Wer sich hier typische, romantische Liebesgedichte erwartet ist absolut falsch! Wenn man Sylvia Plath kennt ahnt man bereits, dass man hier nicht sehr viel Schmachten und Frühlingwiesen erwarten kann.
Tatsächlich fand ich nämlich in diesem Band kein Gedicht, das ich als klassisches Liebesgedicht eingeordnet hätte. Sicher befasst Plath sich mit dem Thema Liebe, zumeist haftet dem aber ein eher düstere Touch an, wie es die Lebens- und Leidensgeschichte Plaths schon nahelegt. Die Lieder von Kiúmmer und Leiden überwiegen. Ein richtiges Gedicht voll überschgweglicher, üpositiver Gefühle konnte ich nicht ausmachen!
Es geht aber nicht nur um die Liebe bzw. eher die Bezeihung zwischen Partnern sondern auch um das Verhältnis zu ihrem Vater und zu Kindern. Die Themen sind also sehr breit gefächert und ebenfalls abseits des Üblichen.
Natürlich arbeitet Plath mit vielen starken Bildern. Der Blick fürs Detail und die Darstellung innerer Regungen mit äußeren (Landschafts)Bildern ist typisch für Sie. Mitunter wird es dann auch schon mal sehr düster, um nicht zu sagen eklig, Bei Liebesgedichten denkt wohl kaum einer an Leichenschauhäuser, Schleim und Schlamm. Aber so ist sie eben, die Sylvia!
Es ist sicher immer eine Herausforderung Lyrik zu übersetzen, vor allem wenn sie so bildgewaltig ist wie bei Plath. Noch hinzu kommen Plaths eigenwillige Strukturen und ihr Spiel, mit der Mehrdeutigkeit der Worte. Jutta Kaußens Übersetzungen sind zwar wörtlich zeimlich nah an Plath, können aber vielleicht genau dadurch für mich nicht wirklich Ihren Geist transportieren. Es wirkt oft etwas übers Knie gebrochen. Die deutschen Übersetzungen im "Koloss" (manche Gedichte sind in beiden Bänden) sind zwar etwas freier, haben mir aber besser gefallen. Aber das ist Geschmackssache und Plath zu Übersetzen ist schon eine Herausforderung!
Vielleicht deshalb findet man auch in Anschluss an den Block der 44 Übersetzungen nochmals ganz klein und gequetscht die englischen Originale im Anschluss. Auch das Leben Plaths wird als Hintergrundinfo nochmals am Ende angehöngt. Diese Info hätte sich allerdings nach vorne gehört, um die Gedichte auch als Plath-Neuling besser verstehen zu können!
Für mich waren es eher schwierige Gedichte, die nicht sehr viel mit Liebe zu tun hatten - zumindest nicht im klassischen Sinn! Dennoch habe ich zwei Lieblingsgedichte gefunden: "Selbstgespräch einer Ichbezogenen" und "Alte Jungfer".
Es ist immer spannend sich mit Plath zu befassen aber auch nie einfach!Dennoch ist die Andersartigkeit ihrer Lyrik erfriscehnd, gerade beim Thema Liebe! Man sollte nur nicht mit den falschen Hoffnungen an dieses Werk teten, die der Titel nahelegt! Frei nach dem Motto "kann Spuren von Plath enthalten" sollte vor diesem Buch "gerwarnt" werden ;)