Junghyo Ahn

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Autor*in von Illusion.

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Cover des Buches Illusion (ISBN: 9783929181364)

Illusion

 (1)
Erschienen am 01.01.2001

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Rezension zu "Illusion" von Junghyo Ahn

Rezension zu "Illusion" von Junghyo Ahn
dzaushangvor 13 Jahren

Ahn Junghyos Erzählband „Illusion“ umfasst mehrere Erzählungen aus Korea. Allen gemein ist, dass ihre Protagonisten mehr oder weniger in der Vergangenheit gefangen sind und so gezwungen sind sich mit eben dieser Vergangenheit im Hier und Jetzt auseinanderzusetzen, wollen sie in der Zukunft noch von Bedeutung sein.

In „Die Heimat dreier Menschen“ steht der sechzigste Geburtstag von Lim vor der Tür. Dieser weigert sich aber schon seit Monaten stur, diesen hohen Feiertag, wie in Korea traditionell üblich, zu feiern und von seinen Kindern ausrichten zu lassen, ohne jemals einen konkreten Grund dafür zu nennen. Auch scheint es ihm egal, dass seine Kinder dadurch ihr Gesicht verlieren könnten. Am Tag selber flüchtet er lieber mit zwei alten Freunden aufs Land, nahe der Grenze zu Nordkorea und lässt die Schicksalsjahre des Krieges und der Trennung des Landes wieder einmal vor sein inneres Auge treten. In den Kriegswirren ist er in den heute zu Südkorea gehörenden Teil gespült worden. Vater und Mutter und seine Heimat musste er im Norden zurücklassen. Mit der Teilung des Landes war seine Heimat dann plötzlich für ihn auf immer verloren. Falls seine Eltern ihren sechzigsten Geburtstag gefeiert hatten, wie einsam mussten sie da gewesen sein, ohne ihn, dessen Aufgabe es ebenfalls gewesen wäre die Feierlichkeiten möglichst prunkvoll auszurichten. Und ein altes Sprichwort sagte: Kinder die sich nicht um den sechzigsten Geburtstag ihrer Eltern kümmern, können zu ihrem eigenen Sechzigsten kein Festmahl erwarten. Wie konnte er da nur seinen Geburtstag feiern? Erst seine zwei alten Freunde zeigen ihm mit einer List einen Weg aus diesem Dilemma, damit nicht das gleiche Schicksal seinen Kindern droht.

In „Der böse Vater“ geht es um die Tyrannei des Familienoberhauptes. Hyonku und seine Geschwister wachsen mit dem gewalttätigen Vater auf, der keinen Tag und keinen Grund verstreichen lässt um seine Frau zu schlagen. Immer und immer wieder, jahrelang. Was Hyonku und seine Geschwister am meisten quält ist die Hilflosigkeit, mit der sie das alles ertragen und erleiden müssen. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig als die Geräusche der Gewalt mitanzuhören. Meist sind den Kindern die Gründe für diese Übergriffe unklar. Hin und wieder flieht die Mutter auch, wenn es einmal zu viel wird, doch schon bald kehrt sie immer wieder zurück, wissend, dass in den Zeiten ihrer Abwesenheit die Kinder stärker misshandelt werden. Der einzige Hoffnungsschimmer für die Mutter ist ihr ältester Sohn, ist Hyonku, ihn möchte sie zur Universität schicken, darauf hoffend, dass er ihr in Zukunft ein besseres Leben bieten kann. Ihm zuliebe nimmt sie alle Schläge des Vaters auf sich, denn Vater schlägt sie oft unter dem Vorwand, dass sie Geld vor ihm versteckt. Es wird sich viel später herausstellen, das dem auch so war, denn Mutter sparte das Geld für die Aufnahmegebühren Hyonkus. Der Vater wird schon bald an Bedeutung verlieren, Frau und Kinder werden ihn verlassen, er wird einsam in der Fremde sterben.

Die Erzählungen entführen den Leser in eine vollkommen fremde, nur zum Teil vergangene, Welt. Überall hat der Krieg tiefe Spuren hinterlassen, es gibt bis heute keine Hoffnung darauf, dass die beiden Teile Koreas jemals wieder zusammenfinden könnten. Viele Menschen sind und bleiben damit Strandgut der Geschichte.
Dazu kommt, dass in einer Gesellschaft, die maßgeblich durch konfuzianische Traditionen, wie zum Beispiel „Bubuyubyol“ - Herrschaft des Mannes über die Frau - oder „Changyuyuso“ - Vorrang des Alters – , geprägt wurde und durchaus immer noch geprägt wird, kaum Raum für Veränderung bleibt. Nur langsam brechen alte Moralvorstellungen auf, nur langsam entwickeln sich neue Wertvorstellungen wie Gleichberechtigung und Bildung als treibende Kräfte für die Zukunft.
Wenn auch viele Details dem westlich geprägten Leser eher unverständlich bleiben dürften, diese eindringlichen, bedrückenden aber auch Mut und Lust auf Veränderung machenden Geschichten von einem fernen Ende der Welt wollen entdeckt werden und sind auf jeden Fall interessant und lesenswert.

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