Rezension zu "Gefangen zwischen Eis und Feuer (Erotische Abenteuer in Arl Sere, Band 1)" von June T. Michael
June Michaels ist angetreten zu zeigen, dass mensch literarischen BDSM-Sex schreiben kann, der gleichzeitig aufregend, konsensuell und (zumindest in gewissem Sinne) wirklichkeitsnah ist. Als Setting für diese erotischen Phantasien wählt sie nichts weniger als eine Nische in einer Nische (wie es Carmilla DeWinter mal formuliert hat): Queere Fantasy. Keine leichte Aufgabe.
Um es gleich zu sagen, es klappt. Und zwar klappt es, wie ich finde, für ein Debut sogar hervorragend. Der Sex knistert selbst für einen Nicht-BDSMler wie mich ausgesprochen ordentlich. Aufgabe erfüllt. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum ich 'Gefangen zwischen Eis & Feuer' so empfehlenswert finde.
Das ganze Buch ist konsequent aus der Perspektive der Hauptperson Fenia erzählt: eine junge Frau, ebenso sexhungrig wie frustriert, ebenso unsicher wie dann doch reichlich wagemutig. Und es ist die ausführliche Schilderung ihres Innenlebens, die das Buch so liebenswert und berührend macht. Da sind zum einen die intensiven Beschreibungen ihres sexuellen Erlebens, die den Leser:innen weit mehr als nur einen Anhauch davon verschaffen, wie sich guter BDSM-Sex für eine/n SUB anfühlt. Da sind die Dialoge zwischen den Protagonistinnen vor dem Sex, in dem sie ihre Grenzen austauschen und vereinbaren, wie weit sie gehen wollen. 1.0.1. für konsensuellen Sex. Am schönsten und berührendsten aber finde ich persönlich die seelische Entwicklung der Hauptheldin, ihr Ringen mit ihren Ängsten, Selbstzweifeln und Bedenken und den Weg, den sie sich durch dieses Chaos hindurch bahnt. Da dürfte ich nicht der einzige sein, der bei manch einem Satz tief durchatmet.
Da Buch als erster Band einer Reihe avisiert - ich bin gespannt auf den nächsten und werde mit Sicherheit zu seinen Leser:innen gehören.