Cover des Buches The Lost Prince (ISBN: 9780373210572)
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Rezension zu The Lost Prince von Julie Kagawa

Rezension zu "The Lost Prince" von Julie Kagawa

von Shiku vor 12 Jahren

Rezension

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Shikuvor 12 Jahren
Dreizehn Jahre sind vergangen, seit Ethan Chase von Feen ins Nevernever entführt und von seiner Halbschwester wieder zurückgeholt wurde. Seitdem ist viel geschehen: Meghan ist nun endgültig Teil der Feenwelt und kehrt nicht wieder zurück, doch andere Feen lassen den jungen Mann nicht in Ruhe. Er kann sie sehen und das wissen sie. Immer wieder machen sie ihm das Leben zur Hölle, und bringen ihn in Situationen, denen er anderen Menschen nicht erklären kann. Mittlerweile vollkommen pessimistisch hält er sich von Feen und Menschen zugleich fern, um seine Ruhe zu haben und niemanden zu gefährden. Doch dann trifft er auf Todd und Kenzie – ersterer ist ein Halbblut, das eigentlich gar nicht so übel ist, wie Ethan feststellen muss. Zweitere ist ein junges Mädchen, das für seinen Geschmack viel zu hartnäckig ist und das er viel zu sehr mag. Beide kann er nicht davor bewahren, mit den Feen in Kontakt zu kommen, und ausgerechnet jetzt ist es gefährlicher denn je: Geisterhafte Wesen tauchen auf, die von Menschen und Feen zugleich vergessen wurden. Nun werden sie dafür kämpfen zurückzukommen – um jeden Preis. „The Lost Prince“ liest man am besten, wenn man schon die vorangegangene Reihe, „The Iron Fey“, kennt. Zwar versteht man das Buch auch so recht gut, doch Meghans Geschichte fügt zu diesem Buch ein paar Ebenen hinzu, auf denen es gleich noch mehr Spaß macht, und sei es nur, dass man sich so über das Wiedersehen mit einigen Charakteren freuen kann. So weiß man auch schon in etwa, womit man rechnen kann. Julie Kagawas Schreibstil ist nach wie vor ein einfacher, der durchaus ins Detail geht, nie aber zu ausladend wird und sich letztlich schnell weglesen lässt. Auch was die Geschichte angeht, wird wieder eine Reise geboten, die quer durch das Nevernever, aber hier auch vor allem durch die Menschenwelt führt. Stillstand ist etwas, das vielleicht den Feen nützen könnte, in den Büchern aber nicht vorkommt. Nicht immer ist das Ziel dieser Reise ganz klar, doch früher oder später taucht der rote Faden wieder auf und weiter geht’s. Was dem Buch fehlt, ist unnötiges romantisches Drama und ich kann nicht behaupten, dass es mir fehlen würde. Ethan ist nun einmal nicht wie seine Schwester und es bleibt zu hoffen, dass er auch in Zukunft keine „Ich probier es mal mit meinem besten Freund“-Aktionen bringt, bei denen von vornherein klar ist, dass aus dieser Beziehung absolut nichts wird. Er ist auch ganz gewiss kein kleiner Junge, der als stark beschrieben wird, sich letztlich aber überhaupt nicht selbst verteidigen kann; im Gegenteil. Seit jeher kämpft er gegen die Feen und versucht, die Menschen um ihn herum so gut es geht herauszuhalten. Er versucht vor allem, seine Familie zu verteidigen und auch wenn ihm keine Feenmagie zur Verfügung steht, so hat er gelernt, mit Waffen umzugehen. Er braucht also nicht zwangsläufig ständig einen Retter – was nicht heißt, dass Hilfe nicht gern gesehen ist – und damit ist er ein wesentlich angenehmerer Protagonist als Meghan. Natürlich kann das alles nicht ganz ohne Drama vonstattengehen, doch es ist einmal erfrischend anders, dass nicht ausgerechnet die klassische Romeo-und-Julia-Konstellation im Vordergrund steht. Auch wenn sie vorhanden ist, so betrifft das keineswegs Ethan und Kenzie – Probleme gibt es auch bei diesen beiden, nicht aber weil ihre „Familien“ miteinander verfeindet sind. Alles ist das auch nicht; verständlicherweise ist Ethan sehr wütend auf seine Schwester, auch wenn er ihr in vielen Dingen unrecht tut. Gerade während dieser Parts musste ich besonders mitleiden und habe mir gewünscht, dass sie doch endlich vernünftig miteinander reden! Ethans Gegenpart, Kenzie, ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Sie ist ein junges, forsches Mädchen, das entschlossen ist, zu tun, was getan werden muss, um ihre Ziele zu erreichen, ohne dabei jedoch auf anderen herumzutrampeln. Sie hat ihre ganz eigene Bürde zu schleppen und ist, ganz kurz gesagt, einfach liebenswert. Gleiches gilt nicht unbedingt für Keirran, der aber ein bisschen Kontroverse mit in das Buch hineinbringt. Denn wie zu erwarten, sind die meisten nicht sonderlich erfreut über das Auftauchen der vergessenen Feen, die ihre Existenz bedrohen. Einiges erinnert an das Auftauchen der Iron Fey damals, bei denen erst nach und nach gezeigt wurde, dass sie eigentlich gar nicht so übel sind. Hier nun ist die erste Reaktion Abweisung. Was diese Neuankömmlinge tun, kann nicht gutgeheißen werden und doch … und doch. Müssen sie wirklich alle so sein? Gibt es vielleicht andere Lösungen – für sie und ohne dass sie erneut ausgelöscht werden? Es ist ein bisschen schwierig, Gut und Böse herauszupicken, da jede Seite ihre starken und schwachen Argumente hat. Daher braut sich nicht nur zwischen den Feen ein Konflikt auf, auch im Leser selbst: Welche Seite vertritt man, auf welches Ende wird gehofft? Ich kann nicht behaupten, dass ich diese Frage jetzt schon für mich beantworten kann und bin gespannt, was noch auf uns zukommt. Daneben gibt es noch so einige Punkte, bei denen ich gespannt bin, worauf sie am Ende hinauslaufen. Da wäre Kenzie zum einen, dann aber auch die Beziehung zwischen Meghan und Ethan, genauso die Verbindungen zwischen anderen Charakteren, die bisher nur angedeutet wurden oder aber weder richtig vorhanden sind noch vorhanden sein sollen – und bei denen der Grund dafür noch im Dunkeln liegt. Es gibt genügend Details und Fragen, die alles andere als geklärt sind, ohne das Buch unabgeschlossen wirken zu lassen. Ich für meinen Teil freue mich auf das Kommende. Julie Kagawa bietet in „The Lost Prince“ vieles, was wir schon aus bisherigen Büchern kennen, aber letzten Endes macht es doch wesentlich mehr Spaß. Das hat den einfachen Grund, dass Ethan ein wesentlich angenehmerer Protagonist als seine Schwester ist. Kombiniert mit keiner schlichten Schwarz-Weiß-Charakterisierung, einer Menge Drama, das nicht nur mit Liebe zu tun hat, und dem typischen, leicht zu lesenden Schreibstil, ergibt das kurzweilige Leseunterhaltung.
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