Nach dem ersten Teil sind die Wunden noch lange nicht verheilt. Die Erde befindet sich weiterhin in einer äußerst fragilen Lage gegenüber den Außerirdischen. Der ERA-Terror hält unvermindert an und kulminierte kürzlich in einer Katastrophe mit vielen Opfern. Die Verantwortlichen haben bisher keine weiteren Informationen über die Hintermänner erhalten können, und es verdichtet sich zunehmend die Vermutung, dass möglicherweise sogar ein Außerirdischer selbst an den Angriffen der ERA beteiligt sein könnte. Für Aida Tammimi, die bereits im ersten Teil ihre Fähigkeiten als Soldatin unter Beweis stellte, scheint dies wie ein neuer Job zu sein – eine Chance, alles wieder gutzumachen, nachdem sie zunächst auf der falschen Seite stand.
Der Plan klingt vielversprechend: Eine Agentin einschleusen und herausfinden, wer hinter all dem steckt. Zufällig gibt es eine hochrangige Terroristin, die Aida verblüffend ähnlich sieht – und schon wird der Plan in die Tat umgesetzt. Bis hierhin folgt der Autor einer gradlinigen Erzählweise, doch wer den ersten Teil gelesen hat, weiß, dass es dabei nicht bleiben wird. Aida wird im Laufe der Geschichte eine tiefgreifende Veränderung durchmachen. Dass sie keine Skrupel hat zu töten, hat sie bereits mehrfach bewiesen, doch dieses Mal geht sie noch einen Schritt weiter. Der Titel „Nemesis“ kommt nicht von ungefähr: Es wird noch mehr Blut fließen, und die Action wird dabei keineswegs zu kurz kommen. Die immer wieder eingeführten neuen Figuren finden schnell ihre Rolle in diesem dramatischen Szenario.
Da ist zum Beispiel eine Ermittlerin, die einer bestimmten ERA-Kämpferin schon lange auf den Fersen ist. Dass die beiden irgendwann aufeinandertreffen, ist unvermeidlich, doch wer am Ende überleben wird, bleibt eine Überraschung. Auch sonst geht Jurek Martinsson erneut kompromisslos mit seinen Figuren um. Unerwartete Wendungen und harte Schnitte prägen die Handlung genauso wie das unausweichliche Ende. Dabei schien alles auf Frieden und Koexistenz ausgerichtet zu sein. Warum musste es so weit kommen? All diese Zerstörung und die vielen Toten – war das wirklich nötig? Leider ja, denn nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Während nach außen hin der Eindruck entsteht, dass alle vereint und in Harmonie zusammenleben, brodelt im Hintergrund weit mehr Unzufriedenheit und Konflikt, als viele wahrhaben wollen.
Die Parallelen zu aktuellen Ereignissen und Konflikten drängen sich dabei unweigerlich auf. Frieden wäre eine großartige Sache, wenn man ihn nur zulassen würde. Gemeinsam ließe sich so viel mehr erreichen, doch es gibt immer wieder Parteien, die sich dem Gemeinsinn verweigern. Die unkonventionelle Erzählweise und die überraschenden Wendungen, die schon den ersten Teil so fesselnd gemacht haben, setzen sich auch hier fort. Zwar könnte man einige Passagen straffen und manche Fluchtszenen wirken vertraut, doch sie bieten genug frische Ideen, um das Geschehen lebendig vor Augen zu führen. Der Autor erzeugt nicht die erhoffte Star-Trek-Atmosphäre des optimistischen Zusammenlebens, sondern eher eine eindringliche Warnung davor, was geschieht, wenn wir unseren aktuellen Kurs nicht ändern.
Fazit:
Ein ungewollter Neuanfang! Seit Tausenden von Jahren leben Menschen auf der Erde, und es gab nie eine Zeit ohne Krieg und Gewalt. So verlockend die Vorstellung ist, dass Aliens uns vor uns selbst schützen könnten, gibt es immer noch genügend Menschen, die sich manipulieren lassen, und der Traum vom Frieden zerfällt. Jurek Martinsson führt die Anti-Alien-Stimmung in ein finales Gefecht und zeigt auf schonungslose Weise das brutale Ende von Verrat, Täuschung und fehlgeleiteter Freiheitsliebe. Die eigentliche Protagonistin Aida tritt später überraschend in den Hintergrund, aber dafür füllen neue Charaktere die Lücken und treiben die Geschichte voran. Eine Story, die Leser anspricht, die kompromisslose, dystopische Science Fiction schätzen. „RebEarth 2: Nemesis“ – Keine Zeit für Romantik, hier geht es einzig und allein ums Überleben.
Matthias Göbel
Autor: Jurek Martinsson
Taschenbuch: 348 Seiten
Verlag: BoD - Books on Demand Verlag
Veröffentlichung: 15.07.2024
ISBN: 9783759712493
Jurek Martinsson
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Neue Rezensionen zu Jurek Martinsson
Rezension eines Testleserexemplares: Beobachtet man einen Konflikt von außerhalb, ist einem oft nicht klar, wieso überhaupt gestritten oder gar gekämpft wird. Irgendwann fühlt man sich dann genötigt einzugreifen, um schlimmeres zu verhindern. Jurek Martinsson setzt an dieser Stelle an, lässt einen Verbund außerirdischer Zivilisationen die Erde erst beobachten und schickt dann Vertreter um zu retten was noch zu retten ist und dann kommt es doch zur Eskalation, was zur Besetzung der Erde führt.
Die Protagonistin Aida ist Teil des Widerstandes gegen diese Besatzung, der Widerstand ist jedoch untereinander ähnlich zerstritten wie die einzelnen Gruppen in Monty Pythons "Life of Brian". In einem Umerziehungslager wird Aida dann auch mit Kämpfern anderer Gruppen interniert und ihre Lehrer bereiten sie darauf vor Teil der galaktischen Gemeinschaft zu werden. Aus dieser Situation heraus ergeben sich neue Herausforderungen für die Heldin.
Der erste Teil beschäftigt sich mit detaillierten Worldbuilding, das geschickt in den Plot integriert wird. Authentische Figuren - Menschen und Aliens - und ein angenehmer Schreibstil führen Lesende durch die Geschichte. Ich bin gespannt auf die weiteren Teile.
Aida Tammimi - Widerstandskämpferin vom Planeten Erde - Fraktion Kalifat - geboren 2059. Eine junge Frau, die sich offensichtlich nichts sagen lässt, ihre eigene Meinung hat und treu der Sache ergeben ist. Doch was ist passiert? Warum der Widerstand? Hier holt der Autor ein wenig länger zwischen den Zeilen aus. Kurz gesagt, wir Menschen waren kurz davor uns zu vernichten, als plötzlich die Aliens auftauchten und uns gerade so den Arsch gerettet haben. Doch das hat eben nicht jedem geschmeckt, denn diese Aliens haben erkannt, dass wir uns gegenseitig so sehr hassen, dass nur durch ihre Kontrolle der Planet noch zu retten ist. Ansonsten geht es ihm eh schon sehr schlecht. Nicht nur das die Böden kaum noch Erträge bringen, auch die Luft ist giftig und einige Gebiete sind gar nicht mehr begehbar.
Das klingt nicht gerade nach einer rosigen Zukunft für uns Menschen und doch, es gibt immer noch Hoffnung. Zumindest, wenn es nach den Aliens geht. Aida befindet sich auf einem Flug als Gefangene durchs All. Das Ziel ist ihr unbekannt. Ihre Zellengenossen sind ihr schnell bekannt und da hier unterschiedliche, sich hassende Fraktionen aufeinandertreffen, kann man sich vorstellen, dass mit Schimpfworten und auch gern mal mit der Faust geredet wird. Martinsson nimmt sich die Freiheit auch gern mal unter die Gürtellinie zu gehen, was meiner Meinung nach hätte nicht sein müssen. Dennoch erkennt man so als Leser, wie tief durch Glaube oder Politik die einzelnen Menschen geblendet wurden und keine andere Meinung so schnell annehmen.
Was mit diesem Transport beginnt, nimmt allerdings einen völlig unvorhersehbaren Verlauf. Der Autor verbindet unsere Galaxie und lässt sie lebendig werden. Nicht nur durch verschiedene Planeten, sondern auch durch allerhand Aliens, welche allerdings erst ein wenig später in Erscheinung treten. Die Welten verbindet eine einheitliche Konvergenz, man könnte es auch wie eine „Föderation der vereinigten Planeten“ nennen. Eine grandiose friedliche Idee und vor allem mit dem Ziel, dass die Völker sich gegenseitig und vor sich selbst schützen. Das wir Menschen eine blutige Vergangenheit haben, ist unbestreitbar. Was sollen wir also in einer so friedlichen Umgebung? Sind wir überhaupt fähig, über uns hinauszuwachsen? Erstaunlich wie Aida, die eine schon sehr fanatische Anhängerin war, das Leben völlig neu kennenlernt.
Besonders dieser Part der Geschichte schreit nach so viel Science Fiction, da hätte ich mir fast gewünscht, dass er kein Ende nimmt. Allerdings hat Jurek Martinsson eine weitere Wendung parat und schickt Aida auf eine neue Mission. Es geht hier um die Sicherheit der gesamten Galaxis! Man kann gar nicht so viel verraten, ohne zu spoilern. Gerade der Verlauf der Geschichte bringt eine Spannung, welche ohne viel Action oder Kampf auskommt. Dieser wurde in den Jahrzehnten zuvor schon mehr als genug ausgefochten und Milliarden von Lebewesen sind tot. Als Start in diese Reihe, möchte man am Ende schon gern wissen, ob Aida ihre Mission erfolgreich beenden kann oder nicht und wer hinter all dem wirklich steckt.
Fazit:
Widerstand ist wichtig! Der Kampf gegen einen aufgezwungenen Willen gehört zu den tiefsten Eigenschaften unserer Spezies. Das wir in dieser Zukunft es nicht geschafft haben uns endlich zu akzeptieren, egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder Geschlecht, ist mehr als traurig. Wie selbstlos, dass Aliens helfen wollen, uns vor uns selbst zu beschützen und doch werden sie dafür gehasst und gejagt. Ist vielleicht doch nicht alles so gut gemeint wie gesagt oder sind alle so verblendet vom Hass, dass sie nur noch den Tod als Lösung sehen? Warum wird nicht das fremde Leben gefeiert? Endlich steht das All für uns offen und wir können nichts anderes als uns die Köpfe einschlagen? Ja, da ist Hilfe nötig. Allein was Aida in ihrer Geschichte kennenlernt, zeigt, wie tiefgründig Jurek Martinsson sich in die Science Fiction hineindenkt. Einzig einige Dialoge und sehr ekelhafte Schimpfwörter trüben den Lesefluss. Die vielen wechselnden Szenen, die unvorhersehbaren Wege der Geschichte und die massenhaften Informationen über die Welten und Aliens beringen allerhand interessante Inhalte für den Leser. Eine ungewöhnlich detaillierte Sci-Fi-Story und zurecht ein Mehrteiler...
Matthias Göbel
Autor: Jurek Martinsson
Taschenbuch: 300 Seiten
Verlag: BoD - Books on Demand Verlag
Veröffentlichung: 06.09.2023
ISBN: 9783757852412
www.jurek-martinsson.de
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