Rezension zu "Von Bären und Menschen" von Kai Althoetmar
In seinem Interesse weckenden Buch "Von Bären und Menschen - Unterwegs in Rumäniens Karpaten" nimmt uns der Autor Kai Althoetmar mit auf eine besondere Reise durch den europäischen Raum, wobei der Fokus hierbei auf den majestätischen Bären dieser Gegend liegt.
Zur inhaltlichen Orientierung: In Rumäniens Karpaten leben noch heute Braunbären in einer Zahl wie aus ferner Zeit. Etwa sechstausend Bären streifen durch die Wälder der vergessenen Bergwelt Transsilvaniens. Mensch und Tier haben sich im alten Siebenbürgen arrangiert. Der Bär wird im Wald zugefüttert, damit er den Dörfern fernbleibt, die Landbevölkerung weiß sich richtig zu verhalten. Zugleich ist der Braunbär ein Wirtschaftsfaktor. Lange war die Jagd auf Rumäniens Bären ein Devisenbringer, heute gehen zahlende Fototouristen auf die Pirsch. Kai Althoetmar ist Rumäniens Bären begegnet: in den Wäldern Siebenbürgens, in Brașov (Kronstadt), wo "Müllbären" in Hochhaussiedlungen eindringen, und im Bärenasyl von Zărnești (Zernescht), das davon erzählt, was Bären in (un)menschlicher Gefangenschaft erleiden mußten. Zugleich erzählt das Buch von der Geschichte des Braunbären in Europa, vom Verhältnis Bär-Mensch im Laufe der Jahrtausende, von der Biologie des Braunbären, seinen vielen Unterarten auf der Nordhalbkugel der Erde, seiner Bedrohung und den Aussichten auf eine dauerhafte Rückkehr des Bären in den deutschsprachigen Raum.
Die Zoologisch-Wissenschaftlichen Informationen werden bedeutsam präsentiert, jedoch schwankt hier meiner Meinung nach immer wieder die Verständlichkeit, was das Werk für Laien teilweise doch recht anspruchsvoll macht.
Ein weiterer kritischer Aspekt des Buches ist die gelegentliche Überbetonung politischer Geschichte, die für mein Empfinden doch etwas zu ausführlich dargestellt wurde. Ich bin durch die ganzen historischen Details doch leider immer wieder ins Stocken geraten.
Besonders beeindruckend sind allerdings die vielen verschiedenen Einblicke in Rumäniens Karpaten, die der Autor auf seiner Reise durchstreift. Hier verwebt er geschickt biologische Details rund um den Bären mit persönlichen Erfahrungen, was dem Leser einen besseren Zugang zur Thematik ermöglicht.
Die Darstellung der Koexistenz zwischen Mensch und Bär, sowohl in der Gegenwart als auch historisch betrachtet, gibt dem Buch dann auch noch eine tiefer schürfende Dimension. Viele Passagen stimmen den tierliebenden Leser traurig, da frustrierende Konflikte und Missverständnisse zwischen Mensch und Tier nicht verschwiegen werden. Diese Schwierigkeiten haben sich über die Jahre hinweg verschärft und manifestieren sich bis heute in verschiedenen Formen.
Die Ausrottung einiger Bärenarten ist demzufolge eine bedauerliche Realität, die auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist. Der Mangel an Lebensraum ist dabei ein zentraler Faktor. Die Abholzung der Wälder, Raubbau an natürlichen Ressourcen und die fortschreitende Zersiedelung haben dazu geführt, dass Bären in vielen Regionen ihrer natürlichen Umgebung beraubt wurden. Dieser Verlust an Lebensraum zwingt die Tiere in die Nähe menschlicher Siedlungen, was wiederum Differenzen provoziert. Allgemein hat dies zu einer vermehrten Furcht und Ablehnung gegenüber Bären geführt, was schon wieder zu weiteren Problemen in der Erhaltung und dem Schutz dieser faszinierenden Tiere beiträgt. Wilderei und Jagd stellen zudem eine zusätzliche ernstzunehmende Bedrohung für Bären dar.
Im Fazit bleibt festzuhalten, dass die Beziehung zwischen Bären und Menschen schon immer von Auseinandersetzungen geprägt war, eine Tatsache, die der Autor zur Sprache bringt, indem er auch unbequeme Realitäten vor Augen führt. Das Buch vermittelt dem Leser einen passablen Einblick in die Geschichte des Bären, in Verbindung mit verschiedenstem Bildmaterial. Wer sich für diese Thematik interessiert, ist mit dem Buch sicherlich nicht schlecht beraten.