Cover des Buches Die andere Welt (ISBN: 9783453360532)
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Rezension zu Die andere Welt von Julie Cohen

Hätte man anders umsetzen können

von Janinezachariae vor 4 Jahren

Rezension

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Janinezachariaevor 4 Jahren

Dieses Buch hat mich zum Nachdenken angeregt:

Inwiefern drängen wir unsere Kinder in eine bestimme Ecke? Jungs müssen wie Jungs aufgezogen werden. Mädchen wie Mädchen, in rosa.

Die Linien sind klar und deutlich getrennt. Es gibt kaum einen Zwischenweg. Jungs spielen mit Autos, Mädchen mit Puppen. Ein Mädchen das Fußball spielt? Der Junge interessiert sich nicht für Autos oder Fußball? Wenn im Mutterleib das Geschlecht vom Arzt bekannt gegeben wird, malen sich die Eltern aus, wie sie das Kinderzimmer gestalten wollen. Welche Kleider die Tochter trägt und wie viele kaputte Hosen der Junge im Laufe der Kindheit davon trägt.

In „Die andere Welt“ erzählt die Autorin genau über diese zwei Stränge. Louise ist das Mädchen. Louis Junge. Sie erleben das, was eben „normal“ für ihr Geschlecht ist. Den Namen haben sie von einem Vorfahren bekommen, in Andenken oder Ehre.

Wie wichtig ist die Erziehung in die eine oder andere Richtung? Muss ein Junge immer nur Jungs Sachen machen? Darf das Mädchen nicht vielleicht auch dreckig werden?

Nein, oder?

Das Buch zeigt uns diese Welten. Alles ist dasselbe, nur das Geschlecht nicht. Später zeigt sich natürlich auch deutlich, wie sehr sich die „zwei“ unterscheiden, bis es schließlich doch wieder ähnelt.

Die Kapitel sind mit den jeweiligen Namen gekennzeichnet und manchmal mit Louise & Louis, was zeigt, dass sich alles doch wieder vereint.

Es hat mir auf der einen Seite gut gefallen und doch fand ich es an manchen Stellen zu weit hergeholt.

Wenn ich an die Erziehung meines Sohnes denke, muss ich allerdings etwas deutlich hervorheben:

Es war uns schon immer vollkommen egal, mit was er spielt – gut, da ich Angst vor Puppen habe, war ich froh, dass das dann doch keine Option war, auch wenn es mir egal gewesen wäre, denn er findet so oder so seinen Weg. Er war nie typisch Junge. Wobei: Typisch Junge eh relativ ist.

Autos, Feuerwehr, Polizei und dergleichen waren nie seins. Musik, tanzen und natürlich zocken sind seine Welt. Mit seiner besten Freundin spielt er auch mal „Mädchenkram“ und mit den Jungs dann Fortnite.

Aber er war nie ausschließlich blau. Seine Lieblingsfarbe ist rot und er hat genauso auch mal etwas in Lila an.

Darüber musste ich während des Lesen nachdenken. Was macht die „Farbe“ mit uns? Bin ich als Kind in diese eine Schiene gesteckt worden? Nein. Wenn ich so darüber nachdenke, war ich das Mädchen, was mit Autos gespielt hat und mit den Jungs Fußball und ich hatte mehr kaputte Hosen in einem Jahr, als meine Schwester in 5.

„Die andere Welt“ zeigt uns leider nicht ganz genau, wie es wäre, wenn man die Farben gemischt hätte oder ob es sich wirklich so drastitisch in unsere Psyche gebrannt hat. Es zeigt eben zwei Kinder, das eine ein Mädchen, das andere ein Junge. Sie haben dieselben Eltern, dieselben Freunde, einiges ähnelt sich und doch steckt die Autorin sie sehr stark in die jeweilige Geschlechtereck. Sie haben keine Zeit, sich zu entwickeln und selbst zu finden.

Das hat mir gefehlt. Es hat mir fehlt, weil ich gehofft hatte, mehr zwischen den Zeilen zu lesen.

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