Rezension zu "Kopf über Wasser im Alltagschaos" von KC Davis
Mit ihrem Ratgeber „Kopf über Wasser im Alltagschaos“ weist die Autorin KC Davis den Weg zu einer sehr entlastenden und liebevollen Herangehensweise zum Bewältigen der Alltagsaufgaben, bei der das Wohlbefinden des Menschen und nicht eine perfekte Ordnung und Erledigung der Aufgaben das Ziel ist. Es geht weniger darum, Organisations- oder Aufräumtechniken zu lernen, als darum, eine andere Haltung zu sich einzunehmen, liebevoller mit den eigenen oder eben den systembedingten Grenzen umzugehen und einen guten Kompromiss mit eigenen Prioritäten zu finden. Dabei sind die Beispiele oft aus einem klinischen Niveau genommen (die Autorin ist Psychotherapeutin), in dem schon für andere sehr einfache Aufgaben eine Überforderung werden können, weshalb vieles für manche Leser auf höheren Funktionsniveau möglicherweise nicht hilfreich oder auch irritierend sein kann.
Die Autorin beschreibt die eigenen Schwierigkeiten in verschiedenen Lebensphasen und wird dabei ein glaubhaftes Coping-Modell und Ratgeber. Sie leitet an, ressourcenorientiert auf das Geschaffte und die eigenen Werte zu schauen (schmutziges Geschirr bedeutet, für die Familie gekocht und somit gut gesorgt zu haben), sie zeigt, dass Ordnung kein Wert an sich, sondern immer Mittel zum Zweck des Wohlfühlens ist, sie macht den Unterschied zwischen der immer wiederkehrende Care-Arbeit und anderen Projekten und Tätigkeiten, die irgendwann ein Ende haben, deutlich. Sie hilft, eigene unrealistische Ansprüche aufzugeben und damit selbstfürsorglich und liebevoll mit sich selbst umzugehen.
Sie bleibt aber nicht bei der Akzeptanz stehen, sondern vermittelt dem Leser eine Vielzahl an Techniken, wie aus dieser neuen Haltung heraus, kleine Schritte und im Endeffekt dadurch große Veränderungen möglich sind, und er somit ein Leben führen kann, dass seinen Werten und Zielen entspricht. Dabei sind die Techniken auf sehr unterschiedlichem Niveau, möglicherweise ist für den Fortgeschritteneren weniger dabei.
Das Buch ist sehr ansprechend gestaltet, sprachlich angenehm, optisch sind Druck und Farbe gute Hilfsmittel um das Gelesene besser zu strukturieren, für die mit wenig Kapazität bietet die Autorin immer wieder Abkürzungen an. Sie versteht sich nicht als Guru, der die Lösung für alles hat, sondern macht Angebote und hilft dem Leser (wahrscheinlich meist der Leserin) für sich Prioritäten zu setzen und besser mit dem unvermeidlichen Alltagschaos umzugehen.
Ein sehr empfehlenswertes Buch für Menschen mit großen Schwierigkeiten in der Alltagsbewältigung.