Cover des Buches Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao (ISBN: 9783100139207)
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Rezension zu Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao von Junot Díaz

Rezension zu "Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao" von Junot Díaz

von NoirDésir vor 15 Jahren

Rezension

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NoirDésirvor 15 Jahren
Es gibt Geschichten, die so dynamisch und atemlos erzählt sind, dass man höllisch aufpassen muss nicht den Faden zu verlieren. Junot Diaz’ “Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao” ist genau diese Art von Geschichte. Oscar Wao ist das, was man allgemein einen “Nerd” nennt. Er ist ein Mensch, der völlig weltfremd lebt. In diesem Falle in seinem eigenen Science-Fiction-Universum. Deshalb kann er auch nicht begreifen, dass seine Angebeteten ihn höchstens als schrägen, aber guten Kumpel akzeptieren. Hinzu kommt der Familienfluch, der “fukú“, der allgemein in der Dominikanischen Republik sehr verbreitet ist und die Familie seit einigen Generationen - meist in Form des grausamen Diktators Trujillo - heimsucht. Zu allem Überfluss ist Oscar unattraktiv und übergewichtig. So hat man es als Latino wirklich schwer. Was tut man also in solch einem Fall, in dem alles hoffnungslos erscheint? Genau. Man besinnt sich auf seine Wurzeln und kehrt kurz in die Heimat zurück um neue Kraft und Mut zu sammeln. So hielten es Oscars Mutter und seine Schwester, mit denen er in New Jersey wohnt. Und so soll es auch Oscar halten - nur wird für ihn die Reise in die Dominikanische Republik ein einschneidendes und alles verändernder Schritt. “Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao” erhält durch seine -im Anhang übersetzten- spanischen Wortfetzen und den sprachlich an den Erzähler angelehnten Stil, eine packende Authentizität, die das Leben zwischen Alltagsgrausamkeiten und optimistischer Grundeinstellung in der Karibik wunderbar widerspiegeln. Stück für Stück, aus verschiedenen Blickwinkeln, wird die ganze Familiengeschichte wie ein Puzzle zusammengetragen. Am Ende sitzt man atemlos vor einem riesigen Werk, das in seinem Grundton ein trauriges ist, aber in seiner Erzählform lebensfroh und voller Hoffnung. Völlig zurecht bekam Junot Díaz dafür den Pulitzer Preis des Jahres 2008!
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