Rezension zu "Die Glücksammlerin" von Julie McGowan
Allie ist Anfang dreißig und braucht dringend eine Auszeit - nachdem ihr Mann Will eine andere Frau hat und nun die Scheidung läuft. Ihre Mutter rät ihr zu einer Reise in die Sonne, da sie schließlich noch jung sei und sich einfach einen Neuen angeln soll, doch für Allie, die auch noch ihren Job als Anwaltsgehilfin verloren hat, funktioniert das nicht so einfach. Sie verlässt London in Richtung Cornwall und möchte dort zur Ruhe kommen, ja, in sich hineinhorchen um zu erfahren, was sie nun von ihrem Leben möchte. Vielleicht ist es ein Anflug von Melancholie, aber dieses Fleckchen Erde erinnert Allie an schöne Kindheitsmomente.
In einer etwas traurigen Pension in Tremorden Bay angekommen, macht sie bereits am ersten Nachmittag Bekanntschaft mit der Mittfünfzigerin Marsha. Diese lebt schon seit Jahrzehnten in dem beschaulichen Örtchen an der kornischen Küste und hat eine bunte Truppe um sich geschart, die ebenfalls wie Marsha das Leben und die Sonne genießen.
Doch schon der erste Abend, an dem Allie die Truppe im Smuggler's kennenlernt, geht gründlich daneben: während es am Tisch lebensfroh und genießerisch zugeht, verfällt Allie in Selbstmitleid und zeigt sich von einer unvorteilhafter Seite: sie wirkt überheblich und griesgrämig - und trinkt mehr als ihr bekommt. Doch Marsha blickt offensichtlich von Anfang an hinter die Kulisse und zeigt der jungen Frau am nächsten Tag ihre Töpferwerkstatt...
Ohne dass sie es merkt, wird Allie allmählich Teil der Clique - indem sie nicht nur Marsha, sondern auch Adam, Kate, Simon, Chris und Marie näher kennenlernt. Wobei es nicht nur dabei bleibt, denn Adam ist Allie von Anfang an besonders aufgefallen...
Doch leider sind einige Details der Geschichte ziemlich vorhersehbar: allen voran Marsha Schicksal. Schon der anfängliche Hinweis auf die Sonne, die Marsha regelrecht zu brauchen scheint, haben mich auf die Idee gebracht, dass die ehemalige Hippiefrau vielleicht einfach das Leben so gut es nur geht genießen möchte. Ein weiterer Fingerzeig, war die Art und Weise wie sie auf die zu Beginn teilweise unfreundliche Art Allies reagiert - so als ob es nichts zu bedeuten hätte, wischt sie dieses Verhalten weg. Doch genau dieses Geheimnis' Marshas führt zu einer weiteren Hals-über-Kopf-Aktion Allies. Als es ihr bereits deutlich besser geht, erfährt sie von Marshas Zukunftsaussicht und ist verletzt nachdem sie begreift, dass alle im neu gewonnenen Freundeskreis darüber Bescheid wusste - außer ihr. Nachdem sie einen weiteren Zusammenhang erkennt, der sie und ihre Familie direkt betrifft, bricht sie alle Zelte ab und reist zurück nach London...
Und hier bleibt sich die Autorin dann auch treu: war bislang so manches durchschaubar, ist es das auch mit der Rückkehr Allies in die britische Hauptstadt, denn natürlich folgt ihr die neue Liebe und kann sie überzeugen, zurückzukehren.
Was soll ich sagen? Es handelt sich bei "Die Glücksammlerin" um einen ganz klassischen Liebesroman einfachster Bauart. Nach gut 50 bis 70 Seiten hätte ich schwören können, dass ich den Roman kenne oder zumindest einen so ähnlichen schon einmal gelesen habe. Über das zu durchsichtige Konstrukt hilft auch das Meer, die kornische Sonne und die beschaulichen Nester an der Küste nicht hinweg... Oder anders gesagt: wenn mir nach so einfacher, netter Unterhaltung zumute ist, schalte ich doch lieber die Glotze an, denn da vergeude ich nur anderthalb bis zwei Stunden meiner Lebenszeit - das Lesen eines Buches geht bei mir nicht so schnell.
Fazit: Tut nicht weh, ist aber auch keine Bereicherung. Und das sage ich, die ich gerne Schmöker lese - aber ein bisschen Überraschung und Tiefgang hat noch nie geschadet.