Kai-Uwe Merz

 4,8 Sterne bei 6 Bewertungen

Lebenslauf

Dr. Kai-Uwe Merz wurde 1960 in Berlin geboren. Er studierte Geschichte und Germanistik an der Freien Universität, arbeitete dort als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und promovierte 1990. Bis 2000 war Merz Redakteur und Ressortleiter u.a. bei der Zeitung B.Z. und beim Berliner Kurier. Heute arbeitet er im Presse und Informationsamt des Landes Berlin. Er hat Bücher über den Kalten Krieg, den Bolschewismus und über Automobilgeschichte veröffentlicht. Bei Elsengold erschien im Januar 2020 „Vulkan Berlin“.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Kai-Uwe Merz

Cover des Buches Der AGA-Wagen (ISBN: 9783863680060)

Der AGA-Wagen

 (1)
Erschienen am 09.09.2011
Cover des Buches Monster Berlin (ISBN: 9783962010638)

Monster Berlin

 (1)
Erschienen am 17.02.2021
Cover des Buches Bertolt Brecht in Berlin (ISBN: 9783814802879)

Bertolt Brecht in Berlin

 (0)
Erschienen am 12.09.2023

Neue Rezensionen zu Kai-Uwe Merz

Cover des Buches Wüste Berlin: Eine Kulturgeschichte der Nachkriegszeit (ISBN: 9783962010690)
aus-erlesens avatar

Rezension zu "Wüste Berlin: Eine Kulturgeschichte der Nachkriegszeit" von Kai-Uwe Merz

Bau auf, bau auf ... in Ost und West
aus-erlesenvor 2 Jahren

Nach furiosem Start folgte der jähe Absturz. Ein Ende kann ein Anfang sein. Berlin formierte sich vor einhundert neu. Erfand sich anschließend neu. Und versumpfte braun und dahinsiechend. Als diese Zeit vorbei war, sah man das Ausmaß dieses Kapitel. Landschaftliche Erhebungen bestanden aus Trümmern. Straßenzüge unerkennbar. An ein funktionierendes System konnte man sich nur vage erinnern. Und hier sollte nun etwas entstehen, das heutzutage als „In Berlin ist immer was los“ bekannt ist? Wie soll aus einer Wüste fruchtbares Land gewonnen werden?

Den Kopf in den märkischen Sand stecken, sich unter den Trümmern in Selbstmitleid ergehen – det is nich Berlin. Wie nach einem Vulkanausbruch gedeiht aus dieser Erde Neues. Es wird dauern, aber das Ziel ist klar definiert. „Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt“, Bürgermeister Ernst Reuter hat es so in die Welt hinausgeschrien. Und bald schon schaute man nicht nur, man kam.

Bis das jedoch geschah, standen Verwaltung und Einwohner, Kultur und Politik vor der größten Herausforderung, die es jemals in der Stadt gab. Und davon berichtet Kai-Uwe Merz in seinem dritten Band über die Kulturgeschichte der deutschen Hauptstadt. Die Literaten gaben der Stadt wieder ein Gesicht. Sie verarbeiteten als Erste die dunkle Zeit und durchleuchteten die Gegenwart, manche warfen einen vagen Blick in die Zukunft. In der DDR wurde Johannes R. Becher Kulturminister. Bertolt Brecht gestaltete im Osten der Stadt mit dem Berliner Ensemble einen Leuchtstern, der über Grenzen hinweg strahlen sollte. Der entnazifizierte Wilhelm Furtwängler gab den Philharmonikern ihren Ruf zurück. Günter Neumann stand auf der Bühne, um kritisch und augenzwinkernd die neue Zeit satirisch unter die Lupe zu nehmen. Architektonisch war die Stadt sichtbar gespalten. Nicht nur wegen der Mauer – die kam erst später. Beton gab es (und gibt es immer noch weithin sichtbar) hüben wie drüben. Während die Stalinallee erst heute ihren durchaus vorhandenen Charme versprüht, war sie anfangs auch und vor allem ein Vorzeigeprojekt, bei dem Namen…

Eine Stadt lebt nicht allein nur durch Literatur oder nur durch Architektur oder nur durch Politik. Das Räderwerk aus allen Bereichen der Kultur verleiht ihr ihren einzigartigen Charakter. Berlin hatte und hat den Vorteil einen Namen in der Welt zu haben. Den galt es nach 1945 wieder herzustellen und nachhaltig zu gestalten. Aus der (Trümmer-) Wüste Berlin keimten zarte Pflanzen, die bis heute ihre Wurzeln in der Stadt haben. Und dieses Buch trägt maßgeblich dazu bei, dass sie nicht in Vergessenheit geraten.

Cover des Buches Monster Berlin (ISBN: 9783962010638)
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Rezension zu "Monster Berlin" von Kai-Uwe Merz

Das Monster verschlang vieles, aber nicht alles!
aus-erlesenvor 3 Jahren

Es ist nicht einfach die NS-Zeit mit Kultur in Verbindung zu bringen. Staat und Partei sind verschmolzen – ein sicheres Zeichen für Diktaturen. Die Kulturszene muss sich dem Diktat der Partei, und somit des Staates beugen. In Deutschland der Jahre 1933 bis 1945 kein leichtes Unterfangen. Entartete Kunst, Bücherverbrennung, Hetze, Vertreibung, Folter - Künstler hatten es schwer ihrer Kunst Ausdruck zu verleihen. Die Verlustmasse der Geflohenen ist bis heute nicht aufgearbeitet. Während Filmschaffende Hollywood zu heutigen Ruhm verhalfen – ohne sie wäre der Flecken Erde in den Hügeln bei Los Angeles nicht weiter als ein Gewerbegebiet mittleren Ausmaßes für Filmschaffende – arrangierten sich manche mit dem Regime, manche biederten sich an, manche lavierten sich geschickt durch die Zeit. 

Die Zeiten, in denen aufm Ku’damm in den Cafés heiter diskutiert wurde, Weltliteratur geschrieben wurde, die Kunstszene zu explodieren drohte, waren endgültig vorbei als der Fackelzug der SA durchs Brandenburger Tor zog. Und Max Liebermann bei diesem Anblick die packende Zusammenfassung zum Besten gab: „Ick kann jar nich soville fressen wie ick kotzen möchte.“ 

Im Süden Frankreichs, in Sanary sur Mer bildete sich zwischenzeitlich eine deutsche Literatenkolonie, die jedem Bücherliebhaber ein Schauern über den Rück laufen lässt. Und in Berlin? Monströse Pläne für eine Welthauptstadt. Die Welt zu Gast bei Mördern. Gleichschritt nicht nur als Tagesparole, sondern bildhafter Alltag. Die Filmbranche blühte auf unter der Fuchtel von Joseph Goebbels, der nebenbei auch oberster Herr der Stadt Berlin war. 

Berlins Künstler waren zu dieser Zeit nicht minder kreativ als in den Jahren zu vor. Sie waren vor allem politischer, einige politiksicher. Wer Geld verdienen wollte, weil er es musste (der schnöde Mammon nimmt keine Rücksicht auf Diktaturen), passte sich an, wenn er keine Möglichkeit hatte zu fließen. Oder er versank für alle Zeiten in der Bedeutungslosigkeit. 

Als der „Vulkan Berlin“ ausbrach, stieg aus ihm das „Monster Berlin“ – so beschreibt es Autor Kai-Uwe Merz. Was nichts anderes besagt als dass der erste Satz dieses Buches geschrieben wurde als der Vorgängerband („Vulkan Berlin“) erschien. Beide Bücher rücken die Metropole Berlin ins Rampenlicht und leuchten sie detailreich aus, so dass selbst in den dunkelsten Ecken sich keiner mehr verstecken kann. Zweieinhalb Jahrzehnte, die Zwanziger, die Dreißiger und die erste Hälfte der Vierziger reichten aus, um den Olymp zu erklimmen und in die Tiefen der Hölle zu stürzen. So wie George Grosz es zeichnete. Hitler vor dem Leichnam seines Bruders auf dem Knochenhaufen der Opfer. Ein Sinnbild, das bei seiner Entstehung eine dunkle Zukunft darstellte und nur wenige Jahre später bittere Realität war. Um die Pauken und Trompeten dieser Zeit richtig zu verstehen, braucht man Bücher wie diese!


Cover des Buches Vulkan Berlin: Eine Kulturgeschichte der 1920er-Jahre (ISBN: 9783962010393)
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Rezension zu "Vulkan Berlin: Eine Kulturgeschichte der 1920er-Jahre" von Kai-Uwe Merz

Heißer Stoff
aus-erlesenvor 4 Jahren

Als die Mauer in Berlin fiel, tanzte alles, was Beine hatte auf den Straßen. Die Stadt schien mit einem Mal alles aus sich heraus zu lassen, was jahrelang in Lethargie versunken war. Ein paar Jahrzehnte zuvor muss es ganz ähnlich gewesen sein. Der Krieg war aus. Das gesamte politische Spektrum rangelte um die Vorherrschaft und Deutungshoheit, wenn es sein musste auch mit Waffengewalt. Berlin war damals schon eine Stadt, die man kannte. Doch sie hatte – sinnbildlich wie geographisch – Nebenbuhler. Charlottenburg, Köpenick, Lichtenberg und ein paar mehr reihten sich um Berlin herum. 1912 wurde Adolf Wermuth Oberbürgermeister der Stadt Berlin, von Groß-Berlin. Ihm ist das heutige Gesicht Berlins zu verdanken. Seine Gebietsreform ermöglichte den Aufstieg Berlins zu einer Art Welthauptstadt. Nach London und New York lebten in dieser Stadt die meisten Menschen. Flächenmäßig war nur Los Angeles größer. Kurze Zeit später wurde Berlin tatsächlich Hauptstadt der ersten Demokratie auf deutschem Boden. Dass auch die Nationalversammlung an die Spree zog, war das Ergebnis eines erbitterten Kampfes. Denn Weimar beanspruchte dieses Privileg. Eisenach, Würzburg, Frankfurt, Kassel zogen den Kürzeren. Das Los fiel auf Berlin.

Korruption und Verunglimpfung waren hier an der Tagesordnung. Politisch war Berlin der Mittelpunkt Deutschlands. Kulturell musste man noch nachziehen. Das tat man auch. Und wie! 

Architektonisch mit der Hufeisensiedlung in Britz. Literarisch schuf Alfred Döblin mit „Berlin Alexanderplatz“ ein Denkmal, das bis heute nichts an Strahlkraft verloren hat. Berlin entwickelte sich zu einer Metropole, da durften die Medien in nichts nachstehen. Immer mehr Verlage kamen nach Berlin oder gründeten sich neu. Künstler jeder Couleur tummelten sich in den Cafes und schufen in ihren Ateliers Werke für die Ewigkeit.

Kai-Uwe Merz umgeht die Fallen und setzt nicht auf die Aufmerksamkeit erheischende Partyszene, die es ohne Zweifel gab. Doch die ist nur die schimmernde Spitze des brodelnden Vulkans Berlin der 20er Jahre. „Vulkan Berlin“ ist nicht mehr und nicht weniger als der gelungene Kulturführer durch eine Zeit und eine Stadt, der die Ursachen und deren Auswirkungen detailgenau unter die Lupe nimmt. Erst durch dieses Buch erfährt man warum Berlin so glanzvoll dastand und bis heute von diesem Ruhm zehren kann. Und wenn man das nächste Mal in Berlin ist, erscheint so manches in einem anderen - immer noch strahlenden - Licht. 


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