Rezension zu "Stierblutjahre" von Jutta Voigt
· Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
· Verlag: Aufbau Verlag; Auflage: 1 (17. Oktober 2016)
· Sprache: Deutsch
· ISBN-10: 3351036116
· ISBN-13: 978-3351036119
· Größe und/oder Gewicht: 13,6 x 2,7 x 22,1 cm
PREIS: 19,95 Euro
Die Boheme des Ostens erzählt von der Sehnsucht der Menschen in der DDR - wie damals die Künstler - Bohemiens - die Menschen, die den Sozialismus für sich nicht akzeptieren konnten - nach sich selbst und einem Sein außerhalb der DDR suchten und wie sie dies praktizierten.
Kritische Betrachtungen machen das Buch aus - so kritisch, wie auch damals die Boheme ihr Umfeld betrachtete, wie sie einst zu reformieren gedachten und rebellisch waren in einem Staat, der dies bedingungslos verbot. Von Brecht bis Krug wollten sie alle als Menschen wahrgenommen werden, frei existieren und, ob in Berlin oder Leipzig - skeptisch suchten sie nach dem wahren Leben und die Autorin hält nun in diesem Buch fest, was damals passierte, in den Köpfen dieser Menschen und überhaupt. Sachlich aber unbedingt auch leidenschaftlich und mit Humor lässt sich diese Chronik, die mehr als das ist, der nicht einfachen Zeit sehr leicht lesend und verstehend nachvollziehen. Das Buch erzählt tiefgreifend und lebendig. Man spürt, dass die Autorin weiß, wovon sie schreibt, sie ist sozusagen mitten drin, hat mit den Menschen geredet und lässt diese Gespräch einfließen. Erinnerungen werden wach und nachdenklich, um viel Wissen reicher bleibt man zurück, schließt man den Buchdeckel nach der letzten Seite.
In diesem Buch werden der Begriff Boheme und seine Bedeutung ausführlich deutlich.
Warum "Stierblut"-Jahre? Stierblut war ein bekannter Rotwein aus Ungarn.
Leseprobe:
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Das Espresso galt als intellektuelle Schaltstelle. Hier traf die angestellte auf die freie Boheme; Leute, die was darstellten, und jene, die in den Tag hinein lebten.
Eine selbstbewusste Generation, die ihren "dahinvagabundierenden Intellekt" wie Puderzucker verstreute und ihre Intelligenz in Witze investierte: ....
Immer wieder gibt es kursiv gedruckte Einschübe von Aussprüchen und Gesagten von z. B. Hermann Hesse, Erich Mühsam oder Peter Hacks ...
Im Buch gibt es außerdem zahlreiches Bildmaterial in schwarz/weiß, welches die Texte nochmals bildhaft untermalt.
Unbedingt empfehlenswert !!! Sowohl für Ost- als auch Westleser/Innen !!!