Manchmal passiert es auch mir, dass ich mich von vielen guten Rezensionen dazu verleiten lasse, ein bestimmtes Buch zu lesen. So auch bei "Die Hochzeit" von K.L. Slater, welches allerdings eins dieser Bücher ist, das mich im Nachhinein gesehen mehr durch seine fragwürdigen Charaktere und seinen recht unbeholfenen Erzählstil als durch Nervenkitzel oder Spannung beeindruckt hat.
Kommen wir aber zuerst einmal zum Inhalt: Vor zehn Jahren wurde mein geliebter Sohn Jesse ermordet und unsere perfekte Familie zerstört. Von meinem starken, hübschen Jungen, so voller Leben, blieb nichts als die Erinnerung, ein Foto, das ich immer bei mir trug. Doch heute bin ich meinem Glück endlich wieder ganz nahe. Mein aschblondes Haar ist zu Locken gedreht. Sorgfältig angesteckte weiße Blumen umrahmen meine zarten Gesichtszüge. Die kleine, triste Kapelle ist mit weißem Satin ausgeschmückt, und auf dem kleinen Tisch, auf dem ich und mein neuer Ehemann gleich unterschreiben werden, liegen kleine rote Herzen verstreut. Der Mann, der meinen Sohn umgebracht hat. Meine Freunde und Familie können es nicht verstehen. Meine Nachbarn tuscheln über mich auf der Straße, wenn ich an ihnen vorbeigehe. Wie kann ich einen Mann wie Tom lieben? Doch sie kennen mich überhaupt nicht…
Schon der Erzählstil war, wie vorhin schon kurz angedeutet, von Anfang an ziemlich seicht gehalten. Die Geschichte plätscherte demnach in einem gemächlichen Tempo vor sich hin und ich stellte mir immer öfter die Frage, ob es sich hierbei wirklich um einen Thriller oder doch eher um einen Roman handelte?! Die Sichtwechsel, welche ich in der Regel unheimlich gerne mag und die in anderen Thrillern oft genutzt werden, um Geheimnisse zu lüften und Tempo aufzubauen, entpuppten sich hier leider eher als Stimmungskiller. Mir persönlich nahmen sie jegliche Spannung, die sich vielleicht noch irgendwo versteckt hätte. Stattdessen wurde mir die Lösung quasi auf dem Silbertablett serviert, bevor ich überhaupt Zeit hatte, dieser selbst auf die Schliche zu kommen.
Leider kann ich auch die Protagonisten in kein positives Licht rücken. Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem ich mit absolut niemandem sympathisieren konnte. Entweder verhielten sich die Charaktere wortwörtlich wie bockige Kleinkinder oder ihr Verhalten wurde viel zu unlogisch dargestellt. Selbst der zehnjährige Ellis kam mit ziemlich unrealistischen Gedanken und noch seltsameren Verhaltensweisen daher.
Und dann wäre da noch für mich die ganz und gar nicht stimmige Ausgangslage der Hauptprotagonisten, bei der ich nur den Kopf schütteln kann. Die Mutter des Opfers heiratet also wirklich den Täter? Wie kann das bitte als normal empfunden werden? Gerade hier, lechzt der Leser doch förmlich nach Emotionen, um diesen Umstand in irgendeiner Weise zu verstehen, wenn auch nur ansatzweise. Aber nein, es gab keine greifbaren Gefühle und somit auch nur ein müdes Schulterzucken meinerseits.
Am Ende angelangt habe ich mir nur noch die Frage gestellt: Wo war denn jetzt der große Showdown? Die explosive Enthüllung, die mich hätte umhauen sollen? Stattdessen bekam ich eine halbherzige Auflösung, die ich schon etliche Seiten vorher vermutet hatte. Hätte ich in diesem Fall lieber mal zu einem anderen Buch gegriffen...