Der vorliegende Essay von Junichiro Tanizaki behandelt die Darstellung des Frauenbildes im Vergleich zwischen der westlichen und der japanischen Auffassung und wie sich dieses im Laufe der Zeiten gewandelt hat. Ich muss zugeben: Da ich nur den Klappentext gelesen habe, hatte ich ursprünglich mit einem Kurzroman gerechnet und war auf den eigentlichen Inhalt entsprechend nicht vorbereitet. Ich fürchte, die Wirkung des Essays ist auch deshalb an mir vorbeigegangen, weil ich viele der von Tanizaki genannten Autoren und ihre Werke gar nicht kannte, um mir ein vergleichendes Bild zu machen. Davon abgesehen ist dieses Werk aber ebenso zart geschrieben wie der Titel anmuten lässt. Ich denke, ich bin noch nicht bereit für diese Abhandlung gewesen und werde mich in einigen Jahren möglicherweise noch einmal an “Liebe und Sinnlichkeit” wagen, wenn ich mich näher mit Natsume Soseki und Murasaki Shikibu beschäftigt habe.
Jun'ichiro Tanizaki
Lebenslauf
Alle Bücher von Jun'ichiro Tanizaki
Lob des Schattens
Liebe und Sinnlichkeit
Lob der Meisterschaft
Tagebuch eines alten Narren
Der Schlüssel
Insel der Puppen
Eine Katze, ein Mann und zwei Frauen
Neue Rezensionen zu Jun'ichiro Tanizaki
Rezension zu "Gold und Silber" von Jun'ichiro Tanizaki
Junichiro Tanizakis „Gold und Silber“ dreht sich um zwei Künstler, die in permanenter Konkurrenz stehen. Aono ist ein Genie, fähig seine Malerei zu höchster Vollkommenzeit zu bringen. So geniereich seine Kunst auch ist, charakterlich ist er verdorben. Er denkt nur an sich, schöpft aus dem Moment, was dieser hergibt, und ist zu aufrichtiger Liebe nicht fähig. Ihm entgegen steht Okawa, der jedoch trotz dessen, dass seine Kunst hoch gelobt wird, nicht das Potenzial Aonos erreicht. Ansonsten ein ausgeglichener Charakter, schürt sich die Eifersucht Okawas bei dem Gedanken an Aonos Fähigkeiten.
Von allen bis auf Okawa gemieden, kehrt Aono immer wieder zu diesem zurück, um Geld oder Mahlzeiten zu erbetteln. Als Aono wieder einmal vor Okawas Tür steht und sich Geld borgen will, un sich zum Malen ein Atelier zu suchen, willigt Okawa ein und leiht seinem Widersacher das Geld. Zusätzlich ermutigt er der niederträchtigen Eiko, die bereits ihm Modell steht, auch seinem Konkurrenten als Modell bereit zu stehen und sieht zu wie der masochistische Aono seine einstigen Fehler wiederholt und sich erneut von Eiko ausnehmen lässt.
Das war eine eigensinnige Leseerfahrung. Ich mag japanische Romane, aber Junichiro Tanizaki wird mir wohl in manchen Dingen ein Rätsel bleiben, was das Resümee seiner Bücher angeht. Masochristische Tendenzen sind in seinen Werken wohl wiederkehrende Themen, seine Figuren traurige Lappen, die auf die eine oder andere Weise den Boden der Tatsachen wischen. Mein Unverständnis jedenfalls war beiden seiner Hauptfiguren sicher.
Rezension zu "Liebe und Sinnlichkeit" von Jun'ichiro Tanizaki
Tanizaki Jun’ichirō, 1886 in Japan geboren, veröffentlichte eine Vielzahl von Werken und war sogar im Gespräch für den Literaturnobelpreis.
1931 schrieb er den Essay "Liebe und Sinnlichkeit".
