Mike Rogers ist ein eher unsteter junger Mann mit großen Träumen, der sich bisher eher hat treiben lassen. Als er zufällig auf die Auktion eines Hauses aufmerksam wird, verändert das sein Leben komplett, den auf dem Grundstück trifft er Ellie und er verliebt sich in sie und in die Vorstellung hier mit ihr zu leben, hier sein Haus zu bauen. Getrübt wird das junge Glück allerdings durch die unheilvollen Prophezeiungen einer alten Frau aus dem Dorf, die Ellie großes Unheil vorhersagt, sollte diese tatsächlich erwägen hier zu leben. Die Spinnereien einer verwirrten alten Dame, oder ernstzunehmende Drohung? Was hat es auf sich mit dem Fluch, der angeblich allen Unheil bringt, die sich hier niederlassen?
Agatha Christie legt mit Mord nach Maß ihren bereits 58ten Kriminalroman vor, erschienen im Jahr 1967. Entgegen ihrer sonstigen Vorgehensweise gibt es hier mal keine Ermittlerfigur, sondern die Geschichte wird erzählt aus der Sicht des Ich-Erzählers Michael Rogers. Direkt zu Beginn habe ich ehrlicherweise darauf gewartet, dass irgendwann eine Miss Marple ins Geschehen eingreift, oder ein Hercule Poirot seine kleinen grauen Zelle ins Spiel bringt, im Verlauf des Buches habe ich das aber dann gar nicht mehr vermisst.
Das Buch beginnt ja schon recht unheilvoll mit dem Auftritt einer alten "Zigeunerin". Beim Lesen der alten Ausgaben sollte man sich bewusst sein, dass oft Beschreibungen enthalten sind, die aus heutiger Sicht aufgrund ihrer rassistischen, oder auch antisemitischen Bedeutungen nicht mehr zeitgemäß sind. In überarbeiteten Ausgaben der Romane wurden solche Szenen oft ersetzt, oder gestrichen. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich der Autorin hier keine böse Absicht unterstelle, sie gibt einfach ein reales Abbild ihrer Zeit wieder und man sollte dies dann im entsprechenden Kontext sehen. Die unheilvolle Stimmung bleibt das ganze Buch über erhalten, in der Leserunde, wärend der ich das Buch gelesen habe kam schnell der Vergleich zu Daphne Du Maurier auf, insbesondere ihrem Roman "Rebecca". Auch hier gibt es einen Ich-Erzähler, vielmehr eine Ich-Erzählerin, eine unheilvolle, fast etwas gruselige Grundstimmung und die ungesunde Fixierung auf ein Haus. Der Vergleich ist durchaus berechtigt.
Nicht nur mit der Wahl eines Ich-Erzählers weicht AC etwas von ihrem übliche Muster ab, sondern auch dadurch, dass es über weite Strecken zu Beginn nur Mike und Ellie zu geben scheint. AC bombadiert ihre Leser gern direkt auf den ersten Seiten mit einer Unmenge an Figuren und Hinweisen, von denen man nie genau weiß, in wie weit sie für die Geschichte irgendeine Bedeutung haben. Hier war dies mal nicht so und das habe ich als äußerst entspannend empfunden. Man erlebt die Ereignisse im Rückblick, rekonstruiert aus Mikes Erinnerungen, gespickt mit seinen subjektiven Emotionen. Das ist natürlich etwas einseitig, erzeugt aber auch eine gewisse Spannung, weil man sich als Leser nie ganz sicher über den Wahrheitsgehalt, oder die Vollständigkeit sein kann.
Der Krimi verläuft erstmal eher ruhig und fast idyllisch, natürlich ahnt man, dass dies nicht so bleiben wird und man wartet ständig auf den Knall, als dieser dann kommt ist man trotzdem erstmal überrascht, hätte man sich doch für die Figur etwas anderes gewünscht. Von da an ist man nur noch am rätseln über den Täter und das Motiv. Auch die Auflösung des Falles ist dann etwas anders als Fans der Autorin es gewöhnt sind. Es gibt kein Versammeln der beteiligten Personen um den Fall dann minutiös zu rekapitulieren und schlussendlich den Täter zu präsentieren, was der Spannung aber nicht schadet. Mir hat die Herangehensweise sehr gut gefallen, man erlebt mal eine ganz andere Facette der Autorin, die hier, einmal mehr beweist, dass sie nicht ohne Grund die unangefochtene Queen of Crime ist. Definitiv eines ihrer besten Bücher.