Julie Mars

Ellen Kenny ist gerade ihren Job los, verheiratet, 46 Jahre alt und auf dem Weg von New York nach Montreal, um dort ihre Schwester zu besuchen, als sie bei einer kleinen Pause im Fenster eines Immobilienbüros ein heruntergekommenes Cottage sieht, das zu einem Spottpreis angeboten wird. Aus einer Laune heraus kauft sie es, wovon ihr Mann in New York überhaupt nicht begeistert ist.
Nichtsdestotrotz beschließt Ellen, den Sommer im Cottage zu verbringen. Sie will einen Biogarten anlegen und das Häuschen herrichten, doch als sie ankommt, erkennt sie erst, wie viel Arbeit sie da vor sich hat, denn zunächst gibt es weder Wasser noch Strom...
Ellen hält sich tapfer und fühlt sich schon nach wenigen Tagen wohl in ihrem neuen Heim. Der Sohn der ehemaligen Besitzerin, Rodney, der ihr Dach repariert, und Rayfield, den sie über eine Kleinanzeige kennenlernt, in der er seine Bierdosensammlung loswerden will, erleichtern ihr das Ankommen. Der Kontakt mit ihrem Mann ist schwierig und nach und nach stellt Ellen ihr Leben und ihre Ehe in Frage.
Als der Mann ihrer Schwester nach einem Autounfall in Peru ins Koma fällt, nimmt Ellen ihr ihren zweijährigen Sohn ab. Plötzlich erlebt sie, was sie nie erleben konnte: Sie hat ein Kind an ihrer Seite, einen eigenen Garten mit frischem Gemüse, zwei Männer, die ihr bei allem helfen, und irgendwann sogar noch Rayfields Hund. Nach einem Wochenendbesuch ihres Mannes, bei dem alles drunter und drüber geht, gerät Ellens bisheriges Leben aus den Fugen.
Dieses Buch steckt voller Leben. Es ist lustig, schön, traurig, spannend, aufwühlend und beruhigend. Lange her, dass ich bei einem Buch so geweint habe, nicht nur an traurigen, sondern auch an schlichtweg schönen Stellen. Die Geschichte ist nicht spektakulär neuartig, aber mich hat sie so berührt wie es seit langem kein anderes Buch mehr geschafft hat. Julie Mars erzählt diese Geschichte wahrhaftig und unbeschönend und lässt sie in einem zauberhaften Finale gipfeln, das seinesgleichen sucht. Das Buch sollte im Paket verkauft werden, mit Tee, dicken Socken, einer großen Kerze und einem Päckchen Taschentücher. So lässt es sich am besten genießen. Wunderbar.