Rezension zu "Hunde haben Herrchen - Katzen haben Dosenöffner" von Justine A. Lee
Wie meine Stammleser inzwischen wissen bin ich von Samtpfoten umzingelt. Alle Katzen stammen aus Notaufnahmen. Sie wären sonst im Tierheim gelandet und hätte sie dort niemand aufgenommen, würde ihnen die Todesspritze drohen. Da wir aber den Platz und die Zeit haben nehmen wir die quirligen Biester gerne auf. Das schnurren, toben und niedlich sein entschädigt für Katzenklo reinigen, Erbrochenes aufwischen und tote Mäuse einsammeln allemal. (Das verstehen vermutlich nur Katzenhalter. ;))
Natürlich möchten wir immer das Beste für die Tiere und so schmökere ich mich gerne durch entsprechende Fachliteratur. Bei diesem Buch fühlte ich mich direkt vom Titel angesprochen, denn GENAU SO sehen es die Pelznasen!
Natürlich achte ich bei Fachliteratur vor allen Dingen darauf WER es schreibt. In diesem Fall handelt es sich bei der Autorin um eine Tierärztin. Justine A. Lee ist Notfall-Tiermedizinierin und gehört zu den weltweit besten 200 ihres Fachs! Da hatte ich das gute Gefühl zu wissen was sie da schreibt. Besonders da sie selbst zwei Katzen (übrigens auch Notaufnahmen) bei sich aufgenommen hat. (Manche Dinge verstehen einfach nur Katzenhalter unter sich. Selbst mein Freund schüttelt immer wieder den Kopf. Er mag Katzen nicht wirklich, toleriert sie aber. Auch wenn sie ausgerechnet auf seinen Schoß steigen und gestreichelt werden wollen.^^)~ Themenauswahl ~
Die Auswahl der Themen ist wirklich ganz gut. Es handelt sich um einen breiten Querschnitt von der Adoption der Katze bis zu ihrem Tod (und darüber hinaus). Ich habe hier nichts vermisst. Sehr gut finde ich hier auch das Kapitel "Wie viel wird mich meine Katze kosten?" in denen die Autorin auflistet das es allein mit der Anschaffung nicht getan ist. So wird zu Nachdenken angeregt. (Vorausgesetzt natürlich das Buch wird VOR der Anschaffung gelesen.)~ Schreibstil ~
Trotz allem fachlichem Wissen, welches Justine an den Tag legt ist dieses Buch alles andere als trocken. Sie schreibt mit einer großen Prise Humor. Dadurch vergingen die knapp 350 Seiten wie im Flug. Alles lässt sich flüssig lesen und man kann gar nicht anders als weiter zu lesen. (Na gut, bis Mieze auf den Schoß springt und das Buch heftig anstößt, weil sie natürlich genau dann spielen will, wenn man grade so richtig vertieft ist.)Leider gab es so einige Stellen bei denen ich mich fragte wie die gute Frau an ihre Zulassung kam. Vielleicht handelt es sich auch um Tierarzthumor, wenn man solche Dinge zu lesen bekommt:
[AUSZÜGE]~ Krallen lackieren ~
"Wenn Sie unbedingt möchten, dass die Prinzessin glamouröse Pfötchen hat, sind Soft Paws (Kappen aus Vinyl, die auf die vorderen Krallen Ihrer Katze geklebt werden und sie [...] daran hindern sollen, Möbelstücke zu beschädigen.) die beste Möglichkeit, um Ihrer Katze eine Pediküre zu verpassen. Außerdem gibt es sie in jeder erdenklichen Farbkombination. Farbverliebte Katzenbesitzer können zwischen "Urlaubsfarben", Farbkombinationen (unterschiedliche Farben für jede Pfote oder Kralle), durchsichtig (für natürliche Typen), weiß, schwarz oder sogar mehrfarbigen Varianten wie zum Beispiel rosa mit grauen Spitzen wählen."Das macht die Autorin zwar nicht bei ihren Katzen, schlägt es aber in dem Buch durchaus als Alternative zur Krallenentfernung vor! (Letzteres ist in Deutschland glücklicherweise gesetzlich verboten!)
~ Scheren ~"[...] Oft schere, sodass sie nur noch einen Pfirsischflaum am Körper tragen. Ich tue das, weil ich es nicht ausstehen kann, wenn im Haus Haare herumfliegen. [...]"
Bei den beiden Katzen der Autorin handelt es sich um KURZhaarkatzen. Wir haben gleich vier davon und auch wenn es ab und an doch nervig ist, wenn man ausgehen will und erst mit einer Fusselbürste über sein Outfit gehen muss. Für uns gehört es einfach dazu und wir würden niemals auch nur auf die Idee kommen unseren Samtpfoten einen neuen Haarschnitt zu verpassen!Solche Stellen gibt es Zuhauf. Alle aufzulisten würde den Rahmen dieser Rezension arg sprengen. Es sei aber noch erwähnt das auch die Katzen hier nicht zu kurz kommen, so rät die Autorin auf die Frage ob sich Baby/ Kleinkind und Kate verstehen werden z.B. folgendes:
"[...] Reservieren Sie einen Raum, der mit einem Baby-Schutzgitter versperrt ist, für Ihre Katze, damit sie dem Am-Schwanz-Ziehen und den "liebevollen Berührungen" entfliehen kann. [..]"
Am Ende des Buches befindet sich der Quellennachweis mit weiterführenden Links. Hier kann der neugierige Leser noch einmal alles selbst im Internet nachschlagen und/ oder sich weitergehend informieren. Sehr schön gemacht.~°~ Fazit ~°~
Ich bin doch sehr unentschlossen ob ich dieses Buch guten Gewissens empfehlen kann oder euch rate lieber die Finger davon zu lassen. Einige nützliche Dinge habe ich tatsächlich mitgenommen, andere Aussagen haben mich einfach nur schockiert. Wer dieses Buch zur Hand nimmt sollte auf jeden Fall zwischen den Zeilen lesen und den (teils wohl schwarzen) Humor dahinter nicht verkennen. Wer wirklich ein "richtiges" Fachbuch sucht sollte von diesem die Finger lassen.