Julie Buntin

 4,3 Sterne bei 7 Bewertungen
Autorin von Marlena.
Autorenbild von Julie Buntin (©Julie Buntin)

Lebenslauf

Julie Buntin kommt aus Michigan, USA. Sie wurde schon in Zeitschriften wie Atlantic, Cosmopolitan, O, The Oprah Magazine, Slate, Electric Literature und One Teen Story veröffentlicht. Sie unterrichtet kreatives Schreiben am Marymount Manhattan College und ist Leiterin des Schreibprogramms bei "Catapult", einer Organisation, die Kindern hilft ihre Bildungsziele zu erreichen.

Alle Bücher von Julie Buntin

Cover des Buches Marlena (ISBN: 9783847900276)

Marlena

 (7)
Erschienen am 21.07.2017

Neue Rezensionen zu Julie Buntin

Cover des Buches Marlena (ISBN: 9783847900276)
buchstabensammlerins avatar

Rezension zu "Marlena" von Julie Buntin

Harte Kost und ein ehrlicher Blick auf die USA!
buchstabensammlerinvor 6 Jahren

Rund ums Buch:

Titel: Marlena
Autorin: Julie Buntin
Verlag: Eichborn
Buch: Hardcover
Seiten: 366
ISBN: 978-3-8479-0027-6
Preis: 22,00 €

Cover:

Ein viel zu sanftes Cover für diese erdrückende Geschichte. Es kommt überhaupt nicht rüber, was wir in dem Buch lesen werden. Ich würde an eine Liebesgeschichte denken, wenn ich nur das Cover und den Titel betrachten würde.

Inhalt:
Cat möchte gefallen und zwar Marlena, den Mädchen, was nun nebenan wohnt, als Cat mit ihrem Bruder und ihrer Mutter nach Northern Michigan in die schlichte Siedlung gezogen ist, um von ihrem Vater die nötige Distanz zu bekommen. Marlena lebt mit ihrem kleinen Bruder Sal und Vater in einem Schuppen, der Vater kocht Crystal Meth und der kleine Sal ist verwahrlost. Cat ist glücklich, hat endlich eine Freundin und verliert sich mit dieser, die den Drogen komplett verfallen ist, in eine Welt der Abhängigkeit.

Meine Meinung:
Das Buch hat mich sehr mitgenommen, betroffen gemacht und trotzdem finde ich es gut. Es ist ein Spiegel der amerikanischen Kleinbürgerlichkeit, ein Zeitzeuge des Arm und Reich im Mittleren Westen der USA und ein Versuch, die Leben der Mädchen dort oben, wo die Winter lang und die Drogen leicht erhältlich sind, dem Leser näher zu bringen. Und Julie Buntin gelingt das auf eine sehr besondere Weise, denn es ist kein trashiges Roaddingsda, kein Abklatsch der vielen Geschichten verlorener Amerikaner sondern es ist ein sehr emotional angreifendes Buch, was mit schöner Sprache, auch wenn wir es mit Teenagern und der Sinnlosigkeit ihrer Leben zu tun haben, den Leser mitnimmt und fühlen lässt. Fühlen lässt, wie die Mädchen ihre Familie vermissen, beide haben keine richtige Familie mehr, denn bei Cat ist der Vater abgehauen, bei Marlene die Mutter verschwunden. Beide kämpfen sich durch die Schule, meistens schwänzen sie, um sich lieber mit Drogen vollzupumpen und stark zu fühlen. Und beide hängen ihren verlorenen Eltern nach, idealisieren sie, bis sie eines Tages eines Besseren belehrt werden.
„Als meine Eltern sich trennten, war mein Vater – ein beschürzter French-Toast-Koch, Schneeschuhträger, Scotchtrinker, Red-Wings-Fan und begnadeter Fänger, Umarmer und In-die-Luft-Werfer, bewundert von meiner Freundin Haesung, verachtet von meinem großen Bruder James und angebetet von mir – trotz gegenteiliger Beteuerungen schon lange nicht mehr stellvertretender Filialleiter bei Foodtown. Ihm war ungefähr vier Monate zuvor gekündigt worden. Zwar verließ er weiterhin morgens um acht das Haus, von Montag bis Freitag, doch er fuhr nicht zur Arbeit. Nach allem, was ich in Erfahrung bringen konnte, verbrachte er seine Tage im Bett von Becky, einer Kellnerin Mitte zwanzig, mit der er jetzt zusammenlebt. Die Scheidung meiner Eltern war unangenehm, aber überraschend kam sich nicht.“ (Seite 39)
Die Geschichte springt zwischen heute in New York, 20 Jahre später, als Cat erfolgreich und verheiratet ist, und sich mit Sal treffen wird, Marlenes kleinem Bruder, der mit ihr sprechen möchte. Cat ist immernoch abhängig, versucht sich dagegen zu wehren, es zu vertuschen.... Kurze Einblicke in das Jetzt wechseln sich mit der eigentlichen Geschichte von Marlena, von der wir ganz zu Beginn auch erfahren, dass sie tot ist, ab und erzählen, wie es war, mit ihr, der doch so verletzlichen und nach Zuwendung suchenden Marlena.
Auch, wenn wir es hier mit einer tristen, zukunftslosen Teenagerzeit zu tun haben, lesen wir auch wunderbare Abschnitte, in denen die Autorin die beiden Mädchen in eine für sie perfekte Welt schreibt. Die kleinen Momente, die beide so genießen.
„Eine beste Freundin ist etwas Magisches. Als hätte man einen Baumstumpf gefunden, in dem sich das Wasser des ewigen Lebens sammelt, oder als stünde man vor dem Kleiderschrank und im nächsten Moment in einem verschneiten Wald oder auf einer Weide voll grasender Einhörner. Nichts von dieser Freundschaft war für mich selbstverständlich, zu seltsam waren die Zufälle und zu leidenschaftlich die gesagten und die gedachten Schwüre, die zu ihrem Erhalt notwendig waren.“ (Seite 131)
Für mich ist dieses Buch noch besonders wertvoll, denn ich habe in den 90ern über ein Jahr in Michigan gelebt, kenne die Orte, kenne das Leben von damals dort und verstehe – auch wenn ich in den reichen Vororten gewohnt habe und die Trailerparks weit weg waren – wie es wohl war, damals für Cat, in dem Jahr mit Marlena.

