Jürgen Heimbach

 4,1 Sterne bei 19 Bewertungen
Autor*in von Unter Trümmern, Die Rote Hand und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Jürgen Heimbach, geboren 1961 in Koblenz, studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung Germanistik und Philosophie, betrieb in Mainz ein Off-Theater und gründete die Künstlergruppe V-I-E-R, mit der er Ausstellungen organisiert. Heute arbeitet Heimbach als Redakteur für 3sat. Sein Werk umfasst Romane, Jugendbücher und kriminalistische Kurzgeschichten. Sein Roman Die Rote Hand wurde 2020 mit dem Glauser-Preis für den besten deutschsprachigen Kriminalroman ausgezeichnet. Heimbach lebt mit seiner Familie in Mainz.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Waldeck (ISBN: 9783293006072)

Waldeck

Neu erschienen am 18.03.2024 als Taschenbuch bei Unionsverlag.

Alle Bücher von Jürgen Heimbach

Cover des Buches Die Rote Hand (ISBN: 9783293208995)

Die Rote Hand

 (6)
Erschienen am 02.06.2020
Cover des Buches Unter Trümmern (ISBN: 9783865323415)

Unter Trümmern

 (7)
Erschienen am 20.08.2012
Cover des Buches Vorboten (ISBN: 9783293209459)

Vorboten

 (3)
Erschienen am 11.07.2022
Cover des Buches Alte Feinde (ISBN: 9783865323897)

Alte Feinde

 (2)
Erschienen am 02.02.2014
Cover des Buches Chagalls Rache (ISBN: 9783942291194)

Chagalls Rache

 (1)
Erschienen am 01.04.2011
Cover des Buches Johannes' Nacht (ISBN: 9783797310798)

Johannes' Nacht

 (0)
Erschienen am 25.02.2008
Cover des Buches Offene Wunden (ISBN: 9783865325266)

Offene Wunden

 (0)
Erschienen am 18.02.2016
Cover des Buches Plötzlicher Tod einer Nutte (ISBN: 9783937782867)

Plötzlicher Tod einer Nutte

 (0)
Erschienen am 14.10.2009

Neue Rezensionen zu Jürgen Heimbach

Cover des Buches Vorboten (ISBN: 9783293005679)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Vorboten" von Jürgen Heimbach

ein guter historischer Kriminalroman, lesenswert, mit kleinen Schwächen
Gwhynwhyfarvor 3 Jahren

«Wieland blickte die Straße entlang, dann schaute er hoch zum Fenster in die obere Etage. Der Vorhang bewegt sich ein wenig. Noch konnte er umkehren, das Dorf hinter sich lassen. Dieses Mal für immer.»


In seinem Kriminalroman «Vorboten» fängt Jürgen Heimbach die Stimmung der Zwischenkriegsjahre am Rhein auf, die deutschnationalen Strömungen die sich zu einer großen Vereinigung der Nationalsozialisten später zusammenfügen werden. Unzufriedenheit am Rhein, besetzt von den Franzosen nach dem Ersten Weltkrieg, beschlossen durch den Versailler Vertrag. Nur wenige Männer kamen aus dem Krieg heim, wer zurückkehrte, war entweder verletzt oder traumatisiert, meist beides. Der Handel mit den Franzosen ist verboten, die Menschen leiden Hunger. Bereits im Krieg hatten die Franzosen am Rhein schwarze Soldaten aus den Kolonien eingesetzt. Zum Verdruss der besetzten Bevölkerung haben nun die Ne...-Soldaten das Sagen. Eine mit Kalkül gewählte Entscheidung der Franzosen, um die deutsche Schmach komplett zu machen. 1920 kehrt Wieland Gröth nach sieben Jahren Abwesenheit zurück ins Dorf. Was will er hier? Er war abgehauen zum Studieren, hatte sich dann aber zum Kriegsdienst gemeldet. Nie wieder hörte man von ihm. Man munkelt, er hätte bei den Freikorps gedient. Oder ist er ein Spion der Franzosen? Denn früher sympathisierte er doch eher mit den Roten.


«Wir sprachen über die Besetzung des Rheinlandes und die Ne...soldaten, die der Franzose einsetzt, um uns zu demütigen, und über den barbarischen Vorfall in Frankfurt.› ...

‹Sie mögen mich für einen Zyniker halten, Göth, aber die Sache hat auch ihr Gutes: Sie mobilisiert die Menschen.»


Die Schwester von Wieland sei ermordet worden, heißt es, doch die Leiche wurde noch nicht gefunden. Man sucht den Mörder, Oleg, einen russischen Zwangsarbeiter. Ein Separatist wurde ermordet. Man munkelt, es sei Wielands Bruder gewesen. Die Franzosen suchen nach dem Täter. Die Mutter der beiden hatte sich während es Kriegs erhängt, der versoffene Vater liegt pflegebedürftig im Bett, ernährt sich von Alkohol. Garantiert ist der Sohn nicht zurückgekommen, um sich um den verhassten Vater zu kümmern, schon gar nicht, um den Bruder zu besuchen; die Schwester hatte ihn nie interessiert. Also, was will er hier? Wieland hält sich bedeckt, er war schon immer ein Eigenbrötler. Er beobachtet. Denn hier im Dorf passiert eine Menge. Großes Misstrauen schlägt ihm entgegen. Das Dorf wird von einem Grafen regiert. Wer von ihm gerufen wird muss springen. Wie lange kann sich Wieland dem entziehen?


«Der Krieg ist nie vorbei›, war die kategorische Antwort des Grafen. Wieland erinnerte sich, dass sein Bruder genau diesen Satz auch gesagt hatte. ‹Die Revolution, die wir wollen, ist auch ein Krieg.»


Atmosphärisch fängt Jürgen Heimbach die Stimmung in den besetzten Gebieten der Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs ein. Das Gesellschaftspanorama der Zwischenkriegszeit ist geprägt von Armut, Hunger, Traumatisierung durch den Krieg, Antisemitismus, Zorn auf Kommunisten und Sozialisten, die Demütigung durch die Franzosen (die «Schwarze Schmach vom Rhein»), Spanische Grippe, eine Zweiklassengesellschaft. Der Leser ahnt, dass Wieland nicht zurückkam, um seiner Familie beizustehen, hier ist zu viel zerrüttet. Doch was will er hier? Mit ihm zusammen tastet sich der Leser an die Strukturen im Dorf heran, lernt politische Strömungen kennen. Vertraute geben Geheimnisse preis, Feinde lassen es krachen, die alte Wut keimt auf. Das Verhältnis zum Vater ist ziemlich gestört, Wieland lässt den Alten, der nicht mehr aufstehen kann, in seinem Bett mehr oder weniger verrotten, bringt ihm lediglich Essen hoch. Der Bruder bringt dem Alten jeden Tag Schnaps, auf das er endlich verrecke. Die Kommunikation zwischen den Männern der Familie findet kaum statt, lediglich auf aggressiver Basis. Stück für Stück blättert sich die Familiengeschichte auf. Bucheckern-Kaffee, Kriegszitterer, Amputierte, Wilderei, ein Gasthaus namens Germania, nationalistische Flugblätter, Mangelernährung, Vorteile für privilegierte Adlige, der Autor lässt uns in eine bittere Zeit eintauchen. 


Ein guter Kriminalroman, aber er kann nicht ganz an das prämierte Werk, «Die rote Hand», heranlangen. Wieland bleibt nicht nur für die Dorfbewohner ein unnahbarer Typ, der etwas zu verbergen hat, sondern auch für den Leser. Der Autor hat eine sehr distanzierte Erzählhaltung gewählt, die sich ebenso in der Erzähldistanz weiterträgt, ein unbekannter Erzähler und ein Mädchen, eine Augenzeugin, die aus der Distanz der verschwommenen Erinnerung des Erwachsenen zurückblickt. An einigen Stellen deutet der Autor die Odysseussage an, der Held, der nach langer Zeit zurückkehrt, der inkognito in sein besetztes Haus eindringt, um aufzuräumen, das Dorf aufräumen. Warum soll einer aufräumen wollen, wenn ihm der Bezug verlorengegangen ist? Jürgen Heimbach lässt uns nicht an seinen Protagonisten herantreten, und die Auflösung, weshalb er zurückkehrt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Ein unnahbares Ende, das wiederum zur Figur passt. Das Volk ist unzufrieden, schlicht gedemütigt – hier braut sich etwas zusammen, nationale Parteien bilden sich. Der Leser hat das verstanden, da braucht es nicht den Hinweis auf Adolf Hitler, eine der Stellen, bei denen ich mich als Leser ärgere: Ich muss nicht alles dreimal erklärt haben, Zusammenhänge sind auch so verständlich. Der erste Satz, «Ich weiß seit einer Woche, dass er kommen wird», ist mir im Nachhinein nicht verständlich, das ganze Kapitel. Am Ende erfahren wir, wer hinter dieser Stimme steckt. Aber sie wusste doch vorher nichts über ihn? Redet wie eine Erwachsene, die die gesamten Familienverhältnisse kennt – ein siebenjähriges Kind. Und der Vater ist mir ein Rätsel. Er kann nicht aufstehen. Die Söhne bringen ihm Schnaps und Essen, berühren ihn nicht mal. Ich habe mich immer gefragt, wie er aufs Töpfchen kommt ..., kein Waschen, keine Wäschewechsel, die kleinen Verständnislücken im Text.  Es sind die Kleinigkeiten, die mir auffallen, über die man sich dann den Kopf zerbricht. Wie gesagt, ein guter historischer Kriminalroman, lesenswert, mit kleinen Schwächen. 


Jürgen Heimbach, geboren 1961 in Koblenz, studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung Germanistik und Philosophie, betrieb in Mainz ein Off-Theater und gründete die Künstlergruppe V-I-E-R, mit der er Ausstellungen organisiert. Heute arbeitet Heimbach als Redakteur für 3sat. Sein Werk umfasst Romane, Jugendbücher und kriminalistische Kurzgeschichten. Sein Roman Die Rote Hand wurde 2020 mit dem Glauser-Preis für den besten deutschsprachigen Kriminalroman ausgezeichnet. Heimbach lebt mit seiner Familie in Mainz.

 https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/vorboten-von-jurgen-heimbach-rezension.html


Cover des Buches Vorboten (ISBN: 9783293005679)
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Rezension zu "Vorboten" von Jürgen Heimbach

Heimkehr mit Hindernissen
aus-erlesenvor 3 Jahren

Der Krieg ist vorüber. Nichts ist und wird mehr so sein wie es war. Doch die Rückkehr von Wieland Göth aus den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges ist um Einiges anders als die der meisten, die als Kanonenfutter in den Schützengräben um ihr Leben bangen mussten. In zerschlissener Kleidung, abgemagert ist Rombelsheim, ist die Heimat kein freundlicher Ort, an dem man ihn mit offenen Armen empfängt. Seine überstürzte Abreise ist vielen noch im Gedächtnis. Und fast ebenso vielen immer noch ein Rätsel. Auch wo er all die Jahre – immerhin sieben an der Zahl – verbracht hat, lässt die Phantasie Purzelbäume schlagen. Ja, er hat viel Leid gesehen und erfahren. Doch das ist jetzt vorbei! 

Ist es nicht! Das Erste, was er sieht ist ein Plakat mit dem Konterfei einer vermissten Frau. Gleich daneben das Gesicht des mutmaßlichen Entführers. Und Mörders! Denn der Russe Oleg kann die Frau, Josepha, Wielands Schwester, nur ermordet haben. Da sind sich alle einig. Der Russe war’s! 

Bauer Neubert war für Wieland sehr lange mehr Vater als der eigene. Doch Bauer Neubert ist tot. Erhangen. Wieland schneidet den Unglücklichen höchstpersönlich vom Seil. Zuhause wartet sein Bruder auf ihn. Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch und einem Schwall böser Worte. Auf dem Dachboden vegetiert der wenig geliebte Vater vor sich hin. Und dass der Graf auf den Heimkehrer ungeduldig wartet, schürt die Feindseligkeiten gegenüber Wieland. Was will der Graf nur von ihm? Dicke Freunde waren sie nie. Wohl auch, weil der Graf mehr als nur eine Auge auf Wielands Mutter geworfen hatte. Sie wird es nicht mehr verraten können. Mutter ist tot. Und täglich liegen auf ihrem Grab frische Blumen. Wer die wohl dort hingelegt hat? 

Der Graf bekommt schlussendlich seinen Willen und Wieland zu Gesicht. Er will Wieland für sich gewinnen, für seine Sache. Die ist gegen den so genannten aufgezwungenen Friedensvertrag von Versailles. Die linksrheinischen Gebiete, also auch Rombelsheim, sind in französischer Hand. Das kann ein guter Deutscher nicht akzeptieren. Doch Wieland ist so viel Politik, so viel Hasse, so viel Verblendung ein Graus. Ihn interessiert vielmehr das Schicksal seiner Schwester. Und dann ist da auch noch die Vergangenheit in Gestalt einer Frau. Wie soll Wieland agieren? Kann er erklären, warum er vor sieben Jahren Hals über Kopf das Dorf verlassen hat? Und wie wird sich die Zukunft entwickeln?

Jürgen Heimbach bringt Spannung ins fiktive Rombelsheim, indem er der einstigen Realität die Bühne gibt, die in der Nachbetrachtung gemieden wird. Vor dem Hintergrund einer erstarkenden Revanchistenidee fixiert er den Fokus des Lesers auf das Schicksal eines Dorfes. Eines Dorfes, das durch Grabenkämpfe und Missgunst nichts mehr von Idylle und Gemeinsinn hat. Der Krieg, der große und die kleinen, haben tiefe Gräben hinterlassen, in denen das Vergessen keinen Platz mehr hat.


Cover des Buches Die Rote Hand (ISBN: 9783863371777)

Rezension zu "Die Rote Hand" von Jürgen Heimbach

Frankfurt Terror in den 50ern
Ein LovelyBooks-Nutzervor 3 Jahren

Frankfurt/Main in den späten 50 ein. Der ehemalige Fremdenlegionär Streich lebt zurückgezogen in Frankfurt am Main. Bei der Explosion einer Autobombe in einer seiner Garagen wird ein Waffenhändler, der Verbindungen zur algerischen Befreiungsbewegung FLN zum Opfer. 

Mit einem Gespür für die Zeit und de polituschen Hintergründen schafft es Jürgen Heimbach die 50 er glaubhaft darzustellen. In einem Nachwort erläutert er die politischen Hintergründe. Wenn ich dasd Buch noch einmalk lesen würde, würde ich damit beginnen, denn dann wäre mir der Zugang evtl. leichter gefallen. Der Hauptprotagonist Streich blieb mir leider fremd, aber das war sicher auch ein Stilmittel, um den Charakter darzustellen. Daher in diesem fall und nur für mich persönlich ein Stern Abzug.

Der Exkurs in die politische Vergangenheit und die Aktionen des französischen Geheimdienstes in Deutschland war mir alles nicht so bewusst und das hat mich wirklich beeindruckt.

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