Der Autor war mir vorher nicht bekannt. Allerdings sprach mich gleich der Klappentext an: "Japanerinnen waren lange von einer Aura des Mysteriösen umgeben: blass wie der Mondschein (...) und sanft wie die Tautropfen auf den Gräsern - so wurden sie in der Literatur ihres Landes idealisiert."
Inhalt
Jun’ichirō stellt die japanischer Kunst der westlichen gegenüber. Die Themen von Büchern, Gedichten und Theaterstücken konzentrierten sich früher auf das rechte Leben, Tradition und gute Staatsführung.
Erst mit Einzug der westlichen Literatur, in der scheinbar jedes Werk nur auf Liebe oder Beziehungen beruhte, habe sich in Japan ein Wandel vollzogen.
Er nennt Beispiele verschiedener japanischer Autoren aus unterschiedlicher Zeiten und erläutert das jeweiligen Bild der Frau und der Liebe, die dem zugrunde lag.
Die Frau wurde einst zwar als Eigentum betrachtet, aber verehrt. Demgegenüber setzt er das westliche Ideal des Rittertums.
Außerdem schreibt der Autor über den Einfluss des Klimas, der körperlichen Ertüchtigung und des Essens auf die Libido des japanischen Mannes, der im Vergleich zum Westler viel träger sei und mehr Distanz zur Frau benötige.
Die Frauen lebten früher tief verborgen im Herzen der Häuser, hinter Wandschirmen und Vorhängen. Für den Mann sei die Frau kein Individuum gewesen, sondern habe "die Frau" verkörpert. Ihr Duft, das Rascheln der Kleidung und die Weichheit der Haut habe seine Vorstellung "der Frau" geprägt.
In seinem Vergleicht der Körper japanischer und westlicher Frauen, schneiden die japanischen Frauen schlecht ab. Die Anziehungskraft der japanischen Frauen dagegen beruhe auf ihrer zarten Haut.
Fazit
Ich hatte mir einen Text über Liebe und Sinnlichkeit erhofft. Erhalten habe ich den Vergleich westlicher mit japanischen Frauen. Es liest sich, als schreibe ein Weintester über verschiedene Trauben, die er probiert habe. Die Frauen sind für ihn scheinbar ohne Seele und konstituieren sich nur aus Aussehen und Haptik und Duft.
Für mich war des Text stellenweise emotional sehr unangenehm zu lesen. Wie könnte dies Liebe sein? Wenn man keinen Menschen mit Eigenarten und Wünschen sieht, sondern nur etwas, das man konsumiert?
Der einzige sinnliche und ansprechende Teil war der Absatz über die Prinzessin hinter dem Wandschirm. Über Berührungen in der Dunkelheit, über Sandelholzduft und raschelnden Stoff.
In der Moderne ist vieles auf maximalen Reiz ausgelegt: Schlauchbootlippen, riesige Hintern, strahlende Zähne. Der visuelle Overkill, der jegliche Spannung und Neugier sofort erschlägt.
Unsere Sinne wie das Fühlen, das Gehör und der Geruchssinn werden durch die glatten, grellen Bilder nicht angesprochen.
Alles ist zu viel, zu laut, zu schnell, zu intensiv.
Wie berührend dagegen seine Definition von ''ikoe'. Der Zurückhaltung, wenn die Schwiegereltern der Frau anwesend sind und sie nur sehr subtil ihre Zuneigung für ihn ausdrückt.
Ein Buch aus der rein männlichen Perspektive geschrieben, das mich desillusioniert zurücklässt.
Mich interessiert, was japanische Dichterinnen und Autorinnen geschrieben haben. Was dachten sie über die Liebe, was fühlten sie? Fügten sie sich gern in die ihnen zugedachte Rolle?
fyi
Übrigens schätzen auch manche Frauen, den zurückhaltenden öffentlichen Ausdruck von Männern. Frauen denen Intimität wichtiger ist als instagramwürdige public displays of affection.
Aber diese Frauen wollen auch in ihrer Individualität und als Mensch gesehen werden.
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Jun'ichiro Tanizaki wurde am 23. Juli 1886 in Tokio (Japan) geboren.
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