Fazit:
Kein Buch für schwache Seelen, für jemanden, der ein Happy End sucht. Aber ein ehrlicher Spiegel auf die USA.... sehr ehrlich! 

Cover des Buches Marlena (ISBN: 9783847900276)
raven1711s avatar

Rezension zu "Marlena" von Julie Buntin

Fesselnd
raven1711vor 7 Jahren

Rezension Julie Buntin - Marlena

Klappentext:
Die fünfzehnjährige Cat ist neu in der Stadt, einsam und unglücklich - bis sie ihre Nachbarin kennenlernt, die wunderschöne und unberechenbare Marlena. Eine Freundschaft beginnt, voller Versprechungen, intensiv und gefährlich wie die Jugend selbst: erste Drinks, erste Zigaretten, erste Küsse. Marlena aber wird immer riskanter – und Cat wird ein Versprechen brechen, das sie jetzt, Jahrzehnte später, einholen wird.
Die atemberaubende Geschichte zweier Mädchen und einem Jahr im ländlichen Michigan, das die eine ihr Leben kosten wird und die andere für immer verändern.

Meinung:
Für die 15-jährige Cat ist das Leben gerade nicht leicht. Ihre Eltern haben sich getrennt, sie müssen umziehen und Cat sich von ihrer besten Freundin und dem Leben auf der Wunschschule verabschieden. Kein Wunder, dass sie gerade in dieser schwierigen Phase der Pubertät empfänglich für Schwierigkeiten ist. Mit dem Moment, wo sie die 17-jährige Nachbarstochter Marlena kennen lernt, ändern sich für Cat alles. Sie vergöttert Marlena, fängt an, Drogen und Alkohol zu nehmen und die Schule zu schwänzen. Doch die Freundschaft hält nicht ewig und Marlena stirbt. Nun sind fast zwei Jahrzehnte seit dem Unglück vergangen und Cat scheint ihr Leben auf die Reihe bekommen zu haben. Doch der Schein trügt und unter der Oberfläche lässt Cat die Vergangenheit immer noch nicht los.
Obwohl man von Anfang an weiß, wie das Buch ausgehen wird, lässt einen die Geschichte nicht kalt und ich habe mit Spannung verfolgt, wie Cat und Marlena immer tiefer abrutschen und sich die Tragödie nach und nach anbahnt. Doch so ausführlich die Vergangenheit geschildert wird, in der auch ich mich in so vielen Punkten wiederfinden konnte (weniger mit den Drogen, sondern mehr in dem ganzen drum herum), so waren es doch die Passagen der Gegenwart, die zwar kurz waren, mich am meisten berührt haben.
Cat und Marlena sind gut ausgearbeitete Protagonisten. Gerade meine Generation, die nun in den 30ern ist, wird sich hier des Öfteren wiederfinden. Man erlebt erste Male, erste Küsse, erste Zigaretten mit den Mädchen. Das Internet wird immer mehr zum Medium, YouTube noch jung und Smartphones noch nicht erfunden, dafür aber werden viele SMS verschickt. Ich fühlte mich durch die beiden Mädchen immer wieder an meine eigene Jugend erinnert, auch wenn sie insgesamt mit mir nicht viel gemeinsam hatten.
Julie Buntin Schreibstil, der hier von Eva Bonné übersetzt wurde, ist eingängig und fesselnd. Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an fasziniert und gefesselt, der Handlungsverlauf ist gut geplottet und spannend umgesetzt, so dass sich das Buch flüssig lesen lässt.

Fazit:
Marlena entführte mich als Leser zurück in meine eigene Jugend, auch wenn diese nicht ganz so dramatisch verlief, wie die von Cat und Marlena hier im Buch. Die Geschichte um eine junge Freundschaft in Zeiten von Umbrüchen und Erwachsen werden bewegt und zeigt, wie prägend diese für das restliche Leben sein kann.
Von mir gibt es 4,5 von 5 Punkten.
Vielen Dank an Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar.

Cover des Buches Marlena (ISBN: 9783847900276)
miss_mesmerizeds avatar

Rezension zu "Marlena" von Julie Buntin

Julie Buntin - Marlena
miss_mesmerizedvor 7 Jahren

Sal hat sich gemeldet und katapultiert Cat zurück in ihre Zeit in Silver Lake, Michigan, wohin ihre Mutter sie und den Bruder Jimmy nach der Trennung vom Vater zwangsverpflanz hatte. In Marlena hat Cat direkt eine neue Freundin gefunden. Das Nachbarsmädchen war zwei Jahre älter und all das, was Cat gerne gewesen wäre: hübsch, von Jungs bewundert, mutig, selbstbewusst. Doch bald schon kommt Cat hinter Marlenas Geheimnis: es sind Drogen, die sie am Leben halten und sie so erscheinen lassen, wie sie ist. Drogen, die bereits ihre Mutter zerstört hatten und die auch die Einnahmequelle ihres Vaters und ihres Freundes sind. Aus der schüchternen und strebsamen Cat wird in Silver Lake ein neuer Mensch: sie schwänzt die Schule, trinkt zu viel und versucht Marlena immer ähnlicher zu werden. Eine gefährliche Spirale abwärts, die für Marlena im Unglück enden wird.

Julie Buntins Debutroman hat es bereits auf die Longlist des First Novel Prize 2017 der US-amerikanischen nonprofit Organisation Center for Fiction geschafft, die New York Times hat sie gar mit Elena Ferrante, einer der global erfolgreichsten Autorinnen der vergangenen Jahre, verglichen. Warum ist recht leicht zu erkennen: wie die zwei Pole eines Magneten ziehen sich die beiden konträren Charaktere von Marlena und Cat geradezu magisch an. Zwei unterschiedliche Mädchen, die schicksalhaft durch ihre Nachbarschaft zusammengebracht werden und gemeinsam ins Verderben rennen. Schon früh weiß man, dass Marlena jung sterben wird, aber ist Cats Überleben tatsächlich das größere Glück?

„Manchmal leide ich unter meinem Leben, allein weil es meins ist, weil es diesen Lauf genommen hat und keinen anderen, weil ich nicht in die Vergangenheit zurückreisen kann, um die Zukunft zu ändern. Um zu verhindern, was ihr zugestoßen ist.“
Cat leidet unter dem, was sie erlebt hat und nicht verhindern konnte, obwohl ihr bewusst war, wie abhängig Marlena war und weil sie Schuld daran trägt, was an dem schicksalhaften Tag im November und auch schon in den Woche zuvor passiert war. Mit dieser Schuld muss sie leben und diese verbirgt sie in New York vor ihrem neuen Leben und ihrem Freund. 

„Wahrscheinlich habe ich mich schuldig gefühlt. Ich hatte hundert Gelegenheiten, sie aufzuhalten. Mehr als hundert. Ich tauschte Silver Lake und eine Form der Realitätsflucht gegen eine andere ein. Das schlechte Gewissen der Überlebenden quälte mich, es bestimmte mein Leben“

Die Autorin verleiht ihrer Erzählerin eine starke Stimme und diese kann sowohl die Gefühlswelt der 15-jährigen versetzen, der die Empathie noch fehlt, um sich die Lage der eigenen Mutter oder des Vaters zu begreifen, wie auch in die erwachsene Cat, die ein vorgeblich bürgerliches Leben als Bibliothekarin führt und doch ihre Süchte kaum unter Kontrolle hat und die 15-Jährige, die sie einmal war, nicht ganz aufgeben kann und will. Diese ausdrucksstarke, intensive Erinnerung an die Zeit, die sie doch meist im Rausch gar nicht wahrgenommen hat, überträgt sie gekonnt auf den Leser, dem die lebenszerstörende Verbindung zwischen den Mädchen nicht kalt lassen kann. 

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von 4 Leser*innen aktuell gelesen

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