sowie auf das Geschlecht der Männer sind da inbegriffen. Hier erstarken die Mädchen...
Einen wirklichen Hauptcharakter gibt es in diesem Jugendbuch nicht, auch wenn Kitty 'Schlau' oftmals das Heft in die Hand nimmt. Die Stärke besteht vielmehr gerade darin, dass sich die sieben so unterschiedlichen Mädchen einfach gut ergänzen und jede einzelne von ihnen ihre Stärken (und Schwächen) einbringen kann. Die gewählten Namen sprechen da schon für sich. Neben Kitty 'Schlau' gehören auch Roberta 'Liebenswert', Mary Jane 'Ungeniert', Martha 'Einfältig', Alice 'Robust', Louise 'Pockennarbig' und Elinor 'Düster' zu den Schülerinnen des Mädchenpensionats. Da kommt es zu manch einer brenzligen Situation, aber auch zu vielen komischen Szenen, und insgesamt ist das Buch überaus flüssig zu lesen, auch wenn der Spannungsbogen in der Mitte etwas abflacht, um dann gegen Ende wieder rasant an Fahrt aufzunehmen.
Alles in allem ein gelungenes Jugendbuch, spannend, humorvoll, augenzwinkernd und charmant zu lesen in seinem viktorianischen Gewand...
© Parden