Rezension zu Erbarmen von Jussi Adler-Olsen
Rezension zu "Erbarmen" von Jussi Adler-Olsen
von cadishacat
Rezension
cadishacatvor 13 Jahren
Da dieses Buch hochgelobt wurde, bin ich mit entsprechenden Erwartungen herangegangen und war alles in allem ziemlich enttäuscht. Leider kommt die Geschichte nur sehr schleppend in Gang, zu Anfang geht es viel um Politik und das triste Leben des Polizisten Carl Mörk, der bei einem Einsatz zwei Kollegen verloren hat (einer liegt gelähmt im Krankenhaus, der andere ist tot) und damit nicht klarkommt, da er seiner Meinung nach die Kollegen im Stich gelassen hat. Dieses Denken wirkt sich natürlich negativ auf das Arbeitsklima aus und so wird Carl kurzerhand in das neu gegründete Dezernat Q versetzt, wo er sein eigener Herr ist und Fälle, die von öffentlichem Interesse sind und vor Jahren schon zu den Akten gelegt wurden, neu aufrollen soll. Zunächst geht er eher lustlos an die Sache heran und verbringt seine Zeit dösend mit den Füßen auf dem Schreibtisch. Dann aber erweckt der Fall der vor fünf Jahren spurlos verschwundenen Politikerin Merete sein Interesse. In diesem Fall gibt es so einige Ungereimtheiten und offensichtlich haben die damals ermittelnden Beamten übelst herumgeschlampt und vieles als unwichtig abgetan. Merete allerdings wurde entführt und lebt seit fünf Jahren in einer Druckluftkammer, in der der Druck jährlich um ein bar erhöht wird. Und hier wird die ganze Geschichte für mich total unglaubwürdig: man stelle sich vor, ein Mensch vegetiert jahrelang in einem isolierten Raum vor sich hin. Dieser Mensch weiß nicht, wo er ist und nicht, warum er dort ist. Er trägt seit Jahren dieselben Klamotten, bekommt einmal pro Tag Essen und Wasser durch eine Schleuse, hat keine sozialen Kontakte, sieht niemals das Sonnenlicht und weiß nicht, ob Tag oder Nacht ist. Bei Schmerzen gibt es keine ärztliche Behandlung. Während der Periode gibt es keine Tampons. Es gibt keine Kissen oder Decken, nur diesen kalten gekachelten Raum. Es gibt keinerlei Möglichkeit, dem Leben ein Ende zu bereiten, außer verhungern und verdursten. Und das Ganze fünf Jahre lang??? Meiner Meinung nach würde das kein Mensch überleben, jedenfalls nicht ohne schwere geistige Schäden. Meiner Meinung nach müßte jeder Mensch schon nach ein paar Monaten komplett den Verstand verlieren. Das Ganze ist für mich einfach viel zu weit hergeholt. Zwei Sterne gebe ich trotzdem, da es zumindest auf den letzten 150 Seiten sehr spannend wurde.