Ich habe „Das Schicksal der Schwestern“ mit großem Interesse gelesen und war schnell gefesselt – von der Geschichte, der Stimmung und ganz besonders vom Schreibstil. Junia hat wie immer eine wunderbare Art zu schreiben: bildhaft, flüssig und mit ganz viel Gefühl. Schon nach wenigen Seiten war ich komplett eingetaucht.
Die Autorin beschreibt die Schauplätze so lebendig, dass ich beim Lesen förmlich das Wasser der Kanäle riechen und das leise Plätschern der Gondeln hören konnte. Ich liebe dieses Venedig-Feeling, das einen durch das ganze Buch begleitet – geheimnisvoll, düster, aber auch faszinierend schön.
Die Handlung dreht sich um Marta, eine junge Frau, die in einem kriminellen Umfeld aufwächst und sich in einer furchtbaren Situation befindet. Ihr Bruder ist grausam und nutzt sie skrupellos aus, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Was mich an Marta besonders beeindruckt hat, ist ihre innere Stärke. Trotz allem gibt sie nicht auf und kämpft unermüdlich – vor allem für ihre kleine Schwester. Man leidet mit ihr, hofft mit ihr, und es gab viele Momente, die mich emotional wirklich berührt haben.
Dann tritt Daniele auf den Plan – ein Mann mit dunkler Vergangenheit, einer geheimen Mission. Seine Geschichte ist spannend, aber ich musste mich ein bisschen auf ihn einlassen, weil er anfangs oft kalt und unnahbar wirkt. Im Laufe des Buchs wird aber klar, warum er so handelt – und dann entwickelt sich zwischen ihm und Marta eine Verbindung, die mich nicht losgelassen hat. Nicht kitschig, sondern intensiv, widersprüchlich und dadurch aber auch sehr menschlich.
Die Geschichte enthält überraschende Wendungen und ist teilweise ziemlich düster – nicht alles ist leicht zu verdauen. Themen wie Missbrauch, Verrat, Machtmissbrauch und familiäre Gewalt werden klar und schonungslos angesprochen. Das hat mich bewegt, manchmal auch erschüttert, aber nie überfordert. Besonders interessant fand ich auch die Darstellung der venezianischen Familienclans und die ganzen Verstrickungen im Hintergrund – das gibt der Geschichte eine zusätzliche Tiefe und Spannung.
Ein paar kleine Kritikpunkte habe ich dennoch: Manche Abschnitte waren für mich ein wenig verworren – es gab viele Namen, viele Pläne, viele Enthüllungen, und da musste ich manchmal kurz innehalten, um den Überblick zu behalten. Auch Daniele hätte für meinen Geschmack an ein, zwei Stellen emotional greifbarer sein dürfen.
Trotzdem überwiegt für mich ganz klar das Positive: der tolle Stil, die starke Atmosphäre, die emotionalen Momente und das spannende Zusammenspiel von Liebe, Macht und Vergangenheit.
Mein Fazit:
Ein atmosphärischer und spannender Roman mit starken Figuren, einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte und einem tollen Setting. Wer historische Romane mit Tiefgang liebt, wird hier sicher auf seine Kosten kommen. Für mich war es ein sehr bewegendes Leseerlebnis – mit kleinen Schwächen, aber viel Gefühl. Ich freue mich auf weitere Bücher von Junia Swan!














