Kaśka Bryla

 3,9 Sterne bei 8 Bewertungen

Lebenslauf

Kaśka Bryla zwischen Wien und Warschau aufgewachsen. Studium der Volkswirtschaft in Wien, Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, wo sie 2015 die Literaturzeitschrift und das Autor*innennetzwerk „PS-Politisch Schreiben“ mitbegründet. Sie lebt und arbeitet am liebsten in kollektiven Zusammenhängen. Sie war Redakteurin des Monatsmagazins an.schläge, erhielt 2013 das STARTStipendium, 2018 den Exil Preis für Prosa. 2021 wurde ihr Theaterstück „Das verkommene Land“ uraufgeführt. 2020 erschien ihr hochgelobter Debütroman „Roter Affe“, 2022 der Roman "Die Eistaucher". www.kaskabryla.com

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Kaśka Bryla

Cover des Buches Die Eistaucher (ISBN: 9783701717514)

Die Eistaucher

(8)
Erschienen am 01.03.2022
Cover des Buches Im September sterben die Wespen (ISBN: 9783955661281)

Im September sterben die Wespen

(0)
Erschienen am 01.11.2020

Neue Rezensionen zu Kaśka Bryla

Cover des Buches Die Eistaucher (ISBN: 9783701717514)
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Rezension zu "Die Eistaucher" von Kaśka Bryla

Gwhynwhyfar
Ein Roman, vollbepackt wie der Sack vom Nikolaus, inhaltlich und perspektivisch.

Iga, die Skaterin, die schöne Jess und der pummelige Ras sind Außenseiter:innen in ihrer Schulklasse, doch gemeinsam bilden sie eine verschworene Gruppe in einem katholischen Internat Mitte der 1990er Jahre: Sie sind die unzertrennlichen «Eistaucher». Eines Nachts werden sie Zeugen eines brutalen polizeilichen Übergriffs. Weil diese Tat nicht bestraft wird, beschließen sie, das Recht selbst in die Hand zu nehmen. 


«In einer Welt ohne Teufel geschieht ein Ereignis aus dem Nichts heraus.»


Das Thema ist Missbrauch an katholischen Schulen, die Konsequenzen des eigenen Handelns, im späteren Leben, ein Coming of Age und ein Coming-out. Im Mittelpunkt steht die Skaterin Iga. Jess und Iga haben ihr lesbisches Coming-out, Ras, der Poet mit Migrationshintergrund, ist schwul. Ein weiterer Beteiligter ist Saša, eine Waise und der beste Freund von Iga, der sie liebt. Iga beginnt eine Beziehung mit der Französischlehrerin. Die Eistaucher bekommen mit, dass ein drogenabhängiges Mädchen nachts von Polizisten vergewaltigt wird. Weil den Polizisten nichts passiert, wollen die Jugendlichen das Recht vollstrecken. Was war damals geschehen? – Darauf hat Saša seit langem gewartet, deswegen hat er sich in den allerletzten Winkel verzogen – er betreibt am Rande eines Naturschutzgebietes einen Campingplatz, auf dem sich die Jugendfreunde regelmäßig treffen – zwanzig Jahre hat er gewartet: Und nun ist es soweit, die alte Sache holt sie ein: Ein Fremder mietet sich auf dem Platz ein, der behauptet, zu wissen, was damals geschehen ist; Martin, der Sohn eines der Polizisten.


«Was wäre eine Handlung wert, wenn man wüsste, dass man sie rückgängig machen kann? Wenn man weder ein Risiko einzugehen bräuchte noch Schuld auf sich laden müsste? Darüber haben wir damals wiederholt gesprochen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen.»


Aus verschiedenen Perspektiven und in einem Wechsel aus Vergangenheit und Gegenwart wird immer wieder angedeutet, was damals geschehen ist – der allwissende Erzähler wechselt in der Perspektive der Eistaucher, während Sašas in der Ich-Perspektive angelegt ist. Im Prinzip mag ich Romane, die erst in Puzzlestücken ein Ganzes ergeben. Doch die Fäden in dieser Geschichte laufen nicht parallel, sondern als Knoten, den der Leser zunächst aufschnüren muss – sodass mir oft ein Stöhnen beim Lesen entglitt. Das Ganze ist doppelseitig angelegt: Während Saša seine Schuld rückwärts aufblättert, erleben wir die Eistaucher-Geschichte chronologisch. Ich habe mich durchgequält. Denn obendrauf gibt es eine kleine Portion Myst (vielleicht auch als der psychotische Einschub eines Protagonisten angelegt), der «Horla», eine Albtraumfigur geistert durch die Geschichte. Dazu Gesellschaftsprobleme, philosophische Fragestellungen und Geschichtsexkurse ins Nazireich und die Kolonialgesellschaft. Der Roman war mir letztendlich zu verworren – ziemlich anstrengend zu lesen, vollbepackt wie der Sack vom Nikolaus. Zunächst dachte ich an eine Kriminalgeschichte – die es in der Anlage auch gibt. Allerdings würde ich das Buch keineswegs als Kriminalliteratur bezeichnen, auch nicht im Genremix. Zeitgenössische Literatur – die sicher interessant ist – für ein geduldiges Publikum.



Kaśka Bryla zwischen Wien und Warschau aufgewachsen. Studium der Volkswirtschaft in Wien, Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, wo sie 2015 die Literaturzeitschrift und das Autor:innennetzwerk «PS-Politisch Schreiben» mitbegründet. Sie lebt und arbeitet am liebsten in kollektiven Zusammenhängen. Sie war Redakteurin des Monatsmagazins an.schläge, erhielt 2013 das STARTStipendium, 2018 den Exil Preis für Prosa. 2021 wurde ihr Theaterstück «Das verkommene Land» uraufgeführt. 2020 erschien ihr hochgelobter Debütroman «Roter Affe». 


Cover des Buches Die Eistaucher (ISBN: 9783701746705)
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Rezension zu "Die Eistaucher" von Kaśka Bryla

miro76
Ein Jugenddrama

Iga kommt schon wieder in eine neue Schule. Sie nimmt sich fest vor, dass diesmal alles anders wird. Aber schon in der ersten Woche gerät sich mit dem Klassenvorstand aneinander, weil sie einen Mitschüler schützt. 

Ras ist ebenfalls neu und wurde in der alten Schule schwer gemobbt. Er ist es nicht gewohnt, dass jemand für ihn eintritt. Iga ist seine erste richtige Freundin. 

Und dann ist da noch Jess, die dem Bund beitritt. Sie ist eigentlich beliebt, findet ihre Klassenkamerad*innen allerdings zu durchschnittlich. Iga wirkt aufmüpfig und selbstsicher. Sie übt einen gewissen Reiz auf Jess aus. 

Und so werden diese drei zu den Eistauchern, denn sie blicken unter die Oberfläche. Sie halten zusammen, agieren verwegen und wollen die Welt verändern. Wäre da nicht die Liebe, die sie auf eine Katastrophe zusteuern lässt. 

Kaska Bryla erzählt uns diese Geschichte keineswegs linear. Wir starten mit einem Kapitel in der Gegenwart. Diese Kapitel zählen wie ein Countdown nach unten und machen uns sofort klar, dass wir auf etwas zusteuern. Die Kapitel aus der Vergangenheit werden aufwärts gezählt. Wir lernen die Protagonist*innen kennen und verstehen. Wie bei einem Puzzlespiel ergibt sich langsam ein Bild. Aufmerksamkeit ist hier gefragt! 

Diese Idee hat mich sofort neugierig gemacht und überzeugt. Die Charaktere sind vielschichtig und interessant. Das Buch konnte mich ziemlich begeistern. Nur die Auflösung war mir etwas zu surreal. Deshalb muss ich hier leider   einen Stern abziehen. 

Cover des Buches Die Eistaucher (ISBN: 9783701746705)
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Rezension zu "Die Eistaucher" von Kaśka Bryla

KataRaf
Eisig und hitzig

"Nach einem solchen Jahr verbringt man den Rest des Lebens damit, zu grübeln und zu versuchen, an dem, was geschehen ist, zu rütteln und die losen Enden zusammenzufügen."


Die Eistaucher von @kaska_bryla ist eisig und hitzig. Es ist eine Coming of Age Geschichte und ein Kriminalroman mit einigen fantastischen Elementen. Es ist es ein politisches Buch, das Queersein, Frau sein, psychische Erkrankungen in den Plot einwebt und dabei mit Zurückhaltung klare Position bezieht. Eistaucher dreht sich um Fragen der Gerechtigkeit, der Radikalisierung und der Selbstjustiz. 


Zunächst Schlitten wir auf einer dicken undurchdringlichen Eisschicht. Die Erzählstimme der Gegenwart berichtet von einem Campingplatz im Nirgendwo, auf dem nichts los ist. Wäre da nicht Martin. Wir verstehen weder, wer Martin ist und was er will, noch, wer die Erzählstimme ist. Was wir wissen, es muss mit diesem einen prägenden Jahr aus der Jugendzeit zu tun haben.


Wir tauchen in dieses Jahr ein. Eines ist klar, es läuft auf ein Unheil hinaus. Es geht ums dazugehören, die Liebe, das Begehren, die Freundschaft und den Verlust. Die stilsichere Jess ist haltlos verliebt in ihre Ferienliebe, aber auch fasziniert von Iga. Iga ist der Kosmos, um den sich alles dreht. Sie hat nur Augen für ihre Französischlehrerin, ihr Band zu Saša kommt beiläufig vor. Ras ist in seiner eigenen Welt, hört und sieht Sachen, ein Poet ist er. Robert schwärmt für Lyrik und Jess, während sein bester Freund, der schöne Sebastian ihm ganz verfallen ist. 


Sowie die Gegenwart, als auch die Vergangenheit werfen uns Fäden hin, die wir aufnehmen, rätseln, die uns in eine Sackgasse führen und doch immer tiefer in die Geschichte. Wir ahnen erst, dann kommt ein Detail, dann noch eins, dann noch eins. Die äußere Geschichte schließt sich, als sie erfahren, dass eine Frau vergewaltigt wurde, ungesühnt, die Gruppe sucht nach Vergeltung.

Zwischen uns und dem Innenleben der Figuren bleibt jedoch eine dünne Eisschicht, durch die wir sehen können, die auch an einigen Stellen knackt, uns aber auf Distanz hält. Es ist nicht so simpel, wie  es erscheint. 


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