Rezension zu "Kant" von Jörg Hülsmann
Am 22. April jährt sich der Geburtstag von Kant zum 300. Mal. Grund genug also an diesen wohl bedeutendsten deutschen Philosophen zu erinnern. Das möchte auch diese Graphic Novel. Aber gelingt das in ausreichendem Maße? Daran kann man oder muss man dann doch zweifeln, denn diese Kunstform ist eher ungeeignet tiefe Gedanken zu vermitteln. Sie muss ins Plakative gehen, was die verständliche Darlegung einer so grundsätzlichen Gedankenwelt schwer macht.
Die gute Nachricht ist: Über Kants Leben und auch ein wenig über seine Zeit erfährt man in diesem Buch viel. Auch Dinge, die man sonst kaum findet, etwa den Grundriss seines Hauses oder seine Lieblingsspeisen. Das macht Kant nahbar. Auch seinen Lebenslauf und gewisse Gewohnheiten findet man ausreichend gut dargestellt.
Schwierig wird es erwartungsgemäß bei seiner Philosophie und deren Entwicklung über die Jahre. Der Autor entschloss sich Kants Lebensbegleiter, die man heute kaum noch kennt, oft zu Worte kommen zu lassen. Daneben natürlich Kant aus seinen Werken. Letzteres versteht sich von selbst. Die erste Idee jedoch halte ich für weniger glücklich. Mir hätte es viel besser gefallen, wenn man Kants Leben aus heutiger Sicht in einer modernen Sprache erzählt hätte.
Ähnlich geht es mir mit der Grafik in diesem Buch. Sie ist in blau-grauen Schattierungen gehalten, was den Eindruck einer gewissen Schwere vermittelt. Aufgabe des Buches wäre es doch eher gewesen, die Dinge leichter zu machen, auch farbenfroher. Daneben findet man auch gewisse Seltsamkeiten. Etwa wenn Kants Streben nach einem Lehrstuhl in Königsberg mit einem Wettlauf in moderner Sportkleidung verglichen wird. Oder wenn plötzlich eine Rakete gezeigt wird. Oder ein Dampfschiff. Beides keine Symbole der Zeit Kants.
Bleibt noch die Erklärung von Kants philosophischen Ideen. Auch hier hätte ich mir mehr Einfachheit gewünscht und weniger Ehrfurcht.
Im Angesicht der Schwierigkeiten, auf die man treffen muss, wenn man Kants Leben, seine Zeit und seine Philosophie als Graphic Novel darstellen möchte, ist das Buch jedoch nicht schlecht.
Da der Verlag aber bereits eine Graphic Novel über bedeutende Philosophen herausgebracht hatte, ist dieses Buch ein gewisser Rückschnitt. Vielleicht hätte man Kant einem Franzosen übergeben sollen. Das wäre sicher bunter geworden und weniger ehrfurchtsvoll schwer.