Rezension zu "Drahtzieher und Dunkelmänner (Band 1): Mit Schwert, Magie und dem Segen der Weberin" von Jürgen W.W. Modlich
Meinung:
Mit Alrik habe ich einen absoluten Liebling in diesem Buch gefunden. Mit seinem Witz, seinen Gedanken und seinen Handlungen wurde er mir in der ersten Hälfte des Buches sehr sympathisch gemacht, weshalb ich nach dem Ende des Buches echt geplättet bin. Gerade dieser Zwiespalt zum Ende hin, gefällt mir super gut. Man fragt sich selbst, ob man noch Sympathie empfinden sollte. Alrik in seiner Person ist ein sehr starker Charakter, man fühlt mit ihm und erlebt sein Leben mit, spürt, wie ihn alle Ereignisse beeinflussen, formen und auch verändern. Aus dem abenteuerlustigen Burschen vom Anfang wird nach und nach ein berechneter Mann.
Leider kommen dadurch alle Nebencharaktere etwas kurz. Gern hätte ich mir mehr Persönlichkeit für Pett, Lorenz (und die anderen Stadträte) gewünscht und auch für Trish und Det wäre mehr Charakter nicht schlecht gewesen, um mit Alrik mitfühlen zu können. Sie füllen die Welt und man baut durchaus eine Beziehung zu ihnen auf, da sie eigenständig agieren, Meinungen haben und Ideologien nachgehen, man spürt auch, dass immer wieder versucht wurde, die Beziehung zum Leser aufzubauen, gerade zu Max. Aber so recht greifbar werden sie nicht. Ich vermute, dass es daran liegt, dass die Interaktionen zwischen dem Haupt- und den Nebencharakteren ziemlich dünn ausfallen. Gerade zu Alia. Sie wird immer wieder erwähnt, aber man empfindet als Leser nicht die gleiche Sympathie für sie wie Alrik.
Ich mag die Weitläufigkeit der Welt und der Geschichte sehr gern. Alrik macht sich um alles und jeden in der Welt Gedanken. Allerdings ist auch das ein Kritikpunkt. Man wird mit Erklärungen und Informationen zu Zaubern, Städten und Völkern/Vereinigungen gerade zu überschwemmt. Das sorgt für eine Menge Infos, die man erstmal aufnehmen, verarbeiten und im späteren Verlauf wiedergeben muss. Dadurch liest sich das Buch stellenweise etwas schwer. Ich persönlich hatte damit nicht die Probleme, da ich sehr gerne viel zu einer Welt wissen will und es auch mag, im Laufe der Handlung Bögen zu früheren Erwähnungen zu ziehen. Aber ich kann mir vorstellen, dass diese Menge an Infos einigen Lesern bitter aufstößt.
Der Schreibstill mit seinem Witz und seiner Leichtigkeit macht das Lesen unglaublich leicht und man konnte sich dem Fluss gut hingeben.
Es wird sehr viel Zeit mit dem Aufbau von Alrik und seinem Leben verbracht. Wodurch das Buch erst gegen Mitte wirklich losgeht und die eigentliche Handlung beginnt. Es wirkte etwas, als würde man plötzlich eine andere Geschichte zu lesen beginnen, da von Göttern vorher weniger die Rede war, und in der zweiten Hälfte werden sie plötzlich omnipräsent. Das war etwas verwirrend und ich war lange mit dem Gedanken beschäftigt, ob ich das gut finde. Vielleicht hätten die beiden Gottheiten und Völker zuvor schon einmal Erwähnung finden sollen. Zwar gibt es immer wieder Schläge zum Anfang und den dortigen Erkenntnissen, aber wirklich essentiell wirkt es dann erstmal nicht mehr. Gerade die Geschichte um die Grex Viator interessiert mich noch immer, wurde später aber nur noch mal in einem Nebensatz erwähnt.
Dennoch hat man das Gefühl, dass alle Informationen immer noch ihren Sinn haben und später wiederkommen, weshalb ich den zweiten Band abwarte. Gerade, wenn man nach dem Ende das erste Kapitel nochmals liest, merkt man, dass alles ineinandergreift und vom Autor durchdacht wurde.
Fazit:
Das Buch ist mir sehr viel Witz und unglaublich vielen Anspielungen auf Spiele oder Filme – meine ersten Assoziationen waren WoW und Pen-&-Paper - gespickt und es hat sehr viel Spaß gemacht, Alrik auf seinem verworrenen Weg zu begleiten. Man bekommt eine durchdachte Welt mit einer Geschichte und vielen Details präsentiert. Gerade die Zauber und Städte und deren Vergangenheit wurde säuberlich ausgearbeitet. Allerdings war die Menge der Informationen an manchen Stellen etwas sehr viel – manchmal ist weniger doch mehr und vielleicht hätten einige Informationen gekürzt oder an anderer Stelle besser gepasst. Aber für mich persönlich ist das kein Negativpunkt. Ich mag Informationen und Gedanken zur Welt. Aber ich muss zugeben, dass gerade der Schreibstil es an diesen Stellen erleichtert hat, die Informationen auch aufzunehmen und zu verarbeiten. Er ist locker und mit viel Humor ausgestattet.
Das Cover war für mich die ganze Zeit ein großer schwarzer Fleck im Augenwinkel. Eigentlich der größte des ganzen Buches. Zwar gibt das Cover sehr gut wieder, was im Buch passiert, aber im Gegensatz zu der ganzen Liebe zum Detail, die im Buch selbst steckt, wird das Cover dem absolut nicht gerecht. Und wäre ich nicht gebeten worden, das Buch zu lesen, ich wäre abgeschreckt gewesen und hätte nie reingeschaut, was wirklich schade gewesen wäre.
Die Handlung ist für mich mal etwas Neues und ich bin noch immer etwas erschlagen vom Ende. Zu Beginn des Buches und des Abenteuers hätte man das Ende nie erwartet und auch von der Hauptfigur nicht gedacht. Eine Geschichte mal von der anderen Seite zu begleiten und die Sympathie dennoch zu erhalten, ist für mich erstaunlich und auf eine gewisse Art auch einzigartig, weil man es aufgrund der Vielzahl anderer Bücher und der Gewohnheit als ungewöhnlich erachtet.
Die Nebenfiguren besitzen alle ein eigenes Leben und existieren nicht nur neben der Hauptfigur her, sie beeinflussen und leiten Alrik. Auch die Namen fand ich durchweg gut gewählt und spiegeln ebenfalls nicht den aktuell allgegenwärtigen Amerikanischen Einheitsbrei wieder.
Für alle, die viele Informationen zu einer Welt haben und Hintergründe verstehen wollen, die Role-Play-Games mögen, eine ungewöhnliche Charakterentwicklung erleben wollen und denen ein langsamer Start in die Geschichte nicht ausmacht, die nicht bereits auf der ersten Seite sehen wollen, wie das Buch ausgeht, denen kann ich das Buch wirklich ans Herz legen.
Mit hat es trotz seiner Schwächen sehr gut gefallen. Ich fand die Handlung originell und mag die Hauptfigur sehr gerne. Manchmal sind es kleinere Schwächen, die eine große Stärke ausmachen.