Rezension zu "Lovecrafts Schriften des Grauens 10: Die Klinge von Umao Mo" von K. R. Sanders
Elmar HuberSTORY
Die Drohnenbilder aus einem verseuchten Sperrgebiet, der Graffiti-Schriftzug „Yok Sotot“ an einer Mauer, erinnern den jungen Ingenieur Hisako Matsuka urplötzlich an seine Waisenkindheit im abgelegenen Bergkloster Umao Mo. Han, ein alter Freund aus diesen Kindertagen wird urplötzlich ermordet und seine Wohnung abgefackelt. Auf der Flucht vor Hans Mördern lernt Hisako die Krankenschwester Mara Matsu kennen, die ebenfalls den Ausdruck „Yok Sotot“ kennt; ein geistig verwirrter Patient auf ihrer Station hat ständig diese Worte wiederholt.
Plötzlich werden Hisako und Mara von bizarren Umgestaltungen ihrer Realität überrollt; Zeitlinien beginnen sich zu vermischen. Yok Sotot verändert die Vergangenheit und damit auch die Geschichte und die Gegenwart. Hisako und Mara müssen das Kloster von Umao Mo erreichen, wo die Quelle dieser Ereignisse liegt und die einzige Waffe, mit der sie Yok Sotot aufhalten können.
MEINUNG
Für die Jubiläumsnummer 10 von „H.P. Lovecrafts Schriften des Grauens“ ziehen die Autoren Jörg Kleudgen und K.R. Sanders den Namen Yok Sotot (Yog-Sothoth) aus Lovecrafts Mythentopf, sowie die „Tatsache“, dass dieses Wesen in vielen Kulturen unter ähnlich klingenden Namen bekannt ist; ein Trick, mit dem schon Lovecraft himself seinen Monstern einen allmächtigen Nimbus verliehen hat. Drumherum spinnen die Autoren jedoch eine eigene Story, die Yog-Sothoths „Persönlichkeit“, zugleich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in sich zu vereinen routiniert aufgreift und benutzt.
Mit diesem Muster ist „Die Klinge von Umao Mo“ vergleichbar mit Andreas Zwengels „Kinder des Yig“ aus derselben Reihe. Doch wo Kollege Zwengel einen urbanen Fantasy-Action-Thriller mit den titelgebenden Schlangenmenschen abgeliefert hat, zeigen Sanders und Kleudgen Yog-Sothoth eingebettet in ein fernöstlich-mythologisches Szenario. Gekonnt fühlt man sich an japanische Fantasy-Streifen erinnert, in denen Schauwerte nicht selten über einen gleichmäßig gespannten roten Faden triumphieren, in denen aber auch keine Langeweile aufkommt.
Insgesamt bietet „Die Klinge von Umao Mo“ ein reizvolles, unverbrauchtes Setting (im Lovecraft-Zusammenhang), überraschende Entwicklungen und einige wirklich starke Szenen. Jedoch wird manches sehr schnell abgehandelt, was dem Roman etwas sprunghaft wirken lässt. Da hätte hier und da mehr Fleisch auf den Knochen nicht geschadet